Witten. Die Energiepreise explodieren. Viele Verbraucher in Witten wollen jetzt verstärkt sparen. Doch das ist oftmals einfacher gesagt als getan.
Die Energiepreise gehen durch die Decke. Zum Herbst steht in Witten ein weiterer saftiger Anstieg ins Haus – bis zu 60 Prozent. Verbraucher wollen sparen, stoßen aber an ihre Grenzen, wie eine Umfrage und ein Besuch im Kundenzentrum „Impuls“ der Stadtwerke zeigen.
Rentner aus Witten hat Abschlagszahlung bereits erhöht
„Das ist doch alles ganz furchtbar“, sagt Heinz Stirnberg (80). Seine Frau und er müssten für Strom bereits 400 Euro nachzahlen. Wenn der Preis jetzt noch mal steige, werde das ganz schön bitter. Vorsichtshalber hat er die monatliche Abschlagszahlung um 50 Euro erhöht. „Hoffentlich reicht das“, sagt der ehemalige Bogestra-Fahrer.
Das Ehepaar achtet jetzt noch mehr darauf, dass zum Beispiel das Licht nicht länger als nötig brennt. Im Haushalt gehe man ohnehin behutsam mit Energie um. „Wo soll man da noch weiter sparen?“
In der Wittener Johannisgemeinde sind Diskussionen zu erwarten
Diese Frage werde auch die Johannisgemeinde beschäftigen, sagt Küsterin Blazenka Weber-Lorenz. Ob man wie sonst im Herbst und Winter die Räume des Gemeindehauses beheizen kann, „darüber müssen wir sprechen“.
Wie viel Grad notwendig sind, um am Ende nicht noch den Gebäuden zu schaden, sei sicherlich ein wichtiger Aspekt, so die Küsterin. Sie rechnet noch mit Diskussionen. Doch bei allem Verständnis für möglichen Unmut: „Es ist jetzt an der Zeit, nach Lösungen zu suchen“, sagt die 62-Jährige.
Familie will Temperatur in Wohnung absenken
Amir und Morteza Soleymain haben entschieden, in ihrer Wohnung das Thermostat demnächst herunterzudrehen. Zwei, vielleicht auch drei Grad würden doch schon reichen, um weniger Gas zu verbrauchen, sagen Vater und Sohn einer sechsköpfigen Flüchtlingsfamilie. Außerdem wollen sie Lampen gegen LED-Leuchten einsetzen. Man werde sehen, ob sich auch noch was bei den Haushaltsgeräten machen lässt.
Ulrich Probst (71) hat auch schon den Haushalt gründlich unter die Lupe genommen. Mit einer Nachtspeicherheizung habe er aber schon einmal gesetzte Kosten. Sparen lasse sich sicherlich noch bei den Standby-Schaltungen. Die müssen in der Regel nicht sein, so der Rentner.
Tipps zum Energiesparen stehen derzeit hoch im Kurs, weiß Christian Frank, Leiter des Stadtwerke-Kundenzentrums „Impuls“ am Rathaus. Täglich rufen Kunden an oder kommen vorbei. Frank: „Unsere Energieexperten stehen für solche Fragen bereit.“ 0815-Antworten wolle keiner. Es gehe um gute Vorschläge, was man selbst tun könne.
Team des Wittener Kundenzentrums hält Empfehlungen bereit
Deutlich gestiegen sei mittlerweile die Zahl der Kunden, die ihre Abschlagszahlungen erhöhen wollen. Seitdem die Wittener WAZ vor einigen Tagen noch über eine bis dahin recht niedrige Quote berichtet habe, „melden sich doch inzwischen recht viele Leute“, sagt Christian Frank.
Die Stadtwerke empfehlen dringend, die Summen zu erhöhen. Ansonsten könne Kunden eine böse Überraschung drohen. Rechnungen mit hohen dreistelligen Summen oder vielleicht sogar vierstelligen Beträgen seien dann sehr wahrscheinlich.
Service des Kundenbüros Impuls
Der heimische Versorger beliefert in Witten 65.600 Haushalte mit Strom und 26.300 mit Gas.
Kunden haben ihre Abschläge bislang um rund 40 Prozent erhöht.
Im Kundenbüro Impuls, Hauptstraße 7 neben dem Rathaus, gibt es laut Leiter Christian Frank keine lange Wartezeiten. Telefonisch ist das Team unter 02302/9173600 erreichbar.
Um genau das zu vermeiden, „raten wir den Kunden, die Abschläge für Gas um 60 Prozent und die für Strom um 40 Prozent höher zu setzen, entsprechend den zu erwartenden Anhebungen“, sagt Christian Frank. Die Entscheidung bleibe natürlich jedem selbst überlassen. In den persönlichen Gesprächen gehe es natürlich auch darum, „ob die Kunden sich eine solche Erhöhung leisten können“. Die Stadtwerke prüfen derzeit, inwieweit sie säumigen Zahlern demnächst Rechnungen insgesamt oder in Teilen stunden können.
„Den meisten Leuten ist überhaupt noch nicht bewusst, was da wirklich auf sie zukommt“, sagt Dunal Slawomir, der an diesem Morgen das Kundenzentrum aufsucht. „Wenn die Stadtwerke zum 1. Oktober die Preise anheben, sind es für dieses Jahr nämlich erst nur drei Monate mit massiv erhöhten Tarifen. Aber das geht doch 2023 weiter.“ Der 45-Jährige befürchtet, dass das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht ist.