Witten. Kurz nachdem in den Duschen bei Tura Rüdinghausen Legionellen nachgewiesen wurden, dreht Witten das Warmwasser für Sportler wieder an. Zufall?

Aus Energiespargründen hatte Witten seit Ende Juli das warme Wasser in den öffentlichen Sportstätten abgestellt. Demnächst aber, verkündete die Stadtverwaltung nun, kann man in den Turnhallen wieder warm duschen. Eigentlich eine gute Nachricht, gäbe es da nicht diesen Zufall: Denn in der Sporthalle des Tura Rüdinghausen waren bei einer Routine-Untersuchung Legionellen entdeckt worden, die sich ja bekanntlich bilden, wenn das Wasser nicht regelmäßig erhitzt wird.

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Könnte die Abschaltung des Warmwassers etwas mit der Bildung von Legionellen zu tun haben? Die Stadtverwaltung Witten schließt einen Zusammenhang aus. Denn obwohl das Warmwasser an 18 Sportstätten in Witten abgeschaltet war, wurden gesetzliche Vorschriften, wie die Trinkwasserverordnung, eingehalten. Das heißt, alle drei Tage wurden die Leitungen durchgespült.

„Das Gebäudemanagement ist herumgefahren und hat die Hausmeister entsprechend instruiert. An Sportstätten, wo kein Personal vor Ort ist, haben sich unsere Werkstattmitarbeiter gekümmert“, sagt Stadtsprecherin Lena Kücük. Der Fall in Rüdinghausen könne ein blöder Zufall gewesen sein, denn Legionellen kämen einfach immer mal vor.

Vorschriftsmäßig alle drei Tage Leitungen gespült

Nur durchgespült mit kaltem Wasser – „genau das ist das Problem“, sagt ein Vereinsmitglied aus Rüdinghausen. Der Verein habe sich vorschriftsmäßig verhalten und alle drei Tage jede Wasserquelle für mindestens eine halbe Stunde laufen lassen. Und das sei auch dokumentiert. Das übliche Hocherhitzen gegen Bakterienbefall habe man nicht machen können, da der Warmwasserkessel ja außer Betrieb war. Jetzt ist die Befürchtung beim Verein groß, dass die Waschräume in der Sporthalle für lange Zeit gesperrt sein werden. Denn es gab schon Fälle, da scheiterte die Legionellenbekämpfung und ganze Rohre mussten ausgetauscht werden.

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Bei vielen Hallensportlern in Witten kocht nun das Gemüt. „Wir hatten von Anfang an Bedenken gehabt, dass wir mit der Warmwasserabschaltung Legionellen bekommen“, sagt Marcus Hahn vom SV Herbede. Aber Bürgermeister Lars König persönlich hätte bei einer Veranstaltung den Vereinen zugesichert, „dass das nicht der Fall sein wird“. „Und das muss man dann ja glauben“, so Hahn.

Protestwelle nach Warmwasser-Abschaltung

Die Warmwasser-Abschaltung hatte nicht nur bei den Vereinen eine regelrechte Protestwelle ausgelöst. Die SPD zum Beispiel hatte der Stadtverwaltung „Aktionismus“ vorgeworfen: Nicht warmes Wasser, sondern eigene Ausgaben würden eingespart, weil die Sportler dann eben zu Hause duschen. Die Stadtverwaltung betonte dagegen: Es sei angesichts der Gasmangellage darum gegangen, Energie an sich einzusparen. Die großen Wassersysteme in den Sportstätten auf Temperatur zu halten, verbrauche enorm viel Energie. „Die Kosteneinsparung war dabei nur ein Nebeneffekt“, so Stadtsprecherin Lena Kücük.

Duschen mit Flatterband abgesperrt

In allen Sportstätten in Witten läuft wieder das warme Wasser, die Duschen sind aber abgeschlossen oder mit Flatterband abgesperrt. Denn es dauert, bis die Warmwasseraufbereitung wieder in normalem Rahmen läuft, so die Stadtverwaltung. Freigegeben werden die Duschen aber erst, wenn die Proben vorliegen, die ein Hygieneinstitut ab dem 27. Dezember nimmt und dessen Ergebnisse wohl erst Mitte Januar vorliegen.

Die Labore sind zurzeit stark ausgelastet, weil viele Städte zeitgleich wieder in den Sporthallen das Warmwasser anstellen möchten und eine Beprobung benötigen. Die Duschen, die zu den Lehrschwimmbecken gehören, waren immer warm und bleiben es. In Sportstätten mit Legionellenfiltern (Husemann-Sporthalle, Albert-Martmöller-Gymnasium; Pferdebachschule mit Lehrschwimmbecken) können die warmen Duschen sofort in Betrieb gehen.

Da die Gasspeicher nun wieder gefüllt sind, hat der Bund eine neue Verordnung erlassen. Nicht nur Witten, auch viele andere deutsche Städte vollziehen darum nun eine Kehrtwende und stellen das Warmwasser wieder an. Witten hat sich entschieden, vor der Freigabe der Duschen einen Legionellen-Test an allen der 18 betroffenen Sportstätten durchzuführen. Mahnendes Beispiel sei Gelsenkirchen gewesen, wo es beim Wiedereinschalten der Warmwasserversorgung gleich mehrere Legionellen-Fälle gab. Die Stadt hatte eher als Witten entschieden, die Duschen wieder aufzudrehen.

Nun kosten die Legionellentests

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Dass just nach Bekanntwerden des Rüdinghausen-Vorfalls die Stadt wieder heißes Wasser verspricht, „liest sich für mich so, als ob da jemand seine Verantwortung unter den Teppich kehren möchte und schnellstmöglich einen Fehler beheben will“, findet Tim Koch, der sich für die SPD im Sportausschuss engagiert. Und auch diese Kritik hört man nicht selten: „Jetzt entstehen nochmals Kosten aufgrund der Legionellentests“, schreibt Leser Rainer Hermann. „Es wäre schön, wenn bei solchen Entscheidungen künftig mal vernünftig überlegt würde.“