Witten. In der einstigen Sportlerklause in Stockum eröffnet demnächst ein Familiencafé mit Indoor-Spielplatz. Der Clou sind besondere Geburtstagsfeiern.

Ihr Herzensprojekt wird ein echtes „Goldstück“. Laura Grünewald (29) eröffnet am 16. April in Witten-Stockum ein Familien- und Eventcafé. Dazu saniert ihr Vater Jörg Richhardt zurzeit das einstige Traditionslokal „Sportlerklause“. In dem multifunktionalen Veranstaltungslokal werden dann auch Motto-Kindergeburtstage veranstaltet.

Das war einmal: Der flache Anbau der „Sportlerklause“ an der Hörder Straße in Witten (hier im Vordergrund) wurde abgerissen. Nur das helle Wohnhaus steht noch und bekommt bald eine verputzte Fassade. Darin eröffnet das Café „Goldstück“.
Das war einmal: Der flache Anbau der „Sportlerklause“ an der Hörder Straße in Witten (hier im Vordergrund) wurde abgerissen. Nur das helle Wohnhaus steht noch und bekommt bald eine verputzte Fassade. Darin eröffnet das Café „Goldstück“. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Man ist schwer beeindruckt, was die Stockumer Familie Richhardt an der Hörder Straße 303 auf die Beine stellt. Denn die Sportlerklause ist kaum wiederzuerkennen. Ein Teil des Gebäudes wurde abgerissen, dort soll ein Mehrfamilienhaus mit Wohnungen entstehen. Der andere Teil wird gerade kernsaniert bis in die Dachbalken, so vieles ist hier marode.

Es gibt neue Raumzuschnitte und raffinierte Umbauten, die im künftigen „Goldstück“, so der Name des Cafés, verschiedene Nutzungen zulassen. Eine faltbare Wand, die den großen Saal unterteilt, oder etwa einen Kriechtunnel, damit der Spielplatz im Mittelpunkt des Gebäudes von allen Seiten erreichbar ist. „Ich springe in dieses Projekt voll rein“, sagt Laura Grünewald, die Tochter des Bauunternehmers Jörg Richhardt.

Location für Mottogeburtstage

Das Konzept ist reiflich überlegt. Die gelernte Veranstaltungskauffrau wollte schon vor den Corona-Lockdowns mit ihrer Selbstständigkeit durchstarten. Unfreiwillig hatte die Mutter einer anderthalbjährigen Tochter dann Zeit für Pläne und den Businessplan. Dafür hat sie ihre Anstellung in der Indoorhalle „Blue Beach“ gekündigt.

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Minibistro oder Café im Puppenhausformat: In dieser Spieleecke (hier eine Visualisierung) sollen Kinder selbst ihre Gäste bewirten können.
Minibistro oder Café im Puppenhausformat: In dieser Spieleecke (hier eine Visualisierung) sollen Kinder selbst ihre Gäste bewirten können. © laura grünewald | Visualisierung:

2018 hat sie bereits neben- und freiberuflich ihre Firma „Funtasie Kinder Events“ gegründet. Dabei wurden sie und Mitarbeitende gebucht, um Prinzessinnen-, Detektiv-, Piraten- oder Einhorngeburtstage zu feiern. „Ich habe aber gemerkt, dass das zu aufwendig ist“, sagt Grünewald. Außerdem konnte man bei den Menschen daheim nicht in dem Maße dekorieren, dass es zum perfekten Event passt. „Ich brauchte feste Räumlichkeiten.“ Als ihr Vater die Sportlerklause erwarb, ploppte die Idee mit den Kindergeburtstagen wieder auf. Und langsam konnte sie ihn davon überzeugen, dass sich diese Eventlocation rechnen könnte.

Konzept bekannt aus Großstädten

Tatsächlich soll das „Goldstück“ nämlich vieles sein. Dort sollen die Stockumer und Auswärtige wieder Trauerfeiern buchen können, Einschulungen, Weihnachtsfeiern, runde Geburtstage oder Kommunion feiern. Von 9 bis 14 Uhr öffnet das Café für alle, gern auch für die Senioren im Ort. Dazu gibt es eine Frühstückskarte, Mittagstisch und wechselnde Tagesangebote.

Ab 15 Uhr sind dann die Kindergeburtstage als Festpreis-Paket buchbar. An zwei Sonntagen im Monat soll im „Goldstück“ ein großes Brunchbüfett aufgebaut werden. Auch die Bühne soll wieder bespielt werden, etwa vom Stockumer Theaterverein (Laura Grünewald ist noch Mitglied). An Halloween oder an Karneval will sie selbst Veranstaltungen organisieren, etwa ein Grusellabyrinth aufbauen.

„In Stockum leben bereits viele Familien und wenn der Stockumer Bruch bebaut wird, werden noch viele hinzukommen“, sagt die angehende Gastronomin. Sie will diese Klientel mit einem Konzept erobern, das man lange nur aus Großstädten kannte und am ehesten vom kürzlich eröffneten Café Krümelreich in der Stadtgalerie umgesetzt wird.

Mini-Café als Indoorspielplatz

Gaststätte war über 100 Jahre in Betrieb

Die Sportlerklause an der Hörder Straße 303 war bis Sommer 2019 ein beliebter Treffpunkt in Witten. Über 100 Jahre lang wurden dort Geburtstage, Hochzeiten, Konfirmationen, Kommunionen und vieles mehr gefeiert. Bis zu 160 Menschen fanden im großen Saal mit eigener Bühne Platz. Entsprechend fand dort einiges statt - von Weihnachtsfeiern des TuS Stockum bis zur Travestieshow.

Zuletzt führten Simone Keßler und Volker Gramkau den Betrieb und waren beliebt für ihre großen Schnitzel. Sie hatten die Traditionsgaststätte im März 2017 von Monika Lührmann übernommen, die dort seit 2004 am Zapfhahn stand.

Im Gastraum wird es eine Federwiege für den schlafenden Säugling geben, einen Laufstall für ruheloser Krabbler und einen Indoorspielplatz, den ein Wiener Spezialist entworfen hat. In diesem Minibistro mit Dachterrasse können die Kleinen zum Beispiel mit Puppengeschirr im eigenen Café bedienen. Durch einen Kriechtunnel geht es in den Tobebereich. Der Vorteil: An den 30 Tischen im Gastraum wird es nicht ganz so laut. Es gibt auch eine spezielle Toilette für Kleinkinder mit Mini-Klo, tiefhängendem Waschbecken und einem Wickeltisch.

Vom einstigen Anbau der Sportlerklause steht nicht mehr viel. Hier will das Bauunternehmen Richhardt ein Mehrfamilienhaus errichten.
Vom einstigen Anbau der Sportlerklause steht nicht mehr viel. Hier will das Bauunternehmen Richhardt ein Mehrfamilienhaus errichten. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Ihr Team – vier Angestellte und drei Aushilfskräfte – hat Laura Grünewald schon zusammen. Noch läuft der Innenausbau. Aber bald kann sie die Räume mit den neuen Tischen und Stühlen, dem Geschirr, dem goldigen Besteck, den Etageren füllen, die sie alle schon besorgt hat. Und natürlich mit Leben. „Denn früher waren wir alle in der Sportlerklause und haben gefeiert, meine Eltern und sogar meine Großeltern.“ Zeit also, dass auch das „Goldstück“ die Herzen der Stockumer erreicht.