Witten. Christkind Anna hat den Stern auf die Reise geschickt, der Wittener Weihnachtsmarkt hat damit offiziell begonnen. So lief die Eröffnung.
„Schneeflöckchen, Weißröckchen“ tönt es vom Platz vor der Stadtgalerie in Witten. Doch so schön der Posaunenchor Bommern auch spielt, die Flöckchen lassen sich am Donnerstagnachmittag nicht blicken. Aber zum Glück hat sich auch der Regen verzogen, der bis zum Mittag noch kräftig gefallen ist. Das lockt viele Familien zum Laternenzug, der traditionell zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes durch die Stadt zieht. Weit über 100 Menschen – große und kleine – sind zu zählen. „Schön, dass so viele gekommen sind – das hier ist ja doch immer eine Zitterpartie“, sagt Matthias Pöck vom Stadtmarketing sichtlich erfreut, als sich der Zug schließlich in Bewegung setzt.
Vorneweg geht, ja wer eigentlich? Knecht Ruprecht und der Nikolaus? Der Weihnachtsmann? Oder doch St. Martin? „Nein, das ist doch der Heilige St. Nikolaus“, erklärt Liam streng. Der Kleine ist mit seinem Papa zum zweiten Mal dabei und kennt sich aus. Auch mit seiner Laterne, in der sogar eine echte Kerze brennt. „Die hab rechtzeitig ausgepustet, damit ich noch ein bisschen Wachs für heute habe.“
Wittener Bürgermeister lobt die Schausteller
Am Rathausplatz angekommen sind Liams Kerze und der Zug am Ende. Nun heißt es warten – nicht auf Christkind, das kommt später. Erst mal auf den Bürgermeister. Der Posaunenchor kann noch ein paar Zugaben spielen, bis Lars König mit rund zehn Minuten Verspätung auf die Bühne kommt. Er entschuldigt sich – er hatte die Info, er sei erst später dran.
Der Bürgermeister dankt den Schaustellern. Es sei ihnen gelungen, trotz der veränderten Rahmenbedingungen – die Glühweinpyramide musste ja umziehen – einen Weihnachtsmarkt mit einer „dichten Atmosphäre“ zu schaffen. „Ich denke, sie haben einen guten Job gemacht“, lobt er. Und bittet dann um Zuversicht. „Die nächsten Monate werden uns alle, in privaten Haushalten wie in der Verwaltung, sicher vor Herausforderungen stellen“, so König. Doch in der Weihnachtszeit solle man versuchen, auch einmal Abstand von den Problemen zu nehmen und das Miteinander in den Vordergrund zu stellen. „Lassen Sie uns die Zeit genießen, besuchen Sie den Weihnachtsmarkt“, sagt er. „Damit wir im nächsten Jahr sagen können: Es war schwierig, aber wir haben es geschafft.“
Zur Eröffnung ist viel los an der Glühweinpyramide
Dass es schwierig werden könnte, das fürchten auch die Schausteller. Ihr Sprecher Thomas Graß ist bekanntlich mit dem Umzug seiner Glühweinpyramide und des ganzen „Bonner Dorfes“ vom Berliner Platz vors Rathaus alles andere als glücklich. Dabei sieht es wirklich prachtvoll aus, wie sie sich vor der Rathaus-Kulisse in der hübschen weihnachtlichen Beleuchtung dreht. Hat er sich inzwischen mit dem neuen Standort arrangiert? Graß zuckt mit den Schultern: „Ich weiß nicht, wir müssen schauen, wie es läuft.“ Er fürchtet hohe Umsatzeinbußen, weil es oben am Rathaus weniger Laufkundschaft gibt. Zumindest zur Eröffnung kann er aber nichts zu meckern haben: Die Stehtische an der Pyramide sind gut gefüllt.
Und dann endlich meldet sich das Christkind zu Wort. Mit seinen glänzenden Flügeln steht es hoch oben auf dem Rathausturm und sagt sein Gedicht auf. „Ich, das Christkind im silbernen Kleid, eröffne nun die Weihnachtszeit. . .“ Sicher und deutlich hallen die Worte herab, bevor es dann den Stern auf die Reise über den Platz schickt. „Das war gar nicht so einfach“, verrät Christkind Anna anschließend. Es sei furchtbar windig oben auf dem Turm gewesen. „Aber schön, wenn man unten nichts davon gemerkt hat.
Kinder staunen über den fliegenden Stern
Nein, von unten gesehen ist es perfekt gelaufen. Nicht nur die Kinder staunen mit offenem Mund, als der Stern über die Köpfe schwebt. Viele Handys werden gezückt, man hört auch ukrainische Stimmen. „Das machen sie wirklich immer schön hier“, sagt eine junge Mutter aus Herbede. Und: „Toll dass das nach den Corona-Jahren endlich wieder so möglich ist.“
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Zum Abschluss kommt doch noch was von oben – kein Schneeflöckchen, sondern kalter Regen. Der Posaunenchor spielt „Morgen Kinder, wird’s was geben.“ Nun ja, morgen vielleicht noch nicht. Aber in drei Tagen ist ja auch erst mal Totensonntag.