Witten. Marion Schoone unterrichtet in Witten Marma-Yoga. Die besondere Yoga-Richtung ist in Deutschland kaum bekannt. Was verbirgt sich dahinter?
„Hände aneinanderlegen, vor den Brustkorb führen, nach hinten absenken – genießen, genießen, genießen und verweilen ... je ausbalancierter, desto länger geht es ...“ Stehend auf roten Matten folgen die vier Frauen der sanften Stimme, die sie da anleitet. Yoga-Lehrerin Marion Schoone geht von einer zur anderen und gibt Hilfestellung. Seit 2014 betreibt die gebürtige Ostfriesin das Yoga Zentrum Witten, mit dem sie im Januar 2023 in neue Räume in der Galenstraße umgezogen ist. Wir haben sie dort besucht.
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Wittener Yoga-Lehrerin bietet Marma-Yoga an
Marion Schoone ist promovierte Biologin. Zum Yoga kam sie in den 80ern, während ihres Studiums in Oldenburg. „Damals hatte ich Beschwerden, für die es keine Ursache zu geben schien.“ Auf Empfehlung eines Arztes versuchte sie es mit Yoga – und tatsächlich halfen ihr die Übungen. „Das hat mich sehr beeindruckt, also bin ich dabei geblieben.“ Zur Yoga-Ausbildung entschloss sie sich im Jahr 2000, machte sich sechs Jahre später – ihre Doktorarbeit hatte sie nach Bochum geführt, wo sie heute noch lebt – als Yoga-Lehrerin selbstständig. „Die Hintergründe des Yogas haben mich von Anfang an total interessiert“, blickt sie zurück. „Vor allem der Aspekt: Was hat Yoga mit meinem Alltag zu tun?“
Und das wäre? „Wenn wir Yoga üben, merken wir schnell, dass wir im Alltag weiterhin dieselben Dinge tun, aber sich das Tun anders anfühlt.“ Marion Schoone praktiziert Marma-Yoga, eine kleine und in Deutschland kaum verbreitete Form, die an die ayurvedische Lehre vom langen Leben anknüpft. In dieser Form des Hatha-Yogas geht es um die sogenannten Marmas. „Wir finden sie in Muskeln, Sehnen, Gelenken und Knochen und im Herzkreislaufsystem“, erklärt die Yoga-Lehrerin, „und sie sind besonders empfindsam für Störungen körperlicher, psychischer und sozialer Natur.“
Teilnehmerin: „Der Körper freut sich auf die Yoga-Übungen“
Wie das aussehen kann, demonstrieren ihre Kursteilnehmerinnen. In Rückenlage auf der Matte leitet Marion Schoone sie in eine Atemübung: „Hände auf den Bauch, die Füße aufgesetzt, Brustkorb sinken lassen … merkt ihr den Unterschied?“ Alle Anwesenden nicken. Drei von ihnen sind schon seit Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten, dabei und dem Marma-Yoga auch treugeblieben, als Marion Schoone ihre Kurse während der Pandemieins Internet verlagern musste. „Es war mir ein Bedürfnis, den Kontakt zu halten und in einer belastenden Situation ist Yoga besonders wichtig.“ Viele kamen auf das Angebot zurück. „Der Körper freut sich auf die Yoga-Übungen“, betont Teilnehmerin Giesela, „und nach so vielen Jahren weiß man, was einem guttut.“
Eine Besonderheit des Marma-Yoga, so Marion Schoone, ist die sanfte Herangehensweise. „Wir alle bauen im Alltag Schutz-, Kampf- und Weglaufreflexe auf, die unsere Marmas blockieren“, erklärt die Lehrerin. „Beim Yoga merken wir dann: An diesen Stellen ist etwas nicht in Ordnung, da kann ich ansetzen.“ Es gehe nicht einfach um Übungen, die man kann oder nicht kann, sondern um die eigene Körperwahrnehmung und darum, das Gelernte in den Alltag zu übertragen. „Wir üben nicht leistungsorientiert, sondern wollen uns im Innern erreichen, über unser autonomes Nervensystem – so kann jeder etwas für sich tun.“ Jeder – egal wie alt, ob sportlich oder nicht.
Marma-Yoga nimmt Zusammenhänge in den Blick
Teil der Yoga-Ausbildung war für Marion Schoone auch die psychosomatische Gesundheitsbildung. „In der Psychosomatik bekommt man ein Gefühl dafür, wo sich mentale Anspannung niederschlagen kann“, erklärt die 56-Jährige. „Da werden Zusammenhänge in den Blick genommen, die vielen gar nicht klar sind.“ Wenn wir angespannt sind, reagiert der Rücken, der Nacken wird fest, wir beißen die Zähne aufeinander, gehen ins Hohlkreuz – all das wirke sich auf die Wirbelsäule aus. „In diesem Sinne ist Yoga auch immer eine Begegnung mit unserer Biologie.“
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Sie selbst habe das am eigenen Leib festgestellt, reagiere auf Zeitdruck mit Rückenschmerzen und Anspannung. „Ich finde es sehr wertvoll, das zuordnen zu können, denn wenn ich mir den Druck selbst mache, kann ich das regulieren.“ Dabei helfe Marma-Yoga nicht nur dem Rücken, auch fürs Herz oder bei Bluthochdruck könne man viel tun. „Die Yoga-Haltungen und Atemübungen entlasten das Gefäßsystem“, so Schoone. „Zum Beispiel sind Drehbewegungen in Armen und Beinen in Verbindung mit der Atmung sehr unterstützend für das Herz.“ Ihre Erfahrung, die sie auch nach über zwanzig Jahren als Yoga-Lehrerin immer noch gerne mit anderen Menschen teilt: „Marma-Yoga wirkt – jenseits der Perfektion.“
Wer sich für Marion Schoones Yoga-Kurse interessiert, findet weitere Informationen auf www.marion-schoone.de.