Witten. . Die vier Wittener Kolumbarien werden stark nachgefragt, weil sie ansprechend und pflegeleicht sind.WBG beantragt jetzt Neuerrichtung in Buchholz. Stadt will lieber sie nur zentral anbieten, denn sie bergen für den Träger ein finanzielles Risiko.

Ein neues Kolumbarium soll nach dem Willen der Wittener Bürgergemeinschaft (WBG) auf dem städtischen Friedhof in Buchholz errichtet werden. Noch eine Urnenwand – ist dafür Bedarf da? Offenbar: Das Angebot an dieser für Witten neuen Form der Beisetzung werde gut angenommen, versichern die verschiedenen Friedhofs-Träger der Stadt.

Vier Kolumbarien gibt es bislang in Witten: Die Stelen auf dem Hauptfriedhof, dazu Urnenwände auf dem evangelischen Friedhof an der Pferdebachstraße, auf dem Friedhof der katholischen Mariengemeinde sowie bei der alt-lutherischen Gemeinde an der Königsberger Straße. Die Nachfrage sei groß, auf dem Hauptfriedhof etwa sind vier der pyramidenförmigen Stelen mit je 24 Kammern bereits voll, die fünfte werde belegt. Der Anteil der Kolumbarien bei den Urnen-Neubeisetzungen liege bereits bei knapp 20 Prozent, sagt Detlef Kottowski, Betriebsleiter des Bereichs Grün der Stadt. „Den Bürgern gefällt diese neue Art der Beisetzung“, erklärt er. Nicht nur wegen des geringen Pflegeaufwandes. „Sie finden sie schön – eben auch optisch.“

Nur eine Modeerscheinung?

Nur Geschmackssache – oder auch Modeerscheinung? Für Thorsten Knublauch vom evangelischen Kreiskirchenamt liegt darin die Krux der Wände. Obwohl die Kolumbarien auf dem Friedhof an der Pferdebachstraße gut angenommen würden – hier kann man die Urne nicht nur in Wänden, sondern übrigens auch in den Säulen der alten Neuhaus-Gruft beisetzen lassen –, plädiert der Friedhofs-Experte nicht für eine Ausweitung auf weitere Friedhöfe: „Für den Träger ist es ein Risiko.“ Der müsse die Anlage finanzieren und unterhalten. „Sie planen für mindestens 50 Jahren – und dann will das vielleicht keiner mehr haben.“ Ohnehin rechne sich so etwas nur für Friedhöfe mit einer gewissen Größe, so der wie der in der Pferdebachstraße mit jährlich etwa 200 Beerdigungen.

Auch Stadt-Grünflächenmann Kottowski sieht den WBG-Antrag für Buchholz eher kritisch: „Bislang war unsere Philosophie, die Kolumbarien nur zentral auf dem Hauptfriedhof anzubieten – und ich halte das auch für ausreichend.“ Nicht nur wegen der unkalkulierbaren Kosten für den Träger. „Der Friedhof muss auch den entsprechenden Charakter für so eine Anlage haben.“

Das Gespräch suchen

Der aber ist „stark im Wandel“: Während vor sechs bis acht Jahren der Anteil der Urnenbeisetzungen noch bei 30 Prozent gelegen habe, so Kottowski, so liege er jetzt schon bei über der Hälfte, von „70 bis 80 Prozent“ spricht gar Gärtnermeister Thorsten Ronsiek. Man will seinen Angehörigen – so es denn welche gibt – nicht zur Last fallen: Das sei der Hauptgrund für die Entscheidung für die Urne – nicht die Kosten, da sind sich alle Fachleute einig. Die Kolumbarien seien nur ein Baustein der neuen Friedhofslandschaft: Gemeinschaftsgrabanlagen, Urnenrasen, Ascheverstreuung, anonyme Beisetzungen: Das alles ist in Witten möglich. „Viele neue Wege – und man sollte sich nicht scheuen, zu Lebzeiten darüber zu reden, welchen man gehen möchte“, plädiert Gärtner Ronsiek. Nur pflegeleicht sei oft nicht die beste Lösung: „Hinterbliebene brauchen ein Platz zum Trauern.“