Witten. Eine Auswertung der LBS sieht Witten ganz weit vorn beim Rückgang der Immobilienpreise. Maklerin Bettina Hartmann kann das nicht nachvollziehen.
Lange gingen die Preise für gebrauchte Immobilien nur nach oben. Doch wegen der stark gestiegenen Bauzinsen sagen Experten eine Trendwende voraus. In einigen Städten hat die offenbar bereits eingesetzt – und in Witten anscheinend ganz besonders stark. Das zeigt eine Auswertung durch die Bausparkasse LBS West für unsere Wirtschaftsredaktion.
Im vergangenen Halbjahr seien die Angebotspreise im Ruhrgebiet stabil geblieben, in einigen Städten sänken sie aber bereits. Am stärksten betroffen sei dabei Witten mit einem Minus von 15 Prozent. Auch für ein Einfamilienbestandshaus seien die Angebotspreise ebenfalls in Witten am stärksten gesunken (-22 Prozent). Dort kostete es Ende des Jahres durchschnittlich 572.000 Euro.
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Witten war ein Ort mit hohem Preisniveau
Warum gerade die Ruhrstadt von der Trendwende jetzt besonders betroffen ist, zeigt ein Blick in die Vergleichsstatistik der LBS-Daten. Während für ein gebrauchtes Einfamilienhaus etwa in der Nachbarstadt Dortmund im Juni 2022 im Durchschnitt noch 589.000 Euro verlangt wurden, waren es damals in Witten 730.000 Euro. „Witten war ein sehr gefragter Ort mit hohem Preisniveau. Deswegen fällt er jetzt tiefer“, erklärt Roland Hustert, Geschäftsführer Vertrieb der LBS Nordwest.
Zudem würden die Summen, die in den Angeboten stehen, in der Regel inzwischen nicht mehr bezahlt. „Die Zeit der Überhöhung ist vorbei“, so Hustert. Während die Interessenten den geforderten Preis vor einem Jahr noch überboten hätten, um den Zuschlag zu bekommen, würde er jetzt heruntergehandelt. Die Folge: „Der echte Verkaufspreis ist im Moment deutlich unter dem Angebotspreis“, sagt der LBS-Experte. Unterm Strich sind laut Hustert „die echten Verkaufspreise mittlerweile durchschnittlich um circa zehn Prozent gesunken“ – und in den gefragten Gebieten noch mehr.
Wittener Maklerin beurteilt Lage anders
Minus 22 Prozent bei den Angebotspreisen? Diese Zahlen kann Maklerin Bettina Hartmann nicht nachvollziehen. „Das würde ich so nicht unterschreiben“, sagt die Wittenerin, die seit Jahren die Wittener Zahlen für den Preisspiegel NRW liefert, der vom Immobilienverband Deutschland (ivd) herausgegeben wird. Das Ende der Kostenexplosion hatte auch sie schon kommen sehen. „Wir haben die Spitze des Preisanstiegs erreicht. Jetzt sind wir in einem Bereich, in dem die Sache kippt“, meinte die 46-Jährige bereits im September 2022. Doch eine so drastische Entwicklung, wie die LBS-Daten sie zeigen, könne sie bislang nicht bestätigen.
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Insgesamt gebe es zwar weniger Anfragen, das Interesse sei insgesamt rückläufig, das habe sie auch in Gesprächen mit anderen Maklern und einem Baufinanzierer bestätigt bekommen. „Aber ich habe auch noch im November und Dezember Häuser zu guten Preisen verkauft.“ Vielleicht seien die Verkaufspreise um fünf Prozent gesunken, „allerhöchstens um zehn – aber ehrlich gesagt, ich merke es bislang gar nicht.“
Kaum Interesse an Häusern mit Sanierungsbedarf
Stabil sei bislang auch der Markt bei den Eigentumswohnungen. Hartmann erklärt sich das so: „Mancher, der sich wegen der Zinsen kein Haus mehr leisten kann, geht jetzt eine Stufe tiefer und kauft sich eine Wohnung.“ Etwas problematischer als zuvor, sei hingegen der Verkauf von Häusern, die unter Denkmalschutz stehen oder bei denen es einen großen Sanierungsbedarf gibt. Bei diesen Objekten hätten die Kunden Sorge, keinen Handwerker zu bekommen oder überhöhte Preise zahlen zu müssen.
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In der Bilanz für das ganze Verkaufsjahr 2022, die Hartmann jetzt gerade wieder für den ivd-Preisspiegel geliefert hat, lasse sich zudem noch keine grundsätzliche Trendwende ablesen. Insgesamt betrachtet, seien die Preise im letzten Jahr noch leicht angestiegen, aber nicht so stark wie zuvor. „Das belegt auch der offizielle Grundstücksmarktbericht für Witten.“
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Gute Nachrichten für Familien, die jetzt ein Haus suchen, hat Bettina Hartmann dennoch. Sie geht davon aus, dass die Preise weiter sinken werden. „Und es werden wieder mehr Häuser angeboten, es ist Bewegung im Markt“, sagt die Wittenerin. „Viele wollen jetzt noch rasch verkaufen, weil sie fürchten, später keinen guten Erlös mehr erzielen zu können.“