Witten. Zwar hat es in Witten an Silvester keine schlimmeren Vorfälle gegeben. Dennoch sorgen die Krawalle in anderen Städten für Diskussionen.

Die bundesweiten Krawalle in der Silvesternacht hallen weiter nach. Auch in Witten diskutieren Polizei und Feuerwehr über die Geschehnisse. In der Stadt selbst hat es solche Vorfälle zwar nicht gegeben, die generelle Entwicklung macht jedoch Sorge.

„Das Ausmaß von dem, was zum Beispiel in Berlin passiert, ist schon erschreckend“, sagt Feuerwehrsprecher Uli Gehrke. Er selbst ist seit 37 Jahren im Dienst und spricht von einer Silvesternacht, die er so noch nicht erlebt hat. „Die Schlagzahl an Einsätzen war wirklich hoch.“ Zum Glück sei es in Witten aber nicht zu Angriffen auf Einsatzkräfte gekommen.

Angriffe vor allem bei Rettungskräften in Witten ein Problem

Generell seien solche aggressiven Vorfälle aber auch in Witten keine Seltenheit mehr. „Sowohl bei der Berufsfeuerwehr als auch bei den freiwilligen Kräften merken wir, dass das zunimmt“, sagt Gehrke. Los gehe es mit Bedrohungen, teilweise komme es auch zu körperlichen Angriffen. Vor allem bei den Rettungskräften sei das ein großes Problem. „Wenn unsere Feuerwehrleute im großen Aufgebot ankommen, passiert seltener was. Bei kleineren Einheiten wie dem Rettungsdienst scheint die Hemmschwelle geringer zu sein“, so der Feuerwehrsprecher.

Für ihn ist das eine traurige Entwicklung: „Wir kommen ja um zu helfen und nicht, um die Leute zu maßregeln.“ Zudem sei man solche Vorfälle nicht gewohnt. „Nicht jeder weiß, wie man in so einer Situation reagieren soll.“

Auch Polizeibeamte erleben solche Dinge immer wieder. „Ich will nicht von einem friedlichen Silvester reden, Übergriffe oder Angriffe mit Feuerwerk hat es in Witten und Herne aber nicht gegeben“, sagt Polizeisprecher Jens Artschwager. Dennoch sagt auch er, dass es absolut indiskutabel ist, was in anderen Städten passiert sei.

Polizeisprecher: Respekt wird weniger

So sind etwa auch in Bochum Beamte mit Feuerwerkskörpern beworfen worden. „Wir beobachten hier ein gesamtgesellschaftliches Problem. Der Respekt für die Einsatzkräfte wird immer weniger. Das gilt auch für Witten“, so Artschwager.

In der Politik dürfte das Thema Feuerwerk bald auch wieder Fahrt aufnehmen. „Dieses Silvester hat sicher nicht dazu beigetragen, dass ich meine Meinung dazu ändere“, sagt etwa Stefan Borggraefe, Fraktionsvorsitzender der Piraten. Die Partei hatte die Stadt bereits vor zwei Jahren dazu aufgefordert, ein Konzept für ein „zeitgemäßes Silvester“ zu erarbeiten. Die Linken wollten die Böllerei sogar ganz verbieten, ein Dringlichkeitsantrag wurde damals aber abgelehnt.

SPD und Grüne hatten sich den Piraten zuletzt angeschlossen. Das Problem: Städte dürfen den sprühenden Silvesterspaß nach dem Sprengstoffgesetz bislang nicht verbieten. Hierfür bedarf es zunächst einer Gesetzesreform. „Ich kann mir vorstellen, dass dieses Silvester dazu beitragen wird, dass es diese Reform schnell gibt und dann können wir das Thema im Rat besprechen“, sagt Borggraefe. Bis zum nächsten Jahreswechsel kann sich hier also noch einiges tun.