Duisburg. Ernste Lage für Hotels in Duisburg: Die Kosten steigen, es kommen weniger Gäste. Warum sich Oliver Bay zu einem drastischen Schritt entschließt.

Duisburger Hoteliers stehen vor einem harten Winter: Die Zahl der Hotelbuchungen ist in der kalten Jahreszeit ohnehin etwas niedriger als im Sommer. Nun folgt auf die Corona-Zeit, in der weniger gereist wurde, die Energiekrise mit steigenden Kosten. Oliver Bay, Betreiber der „Central Pension“ in Alt-Homberg, hat deshalb einen Entschluss gefasst: Wenn sein Vorrat an Holzpellets, mit denen er das Gästehaus heizt, aufgebraucht ist, wird er für einige Monate schließen und selbst Urlaub machen. Voraussichtlich im Dezember wird es so weit sein.

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Sieben Zimmer gibt es in dem denkmalgeschützten Gebäude, das früher einmal eine Apotheke beherbergte und nun eine beliebte Unterkunft für Fahrradfahrer auf der Durchreise, Geschäftsleute oder Touristen ist. „Allerdings ist die Nachfrage eingebrochen. Geschäftsleute reisen weniger und Privatpersonen sparen sich in der aktuellen Lage den Luxus, auswärts zu übernachten“, hat Bay beobachtet. Seit einigen Jahren heizt er die Pension mit Holzpellets – das wurde ihm von einem Schornsteinfeger als ökologische und kostengünstige Lösung empfohlen.

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Gäste konnten 2021 bei 47 Betrieben in Duisburg übernachten

Die Holzpellets, mit denen Oliver Bay das Gästehaus heizt, sind ein wertvolles Gut geworden. Früher kostete eine Tonne einmal rund 200 Euro, rechnet der Chef der Central Pension vor. Momentan liege der Preis bei etwa 800 Euro.
Die Holzpellets, mit denen Oliver Bay das Gästehaus heizt, sind ein wertvolles Gut geworden. Früher kostete eine Tonne einmal rund 200 Euro, rechnet der Chef der Central Pension vor. Momentan liege der Preis bei etwa 800 Euro. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Schon vor Kriegsbeginn bemerkte er allerdings einen massiven Preisanstieg. „In der Werbung hieß es, dass die Pellets ein Abfallprodukt der heimischen Holzindustrie seien. Nun hat sich aber gezeigt, dass auch diese Produkte teilweise aus Russland und der Ukraine kommen.“ Kostete eine Tonne gepresste Holzschnitze früher rund 200 Euro, waren es in diesem Sommer bereits 400 Euro. Mittlerweile stehe der Preis bei 800 Euro. 8,5 Tonnen fasst sein Heizsystem. Mehrkosten, für die nach Corona kaum Geld übrig ist.

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Der Landesbetrieb IT.NRW zählte 2021 in Duisburg 2924 Betten. Laut Hotelmarktreport boten 47 Betriebe Übernachtungsmöglichkeiten an. Bei der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer (IHK) ist die angespannte Lage bekannt. „Im Veranstaltungsbereich, zum Beispiel in Bezug auf Firmenfeiern, gibt es für diesen Herbst und Winter aktuell weniger Buchungen als üblich. Immer noch gehen Buchungsanfragen aufgrund der unsicheren Corona-Lage zudem eher kurzfristig ein. Corona stellt daher auch in diesem Jahr ein unkalkulierbares Risiko für die Branche dar“, erklärt eine Sprecherin der IHK.

IHK Niederrhein: Preise für Übernachtungen werden steigen müssen

Sieben Zimmer zählt die Central Pension in Alt-Homberg. Sie gehört damit zu den kleineren Häusern in Duisburg.
Sieben Zimmer zählt die Central Pension in Alt-Homberg. Sie gehört damit zu den kleineren Häusern in Duisburg. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Um die seit Jahresbeginn deutlich gestiegenen (Energie-)Kosten tragen zu können, seien Preisanpassungen für Übernachtungen, Speisen und Getränke notwendig. „Dieses Vorgehen birgt allerdings gleichzeitig ein hohes Risiko: Die Gäste könnten ausbleiben, wenn sie nicht bereit oder in der Lage sind, die höheren Preise zu zahlen. Es bleibt also die Frage, welcher Anteil der gestiegenen Kosten überhaupt umgelegt werden kann.“

Bei Oliver Bay ist das Zimmer aktuell für 59 Euro pro Nacht zu haben. Perspektivisch könnte der Preis auf 75 Euro steigen. Die Niederrheinische IHK formuliert Richtung Politik: „Die Tourismusbranche braucht in dieser schwierigen Lage dringend Hilfe und Unterstützung.“ Die IHK selbst unterstütze die Betriebe durch Information und Beratung zu geeigneten Maßnahmen.

„Ich habe lange überlegt, was ich machen soll“, erklärt Bay, dass ihm die Entscheidung zu schließen nicht leicht gefallen sei. „Man weiß ja nicht, wie es weitergehen wird, wenn ich nach vier Monaten zurückkehre.“ Den wenigen Gästen, die sich bereits für Dezember und Januar angemeldet hatten, hat er bereits abgesagt. „Die meisten hatten Verständnis.“ Seine beiden Mitarbeiterinnen, die er noch mit kleineren Beschäftigungen durch die Corona-Zeit und Kurzarbeit gebracht hat, wollen sich auf jeden Fall umorientieren. Er selbst hat ein Flugticket nach Buenos Aires gebucht. Dort kann man mit überschaubaren finanziellen Mitteln im Monat auskommen – und wärmer ist es dort obendrein.