Witten. Immer weniger Gas fließt aus Russland nach Deutschland. Gleichzeitig explodieren die Preise an den Energiebörsen. Das hat auch Folgen für Witten.
Mit großer Sorge blicken die Stadtwerke auf die weitere Verringerung der Gasliefermengen aus Russland, gerade mit Blick auf die kommende Heizsaison im Herbst und Winter. Gleichzeitig drohen noch in diesem Jahr drastische Preiserhöhungen, da die Einkaufspreise an den internationalen Energiebörsen explodieren.
„Das Energiesparen ist jetzt noch wichtiger geworden“, kommentiert Stadtwerke-Vertriebschef Markus Borgiel die aktuellen Reduzierungen durch Gazprom auf 20 Prozent. Borgiel: „Wenn weniger Gas ankommt, müssen wir mehr sparen. Ansonsten werden wir im Winter zu wenig Gas in Deutschland und damit auch in Witten haben.“
Wittener Stadtwerke drehten in diesem Jahr schon zweimal an der Preisschraube
Zweimal hat der heimische Energieversorger in diesem Jahr schon an der Preisschraube gedreht. Der Strompreis stieg für „Bestandskunden“ im Februar um fünf Prozent. Aktuell kostet die Kilowattstunde (kWh) 27,97 Cent. Der Wegfall der EEG-Umlage zum 1. Juli ist hierbei bereits berücksichtigt.
Der Gaspreis wurde zuletzt im April um 0,7 Cent pro Kilowattstunde erhöht, das heißt um 7,5 Prozent. Der Kunde im sogenannten „Grundversorgungstarif“ zahlt momentan bei einem Verbrauch von bis zu rund 12.500 kWh/Jahr 8,3 Cent/kWh. Die nächste Preiserhöhung erfolgt voraussichtlich zum 1. Oktober. Gas wird wahrscheinlich um rund 60 Prozent teurer und Strom um bis zu 40 Prozent. Betroffen sind alle Kunden in den „Basistarifen“. Das sind 19.000 Strombezieher und 6500 beim Gas.
Wer einen Laufzeitvertrag hat, zahlt weiter den vereinbarten Preis
30.000 Kunden (Strom) und 12.500 Abnehmer beim Gas haben derzeit einen „Laufzeitvertrag“. Hier gilt weiterhin der vereinbarte Preis. „Wenn dieser beispielsweise im Dezember endet, bieten die Stadtwerke den Kunden zum 1. Januar einen neuen Vertrag an, der sich dann allerdings an den aktuellen Entwicklungen orientiert“, erklärt Mathias Kukla, Sprecher des heimischen Energieversorgers. Hat ein Kunde noch für einen Jahr oder länger einen gültigen Vertrag, behält er die jetzigen Konditionen – und ist von den Erhöhungen noch nicht betroffen. Doch unterm Strich dürften alle über kurz oder lang deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen.
Eine junge Familie mit zwei Kindern und vier bis fünf Zimmern hat derzeit Energiekosten (Strom und Gas) von durchschnittlich rund 2900 Euro im Jahr. Die Stadtwerke rechnen mit einem Anstieg der Kosten in den kommenden Jahren (etwa bis 2024) auf zirka 4600 Euro. Bei einem Ein- oder Zwei-Personen steigen die Ausgaben von derzeit durchschnittlich 1850 Euro voraussichtlich auf 2930.