Witten. Eine direkte Radverbindung von der Wittener Innenstadt bis nach Stockum? Darüber hat der Verkehrsausschuss debattiert. Worauf er sich einigte.

Einen ersten Pop-up-Radweg hat Witten schon. Seit Oktober vergangenen Jahres markieren gelbe Streifen an der Dortmunder Straße zwischen Lebenshilfe und Freiligrathstraße die neue Fahrspur für Radler – dort, wo einst Autos parkten. Die Fraktion von WBG und Freien Wählern plädierte nun im Ausschuss für Mobilität und Verkehr für einen zweiten Pop-up-Radweg an der Pferdebachstraße. Und sorgte damit für einige Diskussionen.

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Der neue Radstreifen solle am Kreisverkehr an der Alfred‐Herrhausen‐Straße auf Höhe der Universität beginnen und bis Stockum führen, so der Vorschlag der WBG. Die Verwaltung könne mit dieser Maßnahme „sehr schnell Verbesserungen und Sicherheit für die Radfahrenden schaffen.“

Pferdebachstraße erhält im unteren Teil im Zuge der Sanierung Fahrradstreifen

Auch im Zuge der Sanierung des unteren Teils der Pferdebachstraße werden ab der Ardeystraße beidseitig Fahrradstreifen eingerichtet. Der angeregte Radweg wäre deren Verlängerung. Bislang gibt es ab dem Kreuzungsbereich mit der Leo- bzw. der Rebecca-Hanf-Straße markierte Wege für Radler. Stadtauswärts endet dieser allerdings nach wenigen hundert Metern am Kreisverkehr an der Uni. Stadteinwärts beginnt die Radspur erst auf Höhe der Gleiwitzer Straße.

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Die angeregte Radverbindung bis auf Höhe des Edeka in Stockum wäre rund zwei Kilometer lang. Entlang der Pferdebachstraße befinden sich derzeit Parkstreifen, die die WBG gerne umwidmen würde. So würden etwa die beidseitig angelegten Parkmöglichkeiten zwischen Stockum und der Autobahnbrücke kaum genutzt. Von der Brücke bis zur Uni hingegen würden dort fast ausschließlich Fahrzeuge von außerhalb parken, die – aus Sicht der WBG – „das extra für sie gebaute Uni-Parkhaus meiden.“

WBG stand Radwegen bislang eher kritisch gegenüber

In diesem herrscht tatsächlich oft gähnende Leere. Viele Studierende und Gäste der Uni suchen sich lieber in den umliegenden Straßen einen Abstellplatz, anstatt ins Parkhaus zu fahren oder den 3-Euro-Tarif in den Parkbuchten direkt vor der Uni zu entrichten.

SPD-Ratsherr Holger Jüngst witterte denn in dem Vorstoß der WBG einen Versuch, die Studierenden von den kostenlosen Parkplätzen an der Pferdebachstraße zu vertreiben. Denn schließlich, so Jüngst, habe sich die WBG stets gegen den ersten Pop-up-Radweg an der Dortmunder Straße gestellt und dort etwa den Wegfall der Parkplätze kritisiert.

Auch Verwaltung unterstützt die Idee grundsätzlich

Die restlichen Ausschussmitglieder zeigten sich hingegen erfreut vom Sinneswandel der Bürgergemeinschaft. Auch Verkehrsplaner Tim Raabe von der Stadt unterstützte die Idee grundsätzlich: „Wir sprechen uns dafür aus“, so Raabe. Schließlich sei eine Verbindung von der Innenstadt nach Stockum auch Teil des Radverkehrskonzeptes. Er verwies aber auf die angespannte Personalsituation der Stadt. So sind im Tiefbauamt aktuell zwei Stellen als Bauleitung unbesetzt. Auch werden Verkehrsplaner gesucht.

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„Wenn schon ein Radweg, dann ein richtiger“, brachte CDU-Ratsherr Christian Held ins Spiel. Dieser Auffassung schloss sich der Ausschuss an und beauftragte die Verwaltung damit zu prüfen, ob und wie sich ein Radweg – ob als Schutzstreifen oder Radfahrstreifen – auf diesem Teil der Pferdebachstraße realisieren lasse. Und zwar dauerhaft.

Fahrradbotschafter: Viele Radkilometer, die schnell realisierbar wären

Das freut auch Wittens Fahrradbotschafter Andreas Müller. „Auf dieser Strecke ließe sich ein Radweg relativ billig umsetzen“, so der ehemalige städtische Verkehrsplaner. Lediglich kleinere Umbauarbeiten, etwa im Kreuzungsbereich mit der Liegnitzer Straße am Gartencenter Dehner oder im Bereich der Autobahnauffahrt, wären vonnöten.

Die mögliche neue Radverbindung ist für ihn eine Lösung, „die schnell geht und viele Kilometer Radwege schafft“. Und vor allem sehr viel zügiger umzusetzen ist als die großen Baustellen des Radverkehrskonzeptes, wie etwa der Umbau der „Wutkreuzung“ an der Ruhrstraße. Diese stehe zwar weiterhin ganz oben auf der Prioritätenliste, so der Fahrradbotschafter. „Durch kleinere Projekte wie dieses können wir aber schnellere Fortschritte machen.“