Witten. Schwalben haben es immer schwerer, Nester zu bauen. Eine Familie aus Witten hat es den Vögeln leicht gemacht. Dafür gab es eine besondere Ehrung.
Die Freude bei Familie Berisha war groß. Der Naturschutzbund EN (Nabu) hat die Eheleute mit einer Urkunde und einer Plakette für ein „Schwalbenfreundliches Haus“ ausgezeichnet.
Nabu EN und Witten: Schwalben in Deutschland immer seltener
Schwalben kennen wir vor allem als Flugkünstler und Sommerboten. Doch in Deutschland gibt es sie nach Angaben des Nabu immer seltener. Mit der Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ will der Verein diesem Trend entgegenwirken. Er würdigt Menschen, die an ihren Häusern die gefiederten Glücksbringer willkommen heißen. Zu ihnen gehören auch die Berishas aus Witten.
Sie konnten während der Sommermonate miterleben, wie Mehlschwalben vier Nester an der Außenwand ihres Wohnhauses aus Lehm bauten und in der entstandenen schützenden Höhle ihre Jungen großzogen. Jedes Jahr im April und Mai kehren Mehl- und Rauchschwalbe aus ihren afrikanischen Überwinterungsgebieten zurück, um in Dörfern und Städten hierzulande zu brüten. Mit ihrem fröhlichen Gezwitscher kündigen sie den Sommer an.
„Wo Schwalben am Haus wohnen, geht das Glück nicht verloren“, heißt es in einem alten Sprichwort. Doch so zahlreich wie früher sind die Schwalben nicht mehr. „Ihre Zahl geht seit vielen Jahren zurück, auch hier im Ennepe-Ruhr-Kreis“, sagt Ralf Steiner, der die „Schwalbenfreundliches Haus“-Aktion des Nabu koordiniert und auch die „Kleinvogel AG“ leitet. Hauptursache sei der Verlust von Brutplätzen. „Außerdem werden ihre Nahrungsgrundlagen knapp, die Fluginsekten“, sagt Steiner.
In den Städten würden Nester zunehmend auch durch unbedachte Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden verschwinden, so der Naturschützer. „Häufig werden Schwalbennester leider auch illegal beseitigt – und das, obwohl Schwalben streng geschützt sind und das Zerstören ihrer Brutstätten unter Strafe steht.“
Nabu: Moderne Ställe und Scheunen sind verschlossen
Gleichzeitig werde die Landwirtschaft immer stärker intensiviert, so der Nabu. Höfe und Betriebe unterliegen nach Angaben des Verbandes heute strengeren Hygieneanforderungen als früher. Die Folge: „Moderne Viehställe und Scheunen sind deshalb oft verschlossen und bieten Schwalben keine Einflugmöglichkeiten mehr.“ Feldwege, Einfahrten und Dorfplätze würden immer öfter zubetoniert, „so dass unsere Glücksbringer weniger Pfützen und den daraus benötigten Lehm für ihren Nestbau finden“.
Außerdem gebe es immer weniger fliegende Insekten, die den Vögeln als Nahrungsgrundlage dienen. Gründe seien Monokulturen auf dem Acker, der Rückgang der Weidewirtschaft und der Einsatz von Pestiziden. Mit der Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ will der Nabu deshalb für mehr Akzeptanz von Schwalben und ihren Nestern sorgen, ebenso für den Erhalt und die Schaffung neuer Brutplätze.
Es kann auch eine Lehmpfütze im Garten sein
„Jeder kann mit einfachen Mitteln Schwalben an seinem Haus willkommen heißen, mit Nestgrundlagen wie Rauputzstreifen oder Brettchen, Kunstnestern und einer Lehmpfütze im Garten“, erklärt Michael Reiffert, Ansprechpartner des Nabu EN für die Stadt Witten.
Menschen, die sich wie die Berishas aus Witten für Schwalben engagieren und ihre Häuser für den Nestbau zur Verfügung stellen, werden mit der Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ ausgezeichnet. Bewerben können sich Hausbesitzer, die das Brutgeschehen der wendigen Flugkünstler und Sommerboten dulden und fördern, ganz gleich, ob es sich bei dem Gebäude um ein Wohn- oder Geschäftshaus, einen Pferde- oder Bauernhof oder um ein Fabrikgebäude handelt.