Witten. 2025 gehen bei der Wittener Feuerwehr 15 Einsatzkräfte in den Ruhestand. Nachwuchs wird dringend gesucht. Der ist aber nicht leicht zu finden.

Die Feuerwehr Witten steht vor einem Generationenwechsel. Im Jahr 2025 gehen 15 Einsatzkräfte in den Ruhestand. Das Problem: Der Nachwuchs wird immer weniger, viele Anwärterinnen und Anwärter unterschätzen den Beruf. Zudem fehlt einigen Bewerbern laut der Feuerwehr die nötige Disziplin.

Ab dem 1. April werden an der Wache der Dortmunder Straße 29 Nachwuchskräfte anderthalb Jahre lang ausgebildet und auf das Berufsleben vorbereitet. 18 von ihnen sollen in Witten anfangen – darunter eine Frau –, die anderen in weiteren Städten des EN-Kreises. Es gab rund 220 Bewerberinnen und Bewerber, die auch zum Eignungstest eingeladen wurden. Das hört sich zwar erst einmal viel an, aber: „Vor zehn Jahren hatten wir noch über 400 Bewerbungen“, sagt Feuerwehrchef Mario Rosenkranz.

Feuerwehr Witten: Anwärter sind disziplinloser geworden

Es gebe viele gute Anwärter, einige scheitern aber schon beim Einstellungstest – oder sogar davor. „Diesmal war es so, dass 60 Leute gar nicht kamen, obwohl sie eingeladen waren, und nicht einmal abgesagt haben“, klagt Rosenkranz. Diese Haltung passe nicht in den Berufsalltag, bei dem es auf Teamwork und Verlässlichkeit ankomme. Viele Männer und Frauen seien disziplinloser geworden. „Hinzu kommt, dass viele den Beruf unterschätzen“, so der Branddirektor. Das zeige sich dann unter anderem beim Sporttest.

„Viele Leute treiben einfach keinen Sport mehr. Körperlich muss man bei uns aber topfit sein“, sagt der Feuerwehrchef. Getestet werden die Nachwuchskräfte in Disziplinen wie Kondition oder Sprung- und Schnellkraft. „Wenn man gut drauf ist, sind die Tests auch zu schaffen. Mittlerweile ist es bei uns aber kein Ausschlusskriterium mehr, wenn jemand nicht in jeder Disziplin glänzt“, so der 55-Jährige.

Ausbildung wurde angepasst

In den letzten Jahren hat man die Ausbildung dahingehend angepasst. Rosenkranz: „Diejenigen, die sportlich etwas hinterherhängen, werden in der Ausbildung mehr unterstützt, so dass nach drei Monaten alle auf dem gleichen Stand sind.“ Das gelinge unter anderem durch die körperliche Arbeit im Berufsalltag, wenn zum Beispiel Schläuche gerollt werden müssen. Keine Chance haben hingegen Anwärterinnen und Anwärter, die bei der Theorie durchfallen. „Wenn jemand etwa kein Mathe kann, hat derjenige auch keine Chance.“

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Dabei ist die Feuerwehr auf jeden Bewerber angewiesen. Da man aber immer damit rechnen müsse, dass doch jemand abspringt, gibt es auch nach dem Ausbildungsstart noch eine Warteliste. „So können andere Bewerber nachrücken“, erklärt Wittens oberster Brandschützer.

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Die Gründe, wieso immer weniger Leute den Beruf erlernen wollen, kann der Feuerwehrchef nur erahnen. „Der Job hat sich grundlegend verändert.“ Mittlerweile seien auch technische, digitale Kompetenzen stärker gefragt, zum Beispiel in der elektronischen Datenverarbeitung. „Das ist nicht für jeden was.“ Dass es am Schichtsystem liege, kann sich Rosenkranz nicht vorstellen. „Nach einem 24-Stunden-Dienst hat man bei uns auch mal zwei oder drei Tage frei. So bekommt man das Privat- und Berufsleben gut unter einen Hut.“

Bei der Wittener Feuerwehr kennt jeder jeden

Zudem habe die Feuerwehr Witten den Vorteil, dass es im Vergleich zu Großstädten wie Bochum oder Witten eine relativ kleine Wache sei. Rund 120 Feuerwehrmänner und -frauen sind dort tätig. „Hier kennt jeder jeden, das ist ein Vorteil. Es wird niemand alleine gelassen.“ So gibt es mittlerweile auch professionelle psychische Unterstützung, falls jemand in einem Einsatz traumatische Erfahrungen macht.

Mario Rosenkranz erinnert zudem an die Aufstiegsmöglichkeiten, etwa in den gehobenen Dienst. Der Branddirektor ist die Karriereleiter selbst hochgeklettert und leitet die Feuerwehr seit Dezember 2018. „Es ist immer noch ein toller Beruf.“ Jedoch müsse sich jeder vorab genau informieren, was auf einen zukommt. Ausfälle kann sich die Feuerwehr vor allem im Hinblick auf den anstehenden Generationenwechsel nicht leisten.