Witten. Die Stadtwerke Witten verschicken ihre Jahresabrechnungen. Doch statt hoher Nachzahlungen für Strom und Gas gibt es für viele eine Überraschung.
Die Stadtwerke Witten verschicken zurzeit die Jahresrechnungen. Viele Kunden sind seit Monaten in großer Sorge, kräftig draufzahlen zu müssen angesichts der explodierenden Energiepreise. Jetzt gibt es erste Einschätzungen.
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Nach Aussage von Stadtwerke-Sprecher Mathias Kukla kann ein großer Teil der Haushalte sogar mit einem Guthaben rechnen. Auch wenn die Preise durch die Decke gingen, „gab es nämlich auch entlastende Faktoren“. Durch die weitestgehend recht milden Temperaturen konnten Verbraucher ihren Energieverbrauch recht niedrig halten. Zudem habe auch das Absenken der Mehrwertsteuer von 19 auf sieben Prozent Wirkung gezeigt.
Kunden achten auf ihr Verbrauchsverhalten
Ingeborg Lieckfeld, die wir bei einem Besuch im Kundencenter Impuls an diesem Morgen treffen, nennt noch einen weiteren Grund: „Durch die höheren Abschlagszahlungen entstand ein Puffer, der einem nun zugute kommt“. Sie sucht die Beratungsstelle der Stadtwerke auf, weil sie nun geringere Beträge zahlen soll. „Das bringt mich aber nicht wirklich weiter, ich möchte bei den 60 Euro bleiben, die es bislang auch waren“, sagt die 71-Jährige.
Dass auf sie keine Nachzahlungen zukommen, habe sicherlich auch mit eigenen Verhalten zu tun. „Es muss doch beispielsweise nicht überall in der Wohnung das Licht brennen. Und man kann doch auch Geräte nach Gebrauch gleich wieder ausstellen.“ Ähnlich sieht das auch Edward Keller (67). Er habe seinen Strom- und Gasverbrauch stärker kontrolliert als das sonst der Fall gewesen sei. Das zahle sich nun aus. Sein neuer Abschlag sei um einige Euro geringer als bisher.
Eine 68-Jährige, die ihren Namen nicht nennen möchte, nimmt sich angesichts der Stadtwerke-Rechnung vor, den Energieverbrauch doch mehr im Auge zu behalten. Denn sie gehört zu den Kunden, die nachzahlen müssen. „200 Euro sind es, aber das haut mich nicht vom Hocker“, sagt sie. Dafür habe sie es in ihrer Wohnung entsprechend warm und frieren müsse doch nicht sein.
Viele Verbraucher sind derzeit stark verunsichert
Die Rechnung einer weiteren Stadtwerkekundin, ebenfalls 68 Jahre alt, „ist auf dem gleichen Niveau wie bislang geblieben“, gibt sie zu verstehen. Doch sparsam mit Strom und Gas umzugehen, stehe an erster Stelle. „Wir wissen doch überhaupt nicht, wie sich in nächster Zeit die Preise entwickeln. Mal heißt es, sie gehen runter, dann, sie gehen rauf. Was ist nun richtig?“
Verbraucherzentrale stark frequentiert
Neben dem Stadtwerke-Kundencenter ist in diesen Tagen auch die Verbraucherzentrale eine stark beanspruchte Anlaufstelle, wenn es sich um Energiefragen dreht. Auch hier will der wohl überwiegende Teil der Ratsuchenden wissen, wie die neuen Regeln funktionieren, sagt Leiterin Nadine Schröer.
Zugleich komme in den Gesprächen eine gewisse Sorge zum Ausdruck: „Viele Menschen fragen sich, ob trotz aller finanziellen Hilfen auch auf Dauer das Geld reicht, um Strom- und Gasrechnungen zu bezahlen.“
Eine starke Verunsicherung unter den Verbrauchern bekommt auch das Team des Kundencenters zu spüren. „Die Leute wissen oftmals nicht, woran sie sind“, sagt Leiter Christian Frank. Angesichts der unterschiedlichen Entlastungspakete der Bundesregierung verliere mancher Bürger schnell den Überblick. Daher gehe es in vielen Gesprächen mit den Kunden vornehmlich darum, Fragen grundsätzlicher Art zu klären.
Was es mit der Energiepauschale von 300 Euro im vergangenen Jahr auf sich hatte oder wie die Dezemberhilfe funktioniert, die die Stadtwerke automatisch verrechnen, seien besonders gefragte Themen. „Darüber hinaus beschäftigen wir uns sehr häufig mit der Energiepreisbremse, die wir den Kunden im Einzelnen erläutern“, so Frank. Diese Regelung habe beispielsweise zur Folge, dass die neuen Abschlagszahlungen etwas geringer ausfallen. Auch das trage zur Entlastung der Haushalte bei.