Witten. Die Stadt Witten hat eine neue Friedhofsgebührensatzung vorgelegt. Die Preise für Reihen- und Wahlgräber steigen deutlich an. Ein Überblick.

Alles wird teurer – auch das Sterben. Die Stadt will die Friedhofskosten anheben. Eine Grabstätte soll dann im Schnitt 200 bis 300 Euro teurer werden. Der Entwurf der neuen Gebührensatzung stand am Donnerstag (2.2.) im Stadtentwicklungsausschuss auf der Tagesordnung.

Die Preise für eine letzte Ruhestätte in einem Kolumbarium steigen besonders kräftig.
Die Preise für eine letzte Ruhestätte in einem Kolumbarium steigen besonders kräftig. © FUNKE Foto Services | Stephan Lucka

Die Personaldecke für die fünf städtischen Friedhöfe ist dünn gestrickt. Mitte der 90er Jahre waren es noch 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Inzwischen sind es nur noch 13. Die Größe der Flächen, die sie versorgen müssen, ist mit knapp 35 Hektar aber gleich geblieben. „Dadurch ist nun eine solch geringe Personalausstattung vorhanden, dass die Pflege und Unterhaltung der Friedhöfe in einigen Bereichen nur noch auf einem sehr geringen Niveau erfolgen kann“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Und damit – das gibt Kämmerer Matthias Kleinschmidt zu – seien nicht alle Bürger einverstanden.

Stadt Witten will die Reißleine ziehen

Anders gesagt: Am Personal kann also nicht weiter gespart werden, doch die Kosten steigen. Und die Friedhöfe sind ohnehin schon ein Zuschussbetrieb. 390.000 Euro muss die Stadt derzeit jährlich beisteuern. Mit der neuen Gebührensatzung will sie nun die Reißleine ziehen. Eine Verringerung des Zuschussbedarfs und ein Ausgleich „der immensen allgemeinen Preissteigerungen der letzten Jahre“ seien nur durch die Erhöhung der Gebühren zu realisieren. Kleinschmidt: „Dazu gibt es für uns leider keine Alternative.“

Knapp 35 Hektar groß ist die Fläche der städtischen Friedhöfe in Witten. Sie machen damit einen wichtigen Teil der öffentlichen Grünfläche aus. (Archivbild Urnengräber Hauptfriedhof)
Knapp 35 Hektar groß ist die Fläche der städtischen Friedhöfe in Witten. Sie machen damit einen wichtigen Teil der öffentlichen Grünfläche aus. (Archivbild Urnengräber Hauptfriedhof) © FUNKE Foto Service | Hans Blossey

So soll die neue Gebührensatzung aussehen: Kostete eine Erdreihengrabstätte nach der Satzung von 2019 für einen Zeitraum von 25 Jahren noch 1503 Euro, sollen es nun 1730 Euro sein, also knapp 230 Euro mehr. Ein Urnenreihengrab verteuert sich ebenfalls von 1503 auf 1730 Euro. Genauso viel muss man künftig für ein Urnenreihengrab – auch auf einem anonymen Gräberfeld – sowie eine Aschebeisetzung zahlen.

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Bei den Wahlgrabstätten steigt der Preis für ein Erd- oder Urnengrab etwa von 1800 auf 2070 Euro, also um rund 270 Euro. Überdurchschnittlich stark wird die Gebühr für eine Kammer in einer Urnenstele angehoben. Sie soll künftig 2535 statt 2130 Euro kosten – rund 400 Euro mehr. Begründung des Kämmerers: „Die Beschaffung der Kolumbarien ist für uns ebenfalls deutlich teurer geworden.“

Auch Preise für Dienstleistungen werden angehoben

Auch die Preise für Dienstleistungen werden angehoben. So soll die Nutzung der großen Trauerfeierhalle auf dem Hauptfriedhof nun in der Woche 220 statt 175 Euro kosten, das sind 45 Euro mehr. Samstags wird es noch mal teurer. Der Preis für das Ausschmücken der Halle bleibt mit 119 Euro hingegen gleich. Für das Herrichten der Gräber werden künftig 829 Euro bei einer Erdbestattung berechnet (bislang: 774) und 184 Euro bei einem Urnengrab (bislang: 172).

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Durch die Erhöhungen sollen – falls die Bestattungszahlen gleich bleiben – etwa 150.000 Euro jährlich mehr eingenommen werden. Die Summe schlägt sich aber nicht gleich komplett in der Bilanz für 2023 nieder. Nur 37.500 Euro werden direkt verbucht. Der Rest wird auf die kommenden Jahre umgerechnet – abhängig von der Nutzungszeit der Grabstätten. Das Minus in der Friedhofskasse ist mit der neuen Satzung also nicht aus der Welt zu schaffen.

Um die jährlichen Erträge weiter zu steigern, sei es daher „sinnvoll, die Friedhofsgebühren auch zukünftig in regelmäßigen Abständen anzupassen“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Noch muss die Stadt Witten den Vergleich mit den Nachbarn dabei nicht scheuen.

Großstädte in der Nachbarschaft verlangen mehr

Während es in Hattingen und Herdecke – oder auch auf Wittens kirchlichen Friedhöfen – zum Teil günstiger ist, unter die Erde zu kommen, muss man in Dortmund oder Bochum im Schnitt mehr bezahlen. Die centgenaue Gegenüberstellung fällt schwer – denn Liegezeiten, Beisetzungsoptionen und Gestaltungsmöglichkeiten unterscheiden sich. „Das kann man daher nicht 1:1 vergleichen. Aber ich denke, wir nähern uns dem Preisniveau der Großstädte an“, sagt Kämmerer Matthias Kleinschmidt. „Witten ist nicht der billige Jakob, liegt aber auch nicht über dem Durchschnitt.“

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Die kommende Preissteigerung findet er daher gerechtfertigt. „Ich weiß, es sind nennenswerte Beträge und es ist ein emotionales Thema“, so Kleinschmidt. „Aber ich denke, wir haben nicht übertrieben.“