Witten. In einem Hinterhof in Witten-Annen tummeln sich Ratten. Anwohner haben Angst. Doch Eigentümer kümmern sich bislang nicht.

Eine Rattenplage in einem Hinterhof in Witten-Annen zehrt an den Nerven der Anwohner. Einer von ihnen hat das Treiben in einem Video festgehalten. Darauf ist zu sehen, wie die unbeliebten Nagetiere immer wieder quer über den Hof huschen, zwischen den Mülltonnen verschwinden oder auf ihnen spazieren gehen. Die Eigentümer der umliegenden Häuser würden zu wenig gegen die Ratten unternehmen, sagt Anwohner Justus O..

Eine Ratte turnt über eine Mülltonne im Hinterhof eines Hauses an der Märkische Straße in Witten-Annen.  
Eine Ratte turnt über eine Mülltonne im Hinterhof eines Hauses an der Märkische Straße in Witten-Annen.   © HO

Vor zwei Jahren ist der Student mit seiner Freundin in das Haus an der Märkischen Straße gezogen. Schon immer habe es dort im Hinterhof Ratten gegeben. „Aber in den letzten Wochen ist es deutlich schlimmer geworden“, so der 23-Jährige. Den Müll wegzubringen traue er sich mittlerweile nur noch in den Morgenstunden. Denn die Mülltonnen seines und der umliegenden Häuser stehen alle im Hof, in dem sich die Tiere mittlerweile sehr heimisch zu fühlen scheinen.

Anwohner in Witten trauen sich wegen Ratten nicht mehr in den Hinterhof

„In den Abendstunden muss man Angst haben, dass die einen anfallen“, sagt Justus. Seine Freundin würde das Gelände deshalb schon gar nicht mehr betreten. Ähnlich geht es auch einer Mitarbeiterin der Metzgerei Lassner. Das Geschäft am Annener Marktplatz teilt sich den Hinterhof mit den Häusern an der Märkischen Straße und hat ebenfalls seine Abfalltonnen dort stehen. Egal, wann man zur Tür hinausginge, erwarte einen ein „ganzes Rudel“ der Tiere, berichtet die Verkäuferin.

Die Situation ist darum auch Metzgermeister Sven Westemeier ein Dorn im Auge. „Ich habe hier alles verbarrikadiert, damit die Viecher nicht reinkommen“, sagt der 29-Jährige. Nichteinmal richtig durchlüften könne er. Aus Angst davor, dass die Nager in seine Räume eindringen könnten.

Anwohnerin: „Die ganze Ecke ist eine Katastrophe“

Aus dem Haus, in dem seine Metzgerei untergebracht ist, würden die Ratten nicht kommen, ist sich Westemeier sicher. Schon eher aus einem der anderen Keller. „Es ist eine Frechheit. Die anderen Hausbesitzer müssten sich darum kümmern.“ Auch im Gestrüpp Richtung Hallenbad würden viele der Tiere hausen.

Mehrere Gebäude mit unterschiedlichen Eigentümern teilen sich in Witten-Annen einen Hinterhof. Die Rattenplage trifft sie alle. Doch bislang sind nur wenige Hausbesitzer aktiv geworden.
Mehrere Gebäude mit unterschiedlichen Eigentümern teilen sich in Witten-Annen einen Hinterhof. Die Rattenplage trifft sie alle. Doch bislang sind nur wenige Hausbesitzer aktiv geworden. © HO

Die ganze Ecke ist eine Katastrophe“, sagt eine andere Anwohnerin, die lieber anonym bleiben möchte. In nur wenigen der Häuser zwischen Marktplatz, Stockumer und Märkische Straße würde man Wert auf Sauberkeit legen. „Es gibt zu wenige Mülltonnen und die, die es gibt, sind ständig voll und laufen über.“ Die Ratten könnten so auch ganz leicht in die Abfallbehälter gelangen. Zudem würden oft Gelbe Säcke tagelang auf dem Hof gelagert. Das Rattenproblem sei über Jahre entstanden.

Eigentümer müssten alle an einem Strang ziehen

Insgesamt gruppieren sich zehn Gebäude um den langgezogenen Innenhof zwischen Märkische Straße und Marktplatz, sie alle gehören unterschiedlichen Eigentümern. „Eigentlich müsste der ganze Block was tun“, findet die 53-Jährige. Einzelne Versuche habe es schon gegeben. So berichtet Justus O., dass seine Vermieterin Fallen im Hof ausgelegt habe. Auch seien die Rohre im Haus „rattensicher“ gemacht und Zugänge zum Keller zubetoniert worden. „Aber wenn nicht alle etwas machen, bringt das nichts“, so der Student. „Und die anderen Eigentümer interessiert es nicht.“

Stadt kann Bußgeld verhängen

In der Regel würden sich private Eigentümer nach der Aufforderung durch die Stadt um die Bekämpfung der Tiere kümmern, sagt Julia Weinhold vom Ordnungsamt. Falls nicht, verschicke die Stadt ein zweites Schreiben mit erneuter Aufforderung und Androhung eines Bußgelds. In der letzten Eskalationsstufe könnte das Bauordnungsamt oder das Veterinäramt das Gebäude auch schließen. Das komme aber glücklicherweise extrem selten vor, so Weinold.

Anwohner dürften sich von einer Meldung über Ratten keine Wunder erwarten. Denn zunächst werde dem Besitzer Zeit gegeben, sich um das Problem zu kümmern. Außerdem seien Ratten zum Teil gegen Köder resistent. Daher dauere es auch nach dem Auslegen von Ködern meist einige Tage, bis die Tiere alle tot seien.

Ein großes Problem sieht der 23-Jährige auch darin, dass viele der Mülltonnen angeknabbert sind, teils faustgroße Löcher haben – und nicht ausgetauscht werden. Das betrifft etwa die Tonnen der Fleischerei. Diese müssten bald einmal ausgetauscht werden, räumt Metzger Westemeier ein. Seit er das Geschäft vor rund zwei Jahren übernommen habe, sei das nicht passiert.

Student Justus findet die Zustände hinter seinem Haus mittlerweile gesundheitlich bedenklich. Das Ordnungsamt ist über die Situation in Annen informiert, möchte sich zu dem konkreten Fall aber nicht äußern. Bei Privatgrundstücken fordere man generell die Besitzer auf, die Ratten zu bekämpfen, teilt die Stadt mit. Sind mehrere Gebäude betroffen, versuche man, die Quelle des Rattenbefalls zu finden und dann gezielt den Eigentümer anzuschreiben. Ob dies beim Hinterhof an der Märkische Straße gelungen ist, darüber gibt es keine Auskunft.

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