Witten. Der Verkehr in der Wittener City steht auf dem Prüfstand. Ein neues Konzept soll her. Planer stellten Bürgern jetzt eine weitreichende Idee vor.
Sollen Autos weitgehend aus der City verbannt werden, um mehr Platz für Fahrräder und Fußgänger zu schaffen? Das ist eine von vielen Fragen, die ein neues Mobilitätskonzept für die Innenstadt beantworten soll. Die Stadt feilt derzeit an einem solchen Plan. Jetzt kamen Bürger bei einem Workshop im Saalbau zu Wort, wo das von der Verwaltung beauftragte Expertenbüro seine Entwürfe vorstellte.
Mit dem Mobilitätskonzept sollen Pflöcke gesetzt werden, wie es mit dem Auto-, Rad- und Fußgängerverkehr weitergeht. Ein wichtiges Ziel ist eine höhere Aufenthaltsqualität in der Innenstadt..
Vorrang für Radfahrer auf der Lutherstraße in Witten
Das Aachener Planungsbüro BSV, das auch hunderte Bürger bei einer Online-Befragung nach ihren Vorstellungen gefragt hatte, schlägt eine Sperrung der Ruhrstraße zwischen Ost- und Bonhoefferstraße für den Durchgangsverkehr vor. Ausgenommen wären Busse und Radfahrer. Das erklärte Ziel: Autos aus der Innenstadt so weit wie möglich herauszuhalten.
Neue Regelungen wie Einbahnstraßen oder die Sperrung des Schwanenmarktes sollen verhindern, dass Autofahrer dann in Scharen in die Wohnquartiere ausweichen.
+++Keine Nachrichten aus Witten mehr verpassen: Hier geht’s zu unserem kostenlosen Newsletter+++
Mehr oder weniger parallel zu einer gesperrten Ruhrstraße mit Teilen der Hauptstraße könnte eine Fahrradstraße entstehen. Dafür schlagen die Planer etwa die Lutherstraße vor. Fahrradstraße bedeutet: Tempo 30, Radfahrer können nebeneinander fahren, Autos müssen dahinter bleiben.
Durchgangsverkehr in der Innenstadt unterbinden
Die weiteren geplanten Schritte
Das Aachener Planungsbüro BSV wird nun in den nächsten Wochen die Ergebnisse des Bürgerforums auswerten und weitere Vorschläge für ein Mobilitätskonzept erarbeiten.
Dazu stehen die Planer im engen Kontakt mit der Verwaltung. Der Rat und seine Fachausschüsse werden sich ebenfalls in nächster Zeit mit dem Papier auseinandersetzen.
Am Ende soll das Konzept dann ganz konkrete Projekte und Maßnahmen beinhalten, die die Stadt umsetzt. Dazu können dann beispielsweise eher kleinere Eingriffe gehören wie der Einbau von Querungshilfen oder aber auch weitreichende Vorhaben wie eine Fahrradstraße oder Einbahnstraßenregelungen.
Mit der Idee, den Autoverkehr in der City deutlich zu verringern, trafen die Planer bei vielen Bürgern ins Schwarze. Zuhörer Norman Kerner bemängelte, dass die Innenstadt vollkommen überlastet sei und der Autofahrer ständig im Stau stehe. Da pflichteten im zahlreiche Besucher bei. Einige untermauerten den Wunsch, Durchgangsverkehre zu unterbinden, schriftlich. Pinnwände boten dazu Gelegenheit.
Für Unmut sorgt bei einigen Gästen die Parksituation. Die öffentlichen und gebührenpflichtigen Plätze seien meist belegt, die Parkhäuser aber zu teuer. Derweil bleibe der große Parkplatz am Saalbau meist leer. Er werde oft aber auch vom Kulturforum für Veranstaltungen gebraucht, hieß es, und stehe daher nicht ständig zur Verfügung.
Kritik am Zustand mancher Radwege
Offen blieb die Frage, was aus dem inzwischen geschlossenen Parkhaus von Galeria Karstadt Kaufhof wird. Die Stadt führe aber wohl Gespräche mit dem Eigentümer, sagte Planungsamtschef Sebastian Paulsberg. Aus dem Publikum kam auch der Wunsch nach einem Parkleitsystem. Schließlich führe der Parksuchverkehr auch zu manchem Stau. Kritik gab es am kostenlosen Weihnachtsparken ab 16 Uhr. Es sei aus der Zeit gefallen, wenn man doch eigentlich Autos aus den Innenstädten heraushalten wolle, so einige Besucher.
Auch interessant
Zur Sprache kamen auch die Radwege, deren Zustand in einigen Fällen äußerst bedenklich sei. Erwähnt wurde zum Beispiel die „Holperstrecke“ auf Teilen der Husemannstraße. Und an der Ruhrstraße fehle oftmals der nötige Platz für Radfahrer, wurde kritisiert. Manche Radfahrer bemängelten auch zu lange Rotphasen an den Ampeln in der City. Und vermissen ausreichende Abstellmöglichkeiten.
Auch der Zustand einiger Bürgersteige lasse zu wünschen übrig, beklagten Bürger, die sich über über Stolperfallen beschwerten. Ein großer Wunsch: Gerade auch in der Innenstadt solle man Bordsteine absenken, um Nutzer von Rollatoren und Rollstuhlfahrern entgegenzukommen.