Witten. Abgerissen wird die Sportlerklause in Witten-Stockum wohl nicht, doch sie bleibt geschlossen. Eine kleine Kneipe entwickelt sich zum neuen Treff.
Die Rollläden sind heruntergelassen. Schnitzel oder ein Pils werden die Stockumer in der Sportlerklause an der Hörder Straße so schnell nicht mehr bekommen. Gerüchte um Abriss oder Verkauf des einstigen „Bürgertreffs“ und beliebten Traditionslokals machen im Dorf die Runde. Derweil scheint sich eine kleine Kneipe zum neuen Treff zu entwickeln.
„Noch steht die Sportlerklause“, entgegnet Besitzerin Hannelore Brinkmann auf Anfrage. Derzeit bleibe die Gaststätte einfach geschlossen. Schon seit Sommer 2019 fließt dort kein Bier mehr durch den Zapfhahn – und daran werde sich auch in naher Zukunft nichts ändern.
Letzte Wirtin hat die Sportlerklause in Witten-Stockum vorzeitig aufgegeben
Die letzte Wirtin, Simone Keßler, hat die mehr als 100 Jahre alte Gaststätte nach zweieinhalb Jahren aufgegeben – obwohl sie einen Fünf-Jahres-Vertrag hatte. Während sie damals über Probleme mit dem Vermieter klagte, äußert sich Besitzerin Brinkmann nun ihrerseits verärgert über die ehemaligen Pächter. Sie hätten nicht mehr bezahlt. Sie habe die Sache nun einem Anwalt übergeben und kümmere sich lediglich darum, dass der Bereich um die Sportlerklause sauber gehalten werde. Weitere Neuigkeiten gebe es nicht. Doch wo treffen sich die Stockumer jetzt? Wo trinken sie ihr Feierabendbierchen?
TuS Stockum hat im neuen Anbau Platz für bis zu 200 Besucher
Für den TuS Stockum sei das kein großes Problem, sagt Vorsitzender Peter Ludwig. Natürlich bedaure der Verein, dass die Sportlerklause nun geschlossen ist. „Das war einfach ein Stück Stockum. Wir haben zum Beispiel unsere Jahreshauptversammlungen dort gemacht.“ Doch seit der TuS vor vier Jahren selbst an der Turnhalle angebaut hat, habe sich das Blatt gewendet. Ludwig: „Wir sind nun die Einzigen in Stockum, die Platz für mehr als 80 bis 90 Leute haben.“ Maximal 200 Besucher fasse der Neubau. „Wir vermieten nun selbst an Vereinsmitglieder.“ Für kleinere Feiern reiche auch das Vereinsheim.
Beliebter Ort für große Feste
Gerne haben die Stockumer in der Sportlerklause Geburten, Geburtstage, Hochzeiten, Konfirmationen, Kommunionen und vieles mehr gefeiert. Zuletzt führten Simone Keßler und Volker Gramkau den Betrieb.
Sie haben die Traditionsgaststätte im März 2017 von Monika Lührmann übernommen, die dort seit 2004 am Zapfhahn stand. Im großen Saal der Sportlerklause, der auch über eine Bühne verfügte, hatten bis zu 160 Menschen Platz
Die Heimatfreunde Stockum/Düren jedoch haben mit der Schließung der Sportlerklause einen Treffpunkt verloren. Gern hätten sie dort ihre Grünkohlessen veranstaltet oder Jahreshauptversammlungen abgehalten. „Jetzt müssen wir nach auswärts“, sagt Vorsitzender Wolfgang Lippert. Das Hotel Specht an der Westfalenstraße haben sie zum neuen „Vereinslokal“ auserkoren – es liegt über fünf Kilometer weit entfernt. „Manchmal können wir aber auch ins Gemeindehaus ausweichen.“ So finden etwa die Heimatnachmittage im Paul-Gerhardt-Haus statt. Wolfgang Lippert hat dennoch einen Tipp für jene, die in kleiner Runde gemütlich etwas trinken wollen.
Seit knapp einem Jahr hat das „Treppchen“ wieder geöffnet
Denn genau schräg gegenüber vom Heimatstübchen an der Hörder Straße hat seit knapp einem Jahr das „Treppchen“ wieder geöffnet – mit altem Namen, aber neuem Besitzer. Der heißt Jupp Velkov, kommt aus Bochum und kennt sich nach eigener Aussage in der Wittener Gastro-Szene aus. Deshalb habe er es gewagt, die kleine Kneipe in Stockum zu übernehmen, die acht Jahre lang dicht war. „Und ich bin zufrieden“, sagt Velkov, der vor der Eröffnung noch komplett renoviert hat.
In der kleinen Kneipe an der Hörder Straße gibt’s auch einen Sparclub
Knapp 70 m² groß ist das Lokal, in dem rund 40 Gäste am Tresen oder an den Tischen Platz finden. Außerdem gibt’s einen kleinen Saal, der für Feiern mit maximal 25 Gästen reserviert werden kann. „Das nutzen die Stockumer oft“, so der Treppchen-Wirt. Dann bietet der 47-Jährige auf Wunsch auch eine Kleinigkeit zu Essen an: Mettbrötchen, Nudelsalat, Gulaschsuppe. Ansonsten gibt’s nur Getränke.
Die Gäste seien zwischen 18 und 80 Jahre alt, sagt Jupp Velkov. Weiberfastnacht haben sie im Treppchen unlängst noch gefeiert. Auch einen Sparclub gibt es. Und die kleine Kneipe hat täglich geöffnet.
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