Witten. Birgit Wewers aus Witten hat bei Markus Lüpertz studiert. Nun ist sie Meisterschülerin – und verrät, wie der Malerfürst in Wirklichkeit ist.
An diese Zeit wird sich Birgit Wewers lange erinnern. Drei Jahre hat die Frau aus Witten an der privaten Kunstakademie im oberbayrischen Kolbermoor Malerei und Zeichnung studiert. Dort war sie Meisterschülerin von Markus Lüpertz, einem der bekanntesten deutschen Künstler der Gegenwart. Nun hat sie das Zeugnis in der Tasche – und viel zu erzählen.
Birgit Wewers, der das Atelier „eigenartich“ an der Annener Bebelstraße gehört, war für das Studium nicht permanent vor Ort. „Fünfmal im Jahr bin ich für eine Woche dorthin gefahren. Das Auto vollgepackt mit Malutensilien, Leinwänden und fertigen Bildern für die Besprechung mit dem großen Meister und seinen Assistenten“, erzählt Wewers. Dabei fand sie Lüpertz vorher eigentlich „total doof“. Das Image des sich gern im edlen Anzug als Malerfürstpräsentierenden Mannes gefiel ihr nicht. Doch dann begegnete die Rüdinghauserin dem „Genie“ bei einer Sommerakademie in Kolbermoor.
Künstlerin aus Witten lernte Markus Lüpertz als „sehr feinfühligen Menschen“ kennen
„Dort habe ich ihn als sehr feinfühligen und philosophischen Menschen kennengelernt und erlebt, wie wertschätzend und klar er sich über die Bilder seiner Studenten äußert“, sagt Wewers. Sie schmunzelt: „Ein toller Mann.“ Die Ruhrstädterin reichte für ihre Bewerbung eigene Arbeiten ein und bekam einen der begehrten Plätze. 13 Studenten gingen an den Start. Nur neun beendeten die Zeit als Meisterschüler. Sie sind nun per du mit dem großen Künstler. An die 70 Bilder hat Birgit Wewers in der Zeit gemalt.
Große Formate mit landschaftlich anmutenden Motiven sind ihr Ding. Und viel Farbe, die sie selbst anrührt. Mal dominiert Gelb, mal Blau, mal wird aus einem kräftigen Rot ein zarteres Rosa. Denn Wewers übermalt, wenn ihr etwas nicht mehr gefällt. Harmonische Farbverläufe und eine positive Ausstrahlung sind ihr bei den Bildern wichtig.
Nun ist sie also Meisterschülerin – der Titel sei eine Auszeichnung, ähnlich einem Gesellenbrief. Sie sei nun sicherer geworden bei der Beurteilung, ob ein Bild vollendet ist oder nicht. „Und ich bin ein bisschen freier und mutiger in meiner Arbeit.“
Wittenerin begann erst 2003 zu malen
Birgit Wewers hat erst 2003 angefangen zu malen. Vorher, sagt sie, „habe ich immer nur funktioniert und nicht gewusst, was ich wirklich will im Leben“. Sie ist im ländlichen Raesfeld bei Borken aufgewachsen und hat die Hauptschule besucht. „Ich durfte nicht aufs Gymnasium.“
Virtuelle Galerie
Birgit Wewers hat nach ihrem Studium an der Kunstakademie Kolbermoor mit zwei anderen Absolventen eine Künstlergruppe gegründet. Regelmäßig trifft sie sich mit Andrea Langensiepen aus Kitzbühel und Dietmar Schönherr (ja, wie der Schauspieler) aus Hechingen bei Stuttgart. Das Trio malt zusammen, reihum sind Ausstellungen in den Wohnorten der Künstler geplant.
Die Wittenerin ist außerdem gerade damit beschäftigt, bei kunstmatrix.com – einer virtuellen Galerie – einen Raum mit ihren Werken zu bestücken. Ihr echtes Atelier befindet sich an der Bebelstraße 12 in Annen.
Später machte sie doch ihr Fachabi, studierte Verfahrenstechnik und promovierte. Ausgerechnet beim Workshop in einem Robinson-Club entdeckte Wewers die Malerei für sich. Sie merkte: Dabei kann man gut abschalten. Kurz darauf bekam sie von ihrem Mann Farben geschenkt. 2006 folgte die erste Ausstellung, 2007 das erste Atelier an der Ardeystraße.
Im vergangenen Februar hat Birgit Wewers ihren Job als Ingenieurin an den Nagel gehängt. „Ich will von der Kunst leben“, sagt sie selbstbewusst. Während Corona funktioniert das, weil sie die Räume an der Bebelstraße untervermietet und dort auch einen festen Schülerstamm unterrichtet. Das kreative Chaos im Atelier der Meisterschülerin – es kann nur inspirierend wirken.