Witten. Seit Jahren kümmert sich das Kreativquartier um Witten-Annen. Doch der Müll bleibt ein großes Problem. Frust macht sich breit – und Ratten.
Natürlich liegen noch ein paar Böllerreste von der Silvesternacht auf der Bebelstraße. Doch das ist es nicht, was den Aktiven vom Verein Kreativquartier Annen große Sorge bereitet. Es ist der Müll, der sich an vielen Ecken im Viertel häuft – wie andernorts in Witten auch. Vor allem eine Stelle macht Vivien Knoth und Birgit Wewers besonders zu schaffen. Seit Jahren schon.
Es geht um den Durchgang von der Bebelstraße zur Sparkasse. Fast ständig stehen sieben Mülltonnen auf dem öffentlichen Weg, für den die Stadt zuständig ist. Sie gehören eigentlich zu Haus Nummer 14 und haben ihren Platz normalerweise auf dessen Hinterhof. Doch dort seien schon seit langem abgemeldete Autos abgestellt, die kaum Platz für die Tonnen ließen.
An diesem Dienstag stehen außerdem ein paar Müllsäcke neben den Behältern. Leere Zigarettenschachteln und Plastikbecher fliegen herum. Irgendwer hat seine Pizza nicht aufgegessen und neben den Tonnen entsorgt. Inzwischen sind die Reste plattgetreten und über den Weg verteilt. Ein gefundenes Fressen auch für die Ratten. Von denen gebe es hier reichlich, sagt Vivien Knoth. „Die haben hier ein super Nahrungsangebot.“ Im vergangenen Jahr sei es besonders schlimm gewesen.
Wittener Verein nutzt regelmäßig den Mängelmelder
Die beiden Frauen haben wegen der Tonnen regelmäßigen Kontakt zur Stadt, benachrichtigen diese auch abwechselnd via Mängelmelder. Sie wären sogar bereit, einen Sichtschutz bauen zu lassen. Doch das sei laut Stadt nicht erlaubt – denn die Tonnen gehörten ja auf den Hof. Drei Wochen hätten sie dort tatsächlich gestanden, als die Stadt doch mal nach dem Rechten geschaut hatte. Auch den Kontakt zum Besitzer des Hauses, der offenbar weiter entfernt wohne, haben beide schon gesucht. Ohne Erfolg. Das gehe sie nichts an, hieß es.
Doch Knoth und Wewers, deren Atelier gleich gegenüber liegt, sehen das anders. Schließlich handele es sich um einen öffentlichen Durchgang, der häufig genutzt werde. „Und das sieht da einfach nicht schön aus.“ Oft stünden die Tonnen offen, weil der Müll oben herausquelle. Gelbe Säcke würden nicht abgeholt, weil sie falsch befüllt seien. „Je mehr Müll dort steht, desto mehr kommt noch dazu“, sagt Vivien Knoth, die selbst im Quartier wohnt und regelmäßig vor der eigenen Haustür oder im Blumenbeet Müll aufsammelt. Denn fast überall liege ständig etwas herum. Gern auch mal neben den durchaus vorhandenen Abfalleimern.
Aschenbecher sind verschwunden
Seit über drei Jahren versucht der Verein, das Problem in den Griff zu bekommen – mit Aufräumaktionen und Gesprächen. Alles vergeblich. „Sogar Menschen, die aus dem Frankfurter Raum zu Besuch waren, ist aufgefallen, wie dreckig es hier ist“, sagt Birgit Wewers. Die Aschenbecher, die sie mal aufgestellt hatten, seien zunächst genutzt worden, inzwischen aber verschwunden. Jetzt liegen die Kippen wieder zuhauf auf der Straße.
Stadt: Mülltonnen gehören aufs eigene Grundstück
Die Problematik im Durchgang an der Bebelstraße sei bekannt, teilte die Stadt auf Anfrage unserer Redaktion mit. Das Betriebsamt sei regelmäßig vor Ort, um Müll zu entfernen. Eigentümer bzw. Bewohner dürfen ihre Mülltonnen oder -säcke grundsätzlich nur für die Abfuhr auf den öffentlichen Grund stellen.
Bleibt der Müll länger draußen, könne die Stadt die Eigentümer auffordern, den Abfall auf das eigene Grundstück zu stellen. Im Falle des betroffenen Hauses habe das Betriebsamt dem Eigentümer inzwischen eine sogenannte Anhörung zugestellt. Er habe sich jedoch nicht zum Sachverhalt geäußert.
Deshalb hat die Stadt einen Bescheid erlassen, der den Eigentümer auffordert, die Abfallbehälter zurückzustellen. Kommt der Eigentümer diesem Bescheid nicht innerhalb der gesetzten Frist nach, kann das Ordnungsamt ein Bußgeldverfahren einleiten.
Ansonsten verweist die Stadt weiter auf den Mängelmelder: daiswat.witten.de.
Ganz zu schweigen von den Hundehaufen. Deren Anzahl habe sich seit Corona, als sich viele ein Tier angeschafft haben, verdreifacht, schätzt Vivien Knoth. „Im Sommer ist das ekelig und stinkt wie die Pest.“ Beliebt bei manchen Hundehaltern seien der Rheinische Esel, der Sparkassenparkplatz sowie die Fläche rund um die Hochbeete, die neben einer Garage am Durchgang stehen und normalerweise in der Saison von den Kindern aus dem Viertel gepflegt werden. „Aber die wollen da deshalb nicht mehr hin.“ Eine ausrangierte Stehlampe und leere Shampooflaschen ergänzen aktuell den unschönen Anblick.
Obwohl es mühselig und oft frustrierend ist, so appellieren die beiden Frauen doch weiter an Anwohner und Stadt, die Gegend sauber zu halten. Sie seien auch offen für neue Ideen. „Wir geben die Hoffnung nicht auf.“ Dass es auch anders geht, zeige sich etwa in der von der Bebelstraße abzweigenden Geschwister-Scholl-Straße. Knoth: „Dort, wo die Besitzer selbst in den Häusern wohnen, ist es ordentlich.“