Witten. Haus Hohenstein in Witten schließt über den Winter. Denn der Abschlag für Gas hat sich verneunfacht. Wie es nun mit dem Hotel am Wald weitergeht.
Erst Corona, dann Inflation und explodierende Energiekosten: Hoteliers und Gastronomen stehen schon seit längerer Zeit unter großem Druck. Die ersten Gastgeber in Witten reagieren nun. Haus Hohenstein geht von Mitte Dezember bis Ende Februar in den Winterschlaf, um Energie zu sparen. Auch das Ardeyhotel schließt erstmals in den Weihnachtsferien.
„Erst mal setzen“ musste sich Ajit Grewal, der Besitzer von Haus Hohenstein, als er kürzlich Post von seinem Energieversorger öffnete. Statt 2,5 Cent pro Kilowattstunde (kWh) Gas soll der Hotelier im kommenden Jahr 22,5 Cent zahlen – das Neunfache. Konkret würde das für Grewal einen monatlichen Abschlag von 9500 statt 1500 Euro bedeuten. Bei einem Verbrauch von rund 350.000 kWh im Jahr kämen damit insgesamt 30.000 Euro zusätzliche Kosten allein für die Heizung auf den 52-Jährigen zu.
Offene Fragen bei der Gaspreisbremse
Die Gaspreisbremse, die zwischen Januar und März starten soll, würde den Preis auch für den Gastwirt bei zwölf Cent deckeln. „Es ist jetzt gerade die Zeit des vielen Rechnens“, sagt Grewal, der das Haus seit 2009 als Tagungsstätte und Hotel betreibt. Seine Sorge: Die Preisbremse gilt nur für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs. „Und da war ja coronabedingt sehr wenig los.“
Die Problematik ist auch dem Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) bekannt. „Die Referenzzeiträume aus 2021 sind einer der Knackpunkte der Gaspreisbremse“, sagt Thorsten Hellwig, Sprecher der Dehoga NRW. Denn der Verbrauch im Gastgewerbe lag da deutlich niedriger als etwa 2019. „Wenn das die Grundlage sein wird, kann das de facto bedeuten, dass einige Wirte nur für 60 Prozent ihres tatsächlichen Verbrauchs den vergünstigten Preis erhalten.“
Januar und Februar sind die energieintensivsten Monate
So oder so: Ajit Grewal und andere Hotelbetreiber müssen künftig tiefer in die Tasche greifen. Also hat der 52-Jährige eine grobe Rechnung aufgestellt. Januar und Februar sind die Monate mit dem höchsten Energieverbrauch und gleichzeitig dem geringsten Umsatz. Durch eine Stilllegung des Hotelbetriebs in dieser Zeit erhofft er sich deshalb das größte Sparpotenzial. In den Vorjahren hatte das Hotel nur über Weihnachten und Neujahr geschlossen.
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Bereits gebuchte Veranstaltungen werden aber trotzdem stattfinden und größere Tagungen weiterhin möglich sein. Wer einfach nur eine Nacht im Hotel buchen möchte, hat aber schlechte Karten. Denn Frühstück und Abendessen gibt es im historischen Haupthaus von 1914 mit seinen großen Fensterfronten. „Und das hat nicht die besten Energiewerte“, so Grewal. Gerade lässt er berechnen, wie sehr die Temperatur gesenkt werden kann, ohne dass das unter Denkmalschutz stehende Gebäude Schaden nimmt.
Bald nur noch große Veranstaltungen in Haus Hohenstein?
Der reguläre Hotelbetrieb wird also ruhen. „Wenn jemand ohne Verpflegung auskommt, kann er sich aber melden“, sagt Grewal. Buchungen sollen bald auch nicht mehr online möglich sein, sondern nur noch nach persönlicher Absprache. Auch perspektivisch wird sich auf dem Hohenstein etwas ändern. „Einfach weiter wie bisher geht in Zukunft nicht mehr.“
Grewal denkt bereits darüber nach, sich künftig auf große Veranstaltungen zu konzentrieren, bei denen das Hotel mitgenutzt wird. Einzelübernachtungen wären dann nicht mehr möglich. „Aber das ist alles nicht in Stein gemeißelt“, betont der Gastwirt.
Auch das Ardeyhotel in der Stadtmitte macht in diesem Jahr erstmals „Winterurlaub“. Statt wie sonst nur an Heiligabend zu schließen, bleibt das Hotel vom 27. Dezember bis 4. Januar eine Woche zu. Die Belegung sei an diesen Tagen ohnehin stets gering, sagt Direktorin Silvia Urban. So wolle man diese Zeit nun nutzen, um so viel Energie wie möglich zu sparen.
Wie andere Hotels Energie sparen
Für das Parkhotel an der Bergerstraße kommt eine saisonbedingte Schließung nicht in Frage. „Die Grundbelegung ist bei uns auch über den Winter sehr, sehr gut“, sagt Markus Riepe, dessen Familie insgesamt fünf Hotels betreibt. Um Energie zu sparen, heize man die Zimmer nun weniger vor. Das Thermostat steht nun generell auf 1, der Gast kann es dann selbst hochdrehen.
Auch Gastronom Bernd Hoppe denkt derzeit nicht ans Schließen. Seit zirka zwei Monaten hat er die Zimmerpreise um rund zehn Prozent angehoben. „Ich hoffe, dass wir darüber die Kosten auffangen können.“ Zusätzlich wird gespart: Seit Kurzem lassen sich die Zimmerheizungen zentral steuern, das Team drehe zudem an „vielen kleinen Stellschrauben“. Warmes Wasser soll künftig auch nicht mehr die ganze Nacht vorgehalten werden.
Das Ardeyhotel hat viele Spar-Maßnahmen umgesetzt, etwa die maximale Zimmertemperatur um ein Grad auf nun 24 Grad reduziert. Zudem wurden die Preise um rund vier Prozent angehoben. Auch am Büffet macht sich die derzeitige Krise bemerkbar: Lachs und Gans sind von der Speisekarte verschwunden. Denn deren Einkaufspreise liegen extrem hoch. „Eine Gans für vier Personen würde etwa 200 Euro kosten“, überschlägt Urban. Ein Preis, den wohl kein Kunde mehr bereit ist zu zahlen.