Witten. Der Angeklagte will nur der Überbringer von Drogen gewesen sein, nicht der Händler selbst. Trotzdem gab’s im Wittener Gericht eine Standpauke.
Dem schmal wirkenden jungen Mann (28) ist anzusehen, dass er schon die Hälfte seines Lebens Drogen nimmt. Da verwundert es fast, dass er zumindest aus diesem Grunde jetzt das erste Mal vor Gericht stand. Hatte er selbst auch gedealt, lautete die zentrale Frage in der Verhandlung am Mittwoch im Wittener Amtsgericht. Der Angeklagte bestritt dies beharrlich.
Um es vorwegzusagen: Trotz einiger Zweifel an seiner Behauptung, immer nur der Überbringer gewesen zu sein, verurteilte Amtsgerichtsdirektorin Barbara Monstadt den Wittener nur wegen Beihilfe, nicht wegen Handeltreibens selbst. Es war ihm schlicht und ergreifend nicht nachzuweisen.
Wittener Gericht: Cannabispflanzen hätten eine Menge von fast 170 Gramm ergeben
Unstrittig war dagegen die größere Menge, die in seiner Wohnung gefunden wurde. Fünf von ihm selbst angebaute Cannabispflanzen hätten eine Ernte von fast 170 Gramm ergeben. Außerdem fanden sich 65 Gramm Haschisch in vier Tüten. Alles nur zum Eigenkonsum, wie der Hartz-IV-Empfänger beteuerte. Eigentlich ist er examinierte Pflegekraft. Doch als sein Vertrag vor vier Jahren auslief, suchte er sich keine neue Beschäftigung. Die psychische Belastung war ihm zu groß.
„Räumen Sie Ihr Leben auf“, schrieb ihm die Richterin ins Stammbuch. Sonst riskiere er ganz schnell seine Bewährungszeit. Mit 18 Monaten auf Bewährung, ausgesetzt auf drei Jahre, 120 Stunden gemeinnütziger Arbeit und 475 Euro, die eingezogen wurden, komme er noch günstig davon, sagte Richterin Monstadt.
Auf dem Boni-Parkplatz wurde der Stoff übergeben
Er hatte die Schuld auf einen Dealer geschoben, den er aus dem Lutherpark kenne. Angeklagt waren drei Fälle des Handelns mit nicht unerheblichen Mengen und in einem Fall der Eigenbesitz. Mal ging es um knapp sieben Gramm Amphetamine, mal um zwölf oder 40 Gramm Marihuana. Auf dem Parkplatz bei Boni soll er Kunden die Ware für den anderen übergeben haben. „Er hat mir auf Freundschaftsbasis was abgegeben.“ Er selbst benötige täglich zwei Gramm Cannabis und ein Gramm Amphetamine. Das geht ins Geld. Durch seine Kurierdienste habe sich für ihn das „Preisleistungsverhältnis“ verbessert.
Offenbar versteht der Mann doch was vom Geschäft.