Witten. Mehrfach haben Diebe auf Friedhöfen in Witten zugeschlagen. Ihre Beute: Wasserleitungen aus Kupfer. Besonders dreist gingen sie in Heven vor.

Die Besucher einiger Friedhöfe in Witten sind extrem verärgert. Ihnen fehlt im Moment das Wasser, um die Blumen auf den Gräbern zu gießen. Diebe haben Hähne und Kupferrohre von den Brunnenbecken abmontiert.

Besonders dreist waren sie auf dem Friedhof in Heven. Dort haben Unbekannte innerhalb von acht Tagen bereits zum zweiten Mal zugeschlagen. Auch Stockum ist betroffen. Am Hauptfriedhof an der Pferdebachstraße gab es zuletzt im April ähnliche Vorfälle.

Neu montiert und schon wieder gestohlen: einer der Wasserhähne auf dem Friedhof in Heven. Das Bild stammt von Freitag (3.6.).
Neu montiert und schon wieder gestohlen: einer der Wasserhähne auf dem Friedhof in Heven. Das Bild stammt von Freitag (3.6.). © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Tobias Wollny, der auf dem Friedhof am Steinhügel arbeitet, traute seinen Augen kaum, als er am Dienstag nach dem langen Pfingstwochenende morgens um sechs seine Runde über das zweigeteilte Gelände in Heven drehte. Zwölf der 14 Wasserhähne waren weg und die Anschlüsse abgeknickt – genau jene, die eine Firma am vergangenen Freitag gerade erst ersetzt hatte.

Denn eine Woche zuvor – am Montag nach dem Christi-Himmelfahrts-Wochenende – hatten Unbekannte schon einmal die Wasserhähne an den Zapfstellen entwendet. „Die zwei, die sie dabei ausgelassen haben, sind schwerer zu demontieren“, so Wollny.

Polizei hat sich die Tatorte auf den Friedhöfen in Witten angeschaut

Seine Kollegen und er haben gleich die Polizei gerufen. Die hat sich die Tatorte angesehen. Doch viel machen könne man nicht, sagt Sprecherin Gianna Isabella Kruck. Ohne Zeugen und ohne Videobeweise sei das schwierig. Meist gebe es nicht einmal Spuren. „Die Täter wissen, was sie tun.“ Wenn es sich häuft, wie jetzt in Heven, wolle man mehr Präsenz zeigen. Mal eine Zivilstreife vorbeischicken, oder zur Abschreckung auch Kollegen in Uniform. Dass es viel nütze, bezweifelt sie.

Den Menschen, die die Gräber ihrer Angehörigen pflegen, hilft das im Moment wenig. Waltraud Schroer (70) kommt jede Woche aus Mülheim, um sich um das Familiengrab zu kümmern. So auch an diesem Dienstagmittag. Sie hofft nun, dass der angekündigte Regen ihr die Arbeit abnimmt.

Friedhofsbesucher müssen Gießwasser jetzt zum Teil weit schleppen

Denn die Friedhofsverwaltung hat zwar erlaubt, dass Besucher Wasser vom Waschbecken der Toilette an der Trauerhalle nutzen dürfen. Doch der Weg von dem höher gelegenen Gebäude bis zu tieferliegenden Ruhestätten ist lang – zumal mit voller Gießkanne. Dass auf dem zweiten Friedhofsgelände nahe der Billerbeckstraße extra ein 600-Liter-Fass aufgestellt wurde, das über einen Hydranten befüllt wird – auch das nützt Waltraud Schroer nichts – der Weg ist ja noch weiter.

So sah eine der zerstörten Wasserstellen auf dem Hauptfriedhof in Witten aus.
So sah eine der zerstörten Wasserstellen auf dem Hauptfriedhof in Witten aus. © Unbekannt | Stadt Witten

Renate Skorupa (70) hat deshalb den letzten Rest Regenwasser aus dem Brunnenbecken geschöpft, um die Pflanzen auf dem Grab ihres Mannes zu gießen. Sie ist empört über die Diebe. „Da gehört schon was dazu, auf einem Friedhof zu klauen.“ Ein älteres Paar, das gerade vorbeigeht, ist ebenfalls verärgert, aber weniger verwundert. „Zwei Schrauben lösen und einmal sägen, dann ist der Hahn ab.“

Stadt Witten: Leitungen müssen laut Verordnung aus Kupfer sein

Die Friedhofsbesucher fragen sich, warum die Stadt kein anderes Material als Kupfer verwendet – das Diebe nicht verlockt, es an Schrotthändler zu verkaufen. „Da haben wir wenig Spielraum“, antwortet Sprecher Jörg Schäfer. „Die Trinkwasserhygieneverordnung schreibt vor, dass Leitungen aus Kupfer sein müssen und die Wasserhähne in der Regel aus Bronze, jedenfalls die wasserführenden Teile.“ Rund 250 Euro koste das pro Becken, schätzt Friedhofsmitarbeiter Wollny ganz grob.

Die Stadt hat wegen der Straftaten auf den Friedhöfen in Heven und Stockum (dort ist eine Wasserstelle unbrauchbar) Anzeige erstattet. Die Anlagen sollen jetzt zügig erneuert werden. Auf dem Hauptfriedhof seien inzwischen alle Wasserzapfstellen repariert. Waltraud Schroer hofft, dass die Diebe ihre gerechte Strafe bekommen – „wie auch immer“.