Witten. Der Kupferklau in Witten geht weiter. Auf dem Stockumer Friedhof wurden Leitungen und ein Bronzekreuz abgeflext. Die Polizei ermittelt kaum.

Die Serie von Metalldiebstählen in Witten reißt nicht ab. Laut Polizei haben Diebe in diesem Jahr schon zehnmal Friedhöfe in Witten heimgesucht, um Kupferrohre und Wasserhähne mitgehen zu lassen. Es gab fünf weitere Metalldiebstähle auf Privatgrundstücken und in Kleingartenanlagen. Nun traf es den Städtischen Friedhof in Stockum.

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Gerade bei der aktuellen Hitze können die Friedhofsnutzer nun an einem Betonbecken kein Wasser mehr zapfen. In der Nacht zwischen Samstag und Sonntag, berichten zwei Senioren, sei die Kupferleitung wohl von Metalldieben durchtrennt und mitgenommen worden. Immerhin: Auf diesem Friedhof gibt es noch sechs weitere Wasserstellen, die die Stadt modernisiert hat. Die Leitungen wurden ins Innere der Betonbecken verlegt. Das Wasser kommt aus einem stabilen Zapfhahn – für Metalldiebe ist dieses Material offenbar uninteressant.

Kreuz hat einen Wert von 800 Euro

Einfach abgeflext: Dieses Grabkreuz aus Bronze, 1,40 Meter hoch, wurde von einem Grab gestohlen.
Einfach abgeflext: Dieses Grabkreuz aus Bronze, 1,40 Meter hoch, wurde von einem Grab gestohlen. © HO

Viel schwerer als der Wasserhahn-Klau wiege die Schändung eines Grabes, findet das Ehepaar, das zum Blumengießen vorbeigekommen war: „Das macht einen richtig traurig. Solche Leute haben keinerlei Anstand.“ Denn dort wurde ein 1,40 Meter hohes Kreuz aus Bronze einfach abgesägt. 30 Kilo schwer sei es und war zwischen zwei großen Schiefersteinen fest verdübelt, zigfach von einem Steinmetz gesichert. Nun wurde es einfach durchgeflext. Der Besitzer sagt, allein für dieses besonders gefertigte Kreuz habe er vor fünf Jahren 800 Euro gezahlt.

Als er am Montagmorgen die geräuberte Grabstelle entdeckte, war er fassungslos. Das Beet war zertrampelt. Erst auf den zweiten Blick merkte er, dass das Kreuz weg war. Zur Anzeige bringt er den Diebstahl nicht. „Warum auch?“

Die meisten Verfahren werden eingestellt

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„Bei der Aufklärung dieser Straftaten fehlen uns ganz oft Ermittlungsansätze“, sagt Polizeisprecher Jens Artschwager. Das seien professionelle Banden, die gut organisiert seien, sie schlagen schnell zu und sind schnell wieder weg. Nur selten gebe es Zeugenaussagen. „So schlimm das für die Betroffenen ist, aber die meisten Verfahren werden eingestellt“, so Artschwager.

Als Bronzeklumpen nach Osteuropa

Bemühen um Ersatz für neue Eselskulptur

Ende Juni hatten Unbekannte die beliebte bronzene Eselskulptur an der Oberkrone in Heven gestohlen.

Künstlerin Bettina Thierig und Jürgen Dietrich, der sich seit Jahren um die Plastik kümmert, wollen nun eine neue Plastik anschaffen. Die Kosten belaufen sich aber wahrscheinlich auf mehrere tausend Euro.

Nachdem bereits Spendenzusagen eingegangen sind, hoffen Thierig und Dietrich, das Projekt finanziell stemmen zu können.

Noch größere Sorge macht ihnen, wie sie das neue Modell vor Dieben sichern können. Ob eine Videokamera die Lösung sein kann oder der Einbau von Sensoren, darüber wolle man noch sprechen, sagt Dietrich. Geplant sei dazu auch ein Treffen mit dem Bürgermeister.

Ein Wittener Steinmetz kennt viele solcher Metallklau-Geschichten – von Kunden, die kaputte Dinge wieder aufarbeiten lassen. „Besonders betroffen sind die Friedhöfe, die in der Nähe von Autobahnen sind: Heven, Annen oder Stockum“, berichtet er. Für die Täter hat er nur Verachtung übrig: „Ob es das Böckchen am Stadtpark ist, der Esel in Heven oder die Glocke in Rüdinghausen, das ist denen egal. Die haben eine Akkuflex mit einem guten Metallblatt dabei und sammeln schnell ein, bis sie auf mehrere Kilo kommen.“ Kurz danach werde das Diebesgut eingeschmolzen und als Bronzeklumpen ins Ausland gefahren, meist nach Osteuropa.

Der Fachmann glaubt, dass die Fälle zunehmen würden. Und: „Viele Kunden sehen inzwischen bei der Grabsteingestaltung von Metallbestückung ab. Sie wählen lieber Natursteinelemente, aus Angst vor Metalldiebstahl. Dabei würden Namenszüge bislang von Dieben verschont – es sei viel zu aufwendig, die einzelnen Buchstaben vom Stein abzuhämmern. Kupferne Zierbleche und Bronzetafeln, Laternen oder Vasen seien da einfacher zu entwenden. Da gebe es keine Grenzen und keinen Respekt.