Witten. Wohin, wenn die Sonne scheint? Na, auf den Hohenstein. Wittens schönste Anhöhe zieht auch Besucher aus Nachbarstädten an. Alle haben gute Laune.

Morgens zeigt das Thermometer noch knapp über null Grad an. Die Autoscheiben sind gefroren. Doch wenige Stunden später hat die Sonne ihre Kraft entfaltet. Wer Zeit hat, den zieht es schon mittags nach draußen. Und es sind gar nicht so wenige, die auf dem Hohenstein den Vorfrühling genießen. Radfahrer, Spaziergänger, Tierfreunde und Sportbegeisterte, sogar Picknicker haben den Weg auf Wittens schönste Anhöhe gefunden. Denn dort sind sie dem blauen Himmel am nächsten.

Sonnenanbeterinnen aus Wuppertal in Witten: (v.li.) Brigitte Miethling, Heike Sprotte und Renate Schütrumpf.
Sonnenanbeterinnen aus Wuppertal in Witten: (v.li.) Brigitte Miethling, Heike Sprotte und Renate Schütrumpf. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Rund ums Bergerdenkmal sind einige Bänke besetzt. Renate Schütrumpf (69), ihre Schwester Brigitte Miethling (73) und Freundin Heike Sprotte (53) haben die Augen geschlossen und halten ihre Gesichter den wärmenden Strahlen entgegen. Schon seit Jahren kommen die drei Damen ein paarmal im Monat aus Wuppertal nach Witten, um Heimatluft zu schnuppern. Denn hier sind sie aufgewachsen. Bei den Kanu-Freunden waren sie oft am Anleger. Jetzt blicken sie hinunter auf die Ruhr, in der sie als Kinder schon geschwommen sind. „Diese Aussicht ist einfach toll“, schwärmen die Frauen.

Radler kommt aus Castrop nach Witten

Der Fluss, dessen Wassermassen bei der Flut im Sommer 2021 so viel zerstört haben, fließt jetzt gemächlich durch sein Bett und glitzert in der Sonne. Die Ruhrauen zeigen sich schon in kräftigem Grün, während die Bäume der Wärme noch nicht so recht trauen. Hubert Grund bewundert das Panorama. Der 66-Jährige, nach 33 Jahren bei Opel längst in Rente, ist mit dem neuen E-Bike mal eben die 15 Kilometer aus Castrop-Rauxel hergeradelt. Denn: „Ich war vor Jahren schon mal mit meiner Frau da“, sagt er – und hat sich nun wieder an den schönen Ort erinnert.

Die Ruhr im Rücken: Hubert Grund ist mit dem E-Bike aus Castrop-Rauxel gekommen.
Die Ruhr im Rücken: Hubert Grund ist mit dem E-Bike aus Castrop-Rauxel gekommen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Ja, sind denn gar keine Wittener hier? Aber sicher doch. Klaus-Jürgen (79) und Evelyn (75) Böttcher wohnen gegenüber, in Bommern, und gehen regelmäßig am Hohenstein spazieren. Heute lassen sie es gemächlich angehen, denn die 75-Jährige hat vor ein paar Wochen eine neue Hüfte bekommen und zur Sicherheit die Krücken dabei. Dass heute Valentinstag ist, juckt das Paar nicht. „Wir haben ständig Valentinstag. Mein Mann bringt mir fast jede Woche einen Blumenstrauß mit“, strahlt Evelyn Böttcher. Die beiden sind immerhin 53 Jahre verheiratet.

Picknick mit Erdbeeren statt Wasserspielplatz

Helga Krüger und Christa Schöneberg sind ebenfalls Wittenerinnen – und drehen fast täglich am Hohenstein ihre Runden, „auch bei schlechtem Wetter“. Die Luft sei hier oben besser, finden die Frauen, die sich gerade auf einer Bank ausruhen. Sie sind 86 Jahre alt und Freundinnen seit der Schulzeit. Humor haben sie auch: „Wir schlagen hier bald Wurzeln“, sagt Christa Schöneberg.

Eine Familie packt an einem der Tische nahe dem Parkplatz gerade Getränke und Gebäck aus. Sogar ein Schälchen Erdbeeren steht da. Avesta (fast 5) und Vina (6) freuen sich schon auf die Leckereien. Schade nur, dass die Mädchen nicht auf den Spielplatz können. Der wird gerade renoviert. Bagger stehen dort inmitten des Bauzauns. Ab und zu durchbricht der Lärm einer Maschine die Ruhe.

Viel los im Streichelzoo am Hohenstein

Wenige Schritte nur sind es bis hinüber zum Streichelzoo. Die Hähne im Gehege und ein Specht im Wald krähen und klopfen um die Wette. Ein Hängebauchschwein döst in der Sonne. Karl, der Ziegenbock, schmust gerade mit Anna-Janina Dienstuhl vom Streichelzoo-Team. „Wenn das Wetter so schön ist wie gestern und heute, ist hier auch in der Woche viel los“, sagt die 34-Jährige.

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Alle wollen natürlich die Tiere füttern. „Die werden schon dicker. Da müssen wir aufpassen, sonst gibt es Bauchschmerzen“, sagt Anna-Janina Dienstuhl. Sie und die anderen Mitarbeiter streuen gerade neue Häcksel ein, damit der vom Regen durchweichte Boden endlich trocken wird.

Wittener Boule-Club beim Training

Von Ferne dringt leises Klackern durch die Luft. Beide Boule-Plätze sind belegt. Harry (66) und Gabi (65) Gill aus Wetter sind zwar oft auf dem Hohenstein, aber zum ersten Mal haben sie Kugeln dabei. Die haben sie sich zu Weihnachten geschenkt. „Denn wir haben mal beim Spielen zugeguckt und fanden das so toll.“ Für Gabi läuft es. Zweimal hat sie schon gewonnen – und freut sich diebisch darüber. Sollten die zwei noch Fragen zu den Regeln haben: Auf dem anderen Platz trainiert gerade die dritte Liga-Mannschaft des 1. Pétanque-Boule-Clubs Witten.

„Das Gelände ist herrlich. Wir sind froh, dass wir den Platz haben“, sagt Spielleiterin Christine Roth. Fast jeden Nachmittag seien einige der knapp 70 Vereinsmitglieder hier draußen – auch wenn das Wetter mal nicht so schön ist. Aber heute, sagt Roth und blinzelt in die Sonne, „ist das wie Urlaub“.

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