Witten. Viel Kritik gab es am Umzug der Wittener Glühweinpyramide. Nun erklärt die Feuerwehr, warum es dazu keine Alternative gab.

Der Wittener Weihnachtsmarkt ist aufgebaut, am Donnerstag (17.11.) geht es los. Während es auf dem Marktplatz schon richtig weihnachtlich ausschaut, wirkt es ein paar Hundert Meter weiter die Bahnhofstraße runter eher trostlos. Drei Buden und ein Kinderkarussell stehen etwas verloren mitten auf dem Berliner Platz. Drumherum: viel Leere. Die Glühweinpyramide samt „Bonner Dorf“ musste – wie berichtet – wegen neuer Bestimmungen der Feuerwehr umziehen und steht nun vorm Rathaus. Aber so viel freier Platz – muss das wirklich sein? Ja, unbedingt, sagt Feuerwehrchef Mario Rosenkranz. Und erklärt beim Ortstermin, wieso.

Auf dem Berliner Platz ist durch die neue Regelung nicht viel vom Weihnachtsmarkt übriggeblieben.
Auf dem Berliner Platz ist durch die neue Regelung nicht viel vom Weihnachtsmarkt übriggeblieben. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Auslöser für die Neubewertung der Veranstaltungsflächen ist ein Erlass des NRW-Innenministeriums aus dem letzten Jahr. Zuvor hatte ein Gericht die Klage eines Veranstalters mit der Begründung abgewiesen, dass eine öffentliche Verkehrsfläche grundsätzlich freigehalten werden muss. Rettungswege müssten für die Feuerwehr immer zugänglich sein. Das Ministerium habe daraufhin von jeder Kommune eine deutliche Klarstellung verlangt, welche öffentliche Verkehrsfläche nicht bespielt werden darf, erklärt Rosenkranz. Und damit war die Feuerwehr am Zug – nicht nur in Witten. „Die Problematik gab es in vielen Gemeinden.“

Feuerwehr Witten schritt auch beim Wiesenviertelfest ein

Der Erlass kam im Dezember. „Doch da war für den letzten Weihnachtsmarkt alles schon genehmigt“, so Rosenkranz. Doch bei den folgenden Veranstaltungen habe sich die Feuerwehr die Pläne dann ganz genau angeschaut, etwa beim Wiesenviertelfest. „Es war ursprünglich geplant, dass die Foodtrucks halb auf der Straße stehen – da wären wir nicht mehr durchgekommen.“ Deshalb musste umgeplant werden. Die Trucks standen letztlich auf dem Humboldtplatz.

Die Glühweinpyramide und das „Bonner Dorf“ stehen nun direkt vor dem Rathaus und nehmen dort einen großen Teil des Marktplatzes ein.
Die Glühweinpyramide und das „Bonner Dorf“ stehen nun direkt vor dem Rathaus und nehmen dort einen großen Teil des Marktplatzes ein. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Schließlich war auch der Weihnachtsmarkt an der Reihe. Rosenkranz ist froh darüber – auch wenn er zugibt, selbst gern an der Glühwein-Pyramide gestanden zu haben. „Aber als Feuerwehr hatten wir schon lange Bauchschmerzen damit.“ Doch bislang habe es rechtlich einen zu großen Interpretationsspielraum gegeben, wie mit öffentlicher Fläche umzugehen sei – und der sei mit den Interessen von Stadt und Veranstaltern kollidiert. Nach dem Arbeitsauftrag aus Düsseldorf war es damit vorbei. Die Feuerwehr konnte ihre Pläne vorlegen.

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Zehn Meter breite Schneise ist mindestens nötig

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Die sind eindeutig: Die Aufstellfläche für das Fahrzeug mit der Drehleiter ist fünfeinhalb Meter breit und elf Meter lang – ziemlich genau so groß wie die Fläche mit den sprudelnden Fontänen auf dem Berliner Platz. Und es muss mindestens vier Meter vom Gebäude entfernt stehen, sonst stimmt der Winkel nicht. Das heißt: Knapp zehn Meter breit ist die Schneise mindestens, die nicht bespielt werden darf.

Dieser Freiraum für die Drehleiter muss auf dem Berliner Platz zweimal freigehalten werden: einmal an der Längsseite vor der Genussgalerie, einmal an der schmalen Seite vor dem Bäcker. „Wir müssen beide Gebäude erreichen können“, so Rosenkranz. „Schließlich hat jeder das Recht, jederzeit gerettet zu werden.“

Mobile Leiter nur bis zu sieben Meter Höhe erlaubt

Aber was ist mit den Kritikern, die sagen, man könnte schließlich auch mit einer mobilen Leiter anrücken? „Nein, das geht nicht“, stellt der Feuerwehr-Chef ganz deutlich klar. Bis zu maximal sieben Meter Höhe dürfe eine mobile Leiter für die Rettung von Menschen eingesetzt werden. „Da muss ja jeder im Ernstfall auch noch runterkommen.“

Zur Eröffnung spricht das Christkind

Der Wittener Weihnachtsmarkt wird am Donnerstag (17.11.) eröffnet. Los geht es um 16.30 Uhr an der Stadtgalerie mit dem traditionellen Laternenumzug, der über die Bahnhofstraße bis zum Rathausplatz zieht.

Der Posaunenchor Bommern bläst dabei zur Vorweihnachtszeit, bevor Christkind Anna den Weihnachtsmarkt um 17 Uhr vom Rathausturm feierlich eröffnet. Auch die Bühne wird dann bespielt. Sie steht nun auf der Seite zur Bushaltestelle hin. Zur Eröffnung am Donnerstag hat sich um 18 Uhr das Weihnachtstrio „Concorde“ angesagt.

Kritik gab es auch an dem Argument der Feuerwehr, die Sicherheitsbestimmungen hätten sich durch eine Zahnarztpraxis am Berliner Platz geändert. Die sei doch eh geschlossen, wenn auf dem Weihnachtsmarkt Hochbetrieb herrscht. Doch Rosenkranz weist auch diese Kritik zurück. „Es ist nun einmal so: Anders als bei Wohnungen, in denen sich die Bewohner auskennen, müssen wir bei Betrieben sicherstellen, dass jeder den Weg – Kunde wie Personal – nach draußen findet“, sagt er. Deshalb müsse es festgelegte Anfahrtswege und Stellplätze für die Feuerwehr geben, die jederzeit zugänglich seien.

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Übrigens: Mit dem Berliner Platz ist für die Feuerwehr noch lange nicht das Ende der Neubewertung der Veranstaltungsflächen erreicht. Weiter geht’s auf der Bahnhofstraße. Dort gibt es ein zusätzliches Problem durch die Oberleitungen der Straßenbahn. Dann wird in Annen das Gelände der Frühlingskirmes überprüft und schließlich die Meesmannstraße in Herbede. Aber wenn alle Pläne fertiggestellt sind, „haben wir größtmögliche Sicherheit“, versichert Rosenkranz. „Für die Bürger – aber auch für die Planung von Veranstaltungen.“