Witten. Ist ein Wolf durch Witten gezogen? Noch ist die Frage nicht geklärt. Experten von Land und Bund sichten derzeit das Foto- und Videomaterial.
Ist in der vergangenen Woche erstmals ein Wolf in Witten gesichtet worden? Die Klärung dieser Frage liegt derzeit noch in den Händen der Experten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV). Die eingesendeten Videos und Fotos müssten noch geprüft werden, sagt Sprecherin Birgit Kaiser de Garcia.
Die hausinternen Fachmänner und -frauen könnten sich relativ schnell eine Meinung bilden, heißt es beim Landesamt weiter. Zeitgleich sichtet aber auch die „Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf“ das Material, also die deutschlandweiten Wolfsexperten. Erst wenn beide Einschätzungen vorliegen, wird das LANUV das Ergebnis kommunizieren. „Denn es ist ja ein sehr emotionales Thema.“ DNA-Proben, die hundertprozentig zeigen könnten, ob es sich um einen Wolf handelt, liegen nicht vor. Die Einschätzung muss also auf Basis der aufgenommenen Bilder erfolgen.
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Wolfssichtungen neben Witten auch in Wetter und Wuppertal
Dem Landesamt sind Ende vergangener Woche noch weitere mögliche Wolfssichtungen aus der Gegend gemeldet worden: Am Freitag (20.1.) wurde das wolfsähnliche Tier nicht nur vormittags an der Vormholzer und der Bommerholzer Straße in Witten gesehen, sondern später am Tag auch in Wetter-Esborn und in Wuppertal. Wobei es sich auch dort nur um unbestätigte Verdachtsmeldungen handelt. Am Wochenende sind keine weiteren Sichtungen mehr bekannt worden.
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Dass das Tier in Witten so häufig gesehen wurde und in der Nähe von Menschen, sei auffällig, sagt die LANUV-Sprecherin – was rein theoretisch gegen einen Wolf sprechen würde. „Und es gibt ja durchaus Hunderassen, die sehr scheu und dem Wolf sehr ähnlich sind“, erinnert sie. Vor allem die Wolfhunde, eine Kreuzung aus Hund und Wolf, sind optisch kaum von ihren wilden Urahnen zu unterscheiden.
Im Tierheim Witten sitzt ein Tschechoslowakischer Wolfhund
Einer von ihnen sitzt derzeit im Tierheim an der Wetterstraße – und hat sich von dort in den vergangenen Tagen auch nicht wegbewegt: der imposante Tschechoslowakische Wolfshund Wolfgang. „Rein optisch unterscheiden die sich nicht“, sagt deshalb auch die stellvertretende Tierheimleiterin Ines Zumbusch. Dennoch tippt man auch im Tierheim darauf, dass ein Wolf durch Witten gezogen ist. Körpersprache und Verhalten des Tieres würden darauf hindeuten. Etwa weil sich der Vierbeiner stets von den Menschen zurückgezogen habe, eher auf der Flucht wirkte. „Unser Wolfgang würde das nicht so machen.“
Bei den Landwirten in Witten herrscht derweil eine gemischte Stimmung. Relativ entspannt ist Christian Thiele, der das herumstreunende Tier am Donnerstagmorgen als einer der Ersten gesehen und gefilmt hat. „Wir müssen jetzt erst einmal abwarten, ob er auf der Durchreise ist oder sich womöglich hier niederlässt“, sagt der 38-Jährige. „Ein Wolf allein wird nicht direkt das Jagen anfangen.“
Pferdezüchter sorgt sich um Fohlen
Er sei eher erstaunt, dass der Wolf doch so schnell im Kreis angekommen sei, sagt Thiele. In nächster Zeit werde man nun etwas vorsichtiger sein, einige Kollegen hätten auch vereinzelt Tiere von den Weide geholt. Seine eigenen Rinder stehen derzeit wegen der Witterung ohnehin im Stall. Aber Schafe seien unterwegs, auch manche Pferde. „Da hat man schon ein mulmiges Gefühl“, so der Landwirt.
Große Sorgen bereitet das mögliche Auftauchen eines Wolfs Friedrich-Wilhelm Lagemann, dem der Pensions- und Ausbildungsstall Falkenhof an der Bommerholzer Straße gehört. „In Zukunft werden wir keine Stute mit Fohlen über Nacht draußen stehen lassen können“, sagt der 69-Jährige. „Das Risiko ist zu groß.“ Akut wird das im Mai, wenn die neuen Fohlen auf die Welt kommen. Auch für ihn war es nur eine Frage der Zeit, bis Wölfe nach Witten vordringen. „Ich dachte aber, wir hätten noch ein paar Jahre“, so der Landwirt. Und er fordert Maßnahmen. „Es ist nötig, dass sie unbedingt abgeschossen werden.“ Es dürften keinesfalls zu viele Tiere werden.
In Deutschland gehört der Wolf allerdings nach dem Bundesnaturschutzgesetz zu den streng geschützten Arten. Es ist verboten, ihn zu fangen, zu verletzen oder gar zu töten. Und ohnehin wird sich erst in den kommenden Tagen zeigen, ob überhaupt ein Wolf durch die Hölzer gestreift ist – oder vielleicht doch nur ein Hund.