Witten. In mindestens drei Fällen soll ein Wittener seine Kunden um fünfstellige Summen gebracht haben. Dabei ging er immer nach demselben Prinzip vor.

Wegen mutmaßlichen Betrugs musste sich jetzt ein 25-jähriger Wittener vor dem Amtsgericht verantworten. Ihm wird vorgeworfen, mindestens drei Kunden durch nicht erbrachte Dienstleistungen um fünfstellige Beträge gebracht zu haben.

Das Geschäftsmodell seiner mittlerweile insolventen Dortmunder Firma: Beratung und Zwischenhandel für Kundinnen und Kunden, die einen eigenen Online-Shop auf der Internetplattform Amazon eröffnen wollen. Der junge Mann gab Tipps für Marketingstrategien und führte Marktanalysen durch, empfahl anschließend, welche Produkte sich zum Verkauf auf Amazon anbieten würden.

Auch die Produkte selbst bestellte er dann für die Klienten. Der Haken: Mindestens drei von ihnen bekamen die versprochenen Waren nie. Von den drei Klägern war am Mittwoch (8.3.) einer im Amtsgericht Witten vor Ort, um als Zeuge auszusagen.

Wittener könnte noch mehr Menschen betrogen haben

Der 45-Jährige hatte mit dem Angeklagten besprochen, Glasstrohhalme und Kniebandagen zu vertreiben. „Nachdem ich die Rechnung bezahlt hatte, hörte ich dann gar nichts mehr – obwohl mir vorher garantiert wurde, dass nach drei Monaten erste Umsätze generiert werden“, so der 45-Jährige aus Köln. „Ich habe Mails rausgeschickt, aber von dem angeblichen Team der Firma kam überhaupt nichts mehr.“ Insgesamt 35.000 Euro habe er zuvor an den Angeklagten gezahlt. Als er auf Google und dem Portal Trustpilot die schlechten Bewertungen über das Unternehmen sah, schlug er Alarm.

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Der Angeklagte sprach in der Verhandlung von 14 Kunden, die er mit seiner Firma betreut habe. Der 45-jährige Zeuge geht davon aus, dass weit mehr als nur drei von ihnen betrogen wurden. Er habe Kontakt zu einigen Menschen aufgenommen, die ihre negativen Bewertungen auf Google und Trustpilot hinterlassen hatten. Viele von ihnen hätten Beträge im vier- bis fünfstelligen Bereich an den Angeklagten gezahlt – und nie einen Cent davon wiedergesehen.

Weitere Zeugen sollen aussagen – Prozess wird fortgesetzt

Der Angeklagte wies diese Vorwürfe von sich: „Ich habe falsch kalkuliert und bin davon ausgegangen, dass sich die finanzielle Lage meiner Firma wieder stabilisiert.“ Im November 2022 folgte laut Angeklagtem eine Kontopfändung – sein Hauptargument, warum er seinem Klienten aus Köln nichts mehr habe auszahlen können. Kontounterlagen als Beweismittel hatte er am Mittwoch indes nicht dabei.

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Der Staatsanwalt fand das wenig glaubwürdig: „Man bekommt keine Pfändung, ohne vorher zu wissen, dass man in finanziellen Schwierigkeiten steckt.“ Der Angeklagte habe wissen müssen, dass seine Firma insolvent geht, und trotzdem noch Aufträge angenommen. „Haben Sie mit den Kunden gesprochen und die Situation transparent gemacht?“, wollte die Vorsitzende Richterin Barbara Monstadt außerdem wissen.

Offenbar nicht. Laut Aussage des Zeugen aus Köln hatte der Angeklagte zudem auch auf keine der Beschwerdemails reagiert. Weil das Gericht noch weitere Zeugen hören und zusätzliches Material in Bezug auf den Fall auswerten will, wird der Prozess fortgesetzt.

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