Witten. Was hat Wattenscheid mit Witten zu tun? Genau: nichts. Trotzdem will eine Wahlkreiskommission beide politisch zusammenführen. Keine gute Idee.

Setzt sich eine Wahlkreiskommission mit ihren Vorschlägen für Zusammenlegungen durch, würde Witten ebenso wie Herdecke oder Hattingen demnächst vom selben Abgeordneten vertreten, der auch in Wattenscheid und im Bochumer Süden antritt. Das dürfte die Bürgernähe tatsächlich nicht gerade steigern. Da haben die verschiedenen Parteien mit ihren Bedenken durchaus Recht. Natürlich geht’s ihnen aber auch um politische Pfründe, sprich Eigeninteressen.

Denn wo heute noch zwei Parlamentarier zwei Wahlkreise vertreten, wäre nur noch Platz für einen. Und wer bestimmt den Kandidaten oder die Kandidatin? Nehmen wir die SPD, die seit Jahrzehnten das Direktmandat im EN-Kreis innehat. Bei einer Reform wäre es längst nicht mehr ausgemacht, dass allein der EN-Unterbezirk den oder die Bewerberin bestimmt und Witten als größte Stadt im Kreis selbige ins Rennen schickt. Da dürften dann auch die Bochumer ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Viel Spaß bei der Vertreterversammlung, möchte man da rufen.

Größerer Wahlkreis für Witten fördert nicht die Bürgernähe

Sicherlich macht eine Verkleinerung des Bundestags Sinn. Sie darf aber nicht auf Kosten der Orts- und Bürgernähe gehen. Schon jetzt fällt es den Abgeordneten nicht leicht, immer die nötige Präsenz zu zeigen. Wie soll das erst gehen, wenn ein Axel Echeverria oder Hartmut Ziebs demnächst nach Sprockhövel und Wattenscheid reisen soll? Oder mal umgekehrt betrachtet: Schon heute zeigt sich doch, wie schwer es ist, einen Bezug zum jeweils gewählten Politiker zu haben, wenn er oder sie ganz woanders wohnt.

Nein, gerade in diesen Zeiten muss die Politik nah beim Bürger sein. Mit größeren Wahlkreisen ist das nicht zu machen. Wenngleich Zusammenlegungen natürlich längst im (Spar-) Trend dieser Tage liegen. Frag nach bei den Groß-Pfarreien der Kirche.