Witten. So geht es mit der Wittener Werkstadt nicht weiter. Davon ist Leiter Christian Adams überzeugt. Was könnte das sozio-kulturelle Zentrum retten?

Die Werkstadt muss umgebaut werden – anders könne sie auf Dauer nicht überleben. Davon ist Geschäftsleiter Christian Adams überzeugt. Wie das runderneuerte Konzept aussehen könnte, hat er jetzt dem dort tagenden Jugendhilfeausschuss vorgestellt.

Grund für die Überlegungen sind Geldsorgen. Die Werkstadt hatte im letzten Jahr Ausgaben von 947.000 Euro. Davon wurden 575.000 Euro – also rund 60 Prozent – selbst erwirtschaftet. Damit sei man an eine Grenze gestoßen, sagt Adams. Mehr gehe nicht – zumindest nicht in dieser Form. Die Kosten aber stiegen immer weiter. Deswegen sei es jetzt für eine Kehrtwende. Adams: „Wir müssen zurück zu unserer Grundidee, zurück zu dem Geist, aus dem die Werkstadt in den 70er Jahren entstanden ist.“

Zukunftskonzept 2025 sieht „zeitgemäßes Begegnungs- und Veranstaltungszentrum“ vor

Die Kultstätte in den alten Mannesmannhalle, die vor zwei Jahren ihr 40-Jähriges feierte, will also einerseits zurück zu den Wurzeln und sich andererseits wieder neu ausrichten – hin zu einem „zeitgemäßen Begegnungs-, Veranstaltungs- und Kommunikationszentrum“. So steht es im Zukunftskonzept 2025. Die Werkstadt solle ein Ort für generationsübergreifende Begegnungen mit einem hohen Anteil an selbstorganisierten und eigenverantwortlichen Projekten und Aktivitäten sein.

Die Partys in der Wittener Werkstadt sind gut besucht. Aber das Publikum ist mit der Halle gealtert.
Die Partys in der Wittener Werkstadt sind gut besucht. Aber das Publikum ist mit der Halle gealtert. © Barbara Zabka/ FUNKE Foto Services

So wolle man sich stärker für die Zusammenarbeit mit den Schulen öffnen. „Wir könnten etwa vom Martmöller-Gymnasium und der geplanten dritten Gesamtschule als Aula genutzt werden“, sagt Adams. Die Werkstadt könne ein Ort des „außerschulischen Lernens“ werden und außerdem als „Haus der Ideen“ Gruppen und Initiativen eine Heimat geben.

„Haus-in-Haus-Struktur“ lässt keine bestuhlten Veranstaltungen zu

Beides gehe aber nicht in der bisherigen Gebäudearchitektur, so Adams. Die „Haus-in-Haus-Struktur“ der alten Verladehalle mit ihren vielen kleinen Anbauten lasse zwar Partys zu, aber keine bestuhlten Veranstaltungen. „Denn da könnten nur die vorderen Reihen die Bühne sehen.“

Adams wünscht sich daher, dass die Einbauten rausfliegen, um Platz für eine Veranstaltungsfläche für bis zu 1000 Gäste zu schaffen. Aber flexibel sollte sie sein, so dass auch kleinere Bereiche abgeteilt werden könnten. Außerdem schwebt dem Geschäftsleiter eine dauerhafte Gastronomie im Haus als Treffpunkt vor, nicht nur zu Veranstaltungen und ohne Verzehrzwang.

Seminar-Räume im Obergeschoss für Gruppen und Vereine

Im Obergeschoss müssten für ein Begegnungs-Haus kleinere (Seminar-)Räume geschaffen werden, bislang gibt es nur einen. Außerdem sollte der Verwaltungstrakt so abgeschottet werden, dass die Werkstadt von Gruppen auch dann zu nutzen ist, wenn kein Personal mehr Dienst hat. Weiteren Renovierungsbedarf gebe es bei Technik und Toiletten, so Adams. Die seien nicht mehr zeitgemäß.

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Er hofft nach dem Umbau auf ein jüngeres Publikum. Die Besucher seien mit der Werkstadt in die Jahre gekommen. Und die Disco, in der die Eltern schon getanzt haben, sei für die Kinder wenig verlockend. „Wir müssen endlich wieder ein Jugendzentrum werden“, so der 52-Jährige. Das könne man mit einem Neuanfang in einer großen neuen Halle erreichen. „Und die Alten kommen sicher dennoch weiter zur Ü50-Party und den anderen Veranstaltungen.“

Leiter: Wittener Bürgermeisterin von Plänen angetan

Adams hat seine Ideen bereits der Bürgermeisterin und Sozialdezernent Schweppe vorgestellt. Beide seien angetan gewesen, sagt er. Nun gehe es als Nächstes darum, das Zukunftskonzept mit der Stadt konkret abzustimmen und zu schauen, was da an Kosten auf die Kommune zukommen könnte. Sie ist die Eigentümerin der Immobilie. Der Leiter ist zuversichtlich, dass das trotz klammer Kassen gelingen wird. „Der Trägerverein Werkstadt hat schließlich einiges dazu beigetragen, das Industriedenkmal am Leben zu erhalten und über die Stadtgrenzen hinaus bekannt zu machen.“

Arbeit im Treff soll normal weiterlaufen

Die Werkstadt wird getragen durch einen gemeinnützigen Verein. Sie hat ihr Zuhause seit 1977 in der ehemaligen Verladehalle der Firma Mannesmann, die die Stadt an den Verein verpachtet hat.

Im Jahr 2009 wurde die angrenzende ehemalige Elektrowerkstatt als Ort für das Jugendcafé Treff erschlossen. Seine Arbeit soll – unabhängig vom Zukunftskonzept – wie gewohnt weiter laufen.

Dass es in der jetzigen Form nicht weitergeht, wenn die Werkstadt überleben soll, das sei ihm schon lange klar geworden, sagt Adams. Anfang August 2018 hatte er den Job als Geschäftsleiter angetreten. „Ende des Monats hatte ich das erste Gespräch mit der Bürgermeisterin.“