Witten. Auch die deutschen Sportvereine sollen Energie sparen, rund 20 Prozent. Wie die Großvereine aus Witten mit dem Thema umgehen.
Rund 20 Prozent Energie sollen die deutschen Sport-Clubs einsparen. Dazu hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) seine 90 000 Mitgliedsvereine aufgefordert.
Wie das Vorhaben, das auch vom Landessportbund (LSB) umgesetzt werden soll, darüber zerbrechen sich auch vor allem die heimischen Großvereine den Kopf.
Der grundsätzliche Wille ist da, und auch die Notwendigkeit wird nicht abgestritten. Der TuS Stockum, einer der Mehrsparten-Clubs der Stadt, hatte sich ohnehin schon darauf eingerichtet, viel weniger Energie zu verbrauchen.
TuS Stockum greift tief in die Tasche für Photovoltaik
Der Verein unter dem Vorsitzenden Peter Ludwig hat dafür tief in die eigene Tasche gegriffen: „Wir werden auf dem Anbau der Halle an der Pferdebachstraße, die unser Eigentum ist, eine Photovoltaikanlage errichten. Diese wird im Oktober oder November in Betrieb gehen.“
Mit dem dann selbst erzeugten Strom werde man in der Lage sein, den Energieverbrauch des etwa 500 Quadratmeter großen Anbaus selber zu decken, so Peters: „Nach den derzeitigen Strompreisen werden sich unsere Investitionen in etwa acht Jahren amortisiert haben. Wenn der Preis steigt, geht das natürlich schneller.“
Von der Idee, die Heizungen in städtischen Hallen hinunterzudrehen, ist Peter Ludwig nicht vollends überzeugt: „Das geht ein wenig an der Realität vorbei. Unsere Turner starten in der zweiten Bundesliga, sie brauchen unbedingt warme Hallen.“ Bei zu niedrigen Temperaturen drohen Muskelverletzungen und lange Ausfälle.
Auch interessant
Die Tatsache, dass in städtischen Hallen nun nur noch kalt geduscht werden kann, hält er für völlig unsinnig: „Man spart keine Energie, wenn die Sportler statt in der Halle zuhause duschen. Man kann auch Jugendliche nicht verschwitzt aus der Halle lassen. Da sind Erkältungen und Lungenentzündungen vorprogrammiert.“ Peter kritisiert die Stadtoberen ganz energisch: „Es hat bislang keine Gespräche gegeben, sondern man hat das einfach bestimmt. Ich finde es skandalös, dass Vereine darum kämpfen müssen, dass ordentlich Sport betrieben werden kann.“
Die Duschsituation beschäftigt auch Gerd Abstins, den Vorsitzenden des TuS Bommern: „Wenn ein Verein aus Ostwestfalen zu einem Wettkampf nach Witten kommt, und muss sich dann ungeduscht auf den Heimweg machen, dann ist das völlig unzumutbar.“
Er kritisiert auch die momentane Situation, dass in der Kreissporthalle noch warm geduscht wird: „Das kann man mit logischem Denken nicht erklären. Leider gibt es seitens der Stadt Witten keine Gesprächsbereitschaft.“
Ennepe-Ruhr-Kreis: Unterschiedliche Regelungen in den Städten
Bei einem Treffen mit Vertretern anderer Großvereine aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis vor einigen Tagen stellte er fest, dass es überall unterschiedliche Regeln gebe.
In der vereinseigenen Sporthalle wird noch warm geduscht, und den Strom dafür produziert der Club selbst: „Bei uns läuft seit einigen Wochen eine mit öffentlichen Mitteln finanzierte Photovoltaikanlage. Zudem wechseln wir bald die Neonleuchten gegen LED-Leuchten aus.“ Allerdings hat der Verein so viele Abteilungen, dass auch in städtischen Hallen trainiert werden muss.
Auch interessant
Der TuS Bommern geht trotz der Energie-Eigenproduktion nicht verschwenderisch mit der Energie um: „Wir bitten unsere Mitglieder, möglichst kurz und knackig zu duschen. Es wäre aber nur mit erheblichen technischen Eingriffen möglich, die Temperatur in den Hallen zu senken.“
Der Wittener Stadtsportverband (SSV) sieht sich nicht als Mittler bei dem Aufruf des DOSB, so SSV-Mitarbeiterin Agnetha Peters: „Wir haben die Vereine nicht noch einmal zusätzlich angeschrieben, da der DOSB schon diesen Aufruf gestartet hat. Es sind auch noch keine Rückfragen von den Vereinen gekommen, wie sie dieses Ziel umsetzen oder erreichen könnten.“
Der SSV ist in Sachen Energiesparen allerdings nicht untätig, sondern arbeitet eng mit dem Kreissportbund Ennepe-Ruhr zusammen. Dieser hat die Kampagne „Sport spart nachhaltig“ ins Leben gerufen. Diese startet mit der Woche der Nachhaltigkeit am 20 September.