Witten. Schreibabys können ihre Eltern an den Rand der Verzweiflung treiben. Das muss nicht sein. Die Stadt Witten berät in solchen und anderen Fällen.

Wo muss ich mein Kind nach der Geburt anmelden? Wo kann ich finanzielle Unterstützung bekommen? Was mache ich, wenn mein Kind ständig weint? Werdende oder frisch gebackene Eltern haben meist viele Fragen. Antworten darauf geben zwei kostenlose Angebote der Stadt Witten: Die Lotsensprechstunde und die Schreibabysprechstunde.

Tobias Embacher von der Abteilung Kiwi (Kind in Witten), wie die Frühen Hilfen heißen, hat beide Projekte im Jugendhilfeausschuss am Dienstag vorgestellt. Eins gleich vorweg: In der Schreibabysprechstunde geht es auch um andere Probleme, die Eltern mit ihren Säuglingen haben. Nicht nur bei „untröstlichem Schreien und Weinen“, das viele Eltern schier verzweifeln lässt, können sie Hilfe finden.

Stadt Witten berät auch bei anderen Problemen

Auch wenn das Baby schlecht isst, trinkt oder schläft, sind Mama und Papa bei der Sprechstunde richtig. Wie sie auf starke Trotzanfälle, die eher bei etwas älteren Kindern vorkommen, reagieren können, dazu berät das Angebot ebenfalls. All dies fasst Embacher unter dem Titel „Regulationsstörungen“ zusammen. Sie können Familien schwer belasten. „Wer das Gefühl hat, er braucht Unterstützung, der bekommt sie hier.“ Zwei Beraterinnen kümmern sich darum.

Diese Sprechstunde richtet sich an Familien mit Neugeborenen und Kindern bis zu drei Jahren. Sie können bis zu fünf Beratungstermine in Anspruch nehmen. Diese dauern jeweils 90 Minuten und finden in der Frühförderstelle der Lebenshilfe im Wannen statt. Liegt ein problematisches Ess- und Trinkverhalten vor, sind auch Hausbesuche möglich.

21 Familien in Witten haben das Angebot genutzt

Die Schreibabysprechstunde gibt es seit Februar in Witten. Bislang haben 21 Familien das Angebot genutzt. „Tendenz steigend“, so Embacher. Schwerpunkt seien tatsächlich Schlafprobleme bei sechs bis neun Monate alten Babys gewesen. Der städtische Mitarbeiter erläutert: „Babys kennen nur zwei Zustände: Entspannung und Erregung.“ Sie beim Wechsel in die ruhigere Phase zu unterstützen, sei Anliegen der Beraterinnen. Bei Brüllattacken kann es etwa hilfreich sein, mit dem Kind die Umgebung zu wechseln. Auch Bäder oder sanfte Massagen können beruhigend wirken.

Die Sprechstunde wird über das Programm „Aufholen nach Corona“ finanziert und ist eigentlich bis 31. Dezember befristet. „Wir wollen das Angebot aber weiterführen“, erklärt Jugendamtsleiterin Corinna Lenhardt.

Bürgerforum+: Angebot wichtig für Witten

Die Fraktion Bürgerforum+ hatte den Bericht über die Schreibabysprechstunde erbeten. „Wir sind der Meinung, dass ein solches Angebot essenziell für Witten ist. Nicht nur zur Linderung persönlichen Leids in den betroffenen Familien, sondern auch als Prävention späterer hoher Kosten für die ambulante und stationäre Jugendhilfe“, so Fraktionsvorsitzender Harald Kahl in dem Antrag.

Die Ansprechpartner der Sprechstunden

Wer die Schreibabysprechstunde in Anspruch nehmen möchte, der meldet sich unter info@schreisprechstunde-witten.de.

Wer als Patientin der Gynäkologischen Gemeinschaftspraxis Idris, Iwe, Hagemeister Interesse an der Lotsensprechstunde hat, wendet sich an das Praxisteam, 02302 / 888028 oder info@idris-iwe-hagemeister.de. Erster Termin ist der 2. November zwischen 14 und 15 Uhr.

Weitere Informationen gibt es beim Amt für Jugendhilfe und Schule, Frühe Hilfen, unter der Durchwahl 02302 581-5355 und unter kiwi@stadt-witten.de.

Die Kiwi-Lotsensprechstunde soll am 2. November an den Start gehen. Es handelt sich um ein Pilotprojekt, das zunächst auf sechs Monate angelegt ist. Werdende Eltern und Familien mit Neugeborenen erhalten Unterstützung bei der Suche nach dem richtigen Angebot für ihre Situation. Denn ob es um Betreuung geht, um die Beantragung von Elterngeld oder Elternzeit: In Witten und Umgebung gibt es eine Unmenge an Unterstützungsmöglichkeiten, um die Familien in dieser Lebensphase mit Informationen und Beratung zu stärken.

Lotsensprechstunde in Witten ebenfalls kostenlos

An dem Pilotprojekt können zunächst nur Patientinnen der Gynäkologischen Gemeinschaftspraxis an der Ruhrstraße 37 teilnehmen. Sie können dort einen Termin für die Kiwi-Lotsensprechstunde vereinbaren. Das Beratungsgespräch mit einer Fachkraft der Frühen Hilfen der Stadt Witten ist vertraulich, kostenfrei und auch ohne Nennung des Namens möglich.

Im Gespräch werden Fragen zu der neuen Lebenssituation beantwortet. Auf Wunsch kann auch eine Art „Checkliste“ erarbeitet werden. Darauf steht, welche Schritte nun wichtig sind und an welche Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner sich die Eltern wenden können. Auch die Vermittlung in ein konkretes Angebot ist möglich.