Witten. Lieferengpässe wirken sich auf die Gastronomie aus. Die ersten Restaurants haben die Pommes schon gestrichen. Wie halten es die Wirte in Witten?

Auf Pommes-Fans kommen harte Zeiten zu. Weil Öl nur noch schwer zu kriegen ist, wird die Lieblings-Beilage der Deutschen künftig wohl nicht mehr überall auf der Speisekarte stehen. Haus Oveney am Kemnader See hat angekündigt, montags bis freitags keine Pommes mehr zu servieren. Allein am Wochenende und an Feiertagen solle es noch Fritten geben. Müssen die Wittener auch in anderen Restaurants in der Woche künftig darauf verzichten?

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Gastronom Heinz Bruns könnte sich das durchaus vorstellen. „Pommes Frites kann man gut ersetzen, es gibt so tolle Kartoffelgerichte“, sagt der Chef von Haus Kemnade und Vize-Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Westfalen. Er habe volles Verständnis für die Maßnahme der Nachbarn am anderen Seeufer. Statt Öl zu horten, sollten sich die Wirte lieber besinnen und das Frittierfett denen überlassen, die dringend darauf angewiesen sind – Pommesbuden etwa. „Wir haben doch genug Alternativen – und ein guter Koch kann mehr als Fritten und Kroketten zubereiten.“

Auch Wittener Wirte schrauben an den Preisen

Bruns hatte schon Anfang Februar befürchtet, dass Essengehen bald Luxus werden könnte. Die da schon dramatische Lage seiner Branche hat sich durch den Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Lieferengpässe und Preissteigerungen noch einmal verschärft. Rund 30 Prozent mehr müssten die Gäste bald zahlen, wenn das Geschäft für die Wirte noch rentabel sein soll, davon geht er aus.

Trotz gestiegener Preise: Pommes wird es auch weiterhin bei André Vordenbäumen geben. Sie können separat zum Fleisch dazu bestellt werden.
Trotz gestiegener Preise: Pommes wird es auch weiterhin bei André Vordenbäumen geben. Sie können separat zum Fleisch dazu bestellt werden. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Dass es ohne Preiserhöhungen nicht gehen wird, das bestätigen auch andere Wittener Wirte – egal ob von Bistro oder Edelrestaurant. „Wir müssen an den Preisen schrauben. Das wird kommen, es geht gar nicht anders“, sagt etwa Heike Köhler vom Café Möpschen auf der Ruhrstraße. Auch sie appelliert an die Käufer, das Bunkern zu stoppen. „Wenn wir Wirte kein Öl, Mehl und Toilettenpapier mehr bekommen, dann wird die Gastronomie bald dicht sein.“ Auch sie habe schon darüber nachgedacht, statt Pommes mehr auf Bratkartoffeln zu setzen. „Mal sehen, was noch kommt.“

Preiserhöhungen werden unterschiedlich umgesetzt

Ganz ähnlich äußert sich auch Doris Veit, Inhaberin von Haus Fründt in der Bellerslohstraße. „Noch haben wir Fritteusen-Fett, aber wer weiß, wie lange noch. Und ob es dann noch bezahlbar ist.“ Zum Glück wollten die allermeisten ihrer Gäste ohnehin lieber Bratkartoffeln als Beilage. Um Preisanpassungen werde sie künftig dennoch nicht herumkommen. „Unsere Kosten explodieren. Aber wir werden nur da erhöhen, wo es auch wirklich teurer geworden ist.“

Preiserhöhungen ja, da sind sich alle einig. Aber wie, da gehen die Meinungen auseinander. Im griechischen Restaurant „Artemis Palast“ an der Ardeystraße hat man sich etwa entschieden, 80 Cent auf jedes Gericht aufzuschlagen, 30 Cent auf jedes Getränk – aber nur bis die Preise wieder sinken, versichern die Betreiber. Pommes werde es aber auch weiterhin geben.

Tagespreis oder Beilagen extra

Beim Edel-Spanier „Picasso“ an der Lakebrücke spielen die Fritten traditionell keine große Rolle. „Aber wir backen selber Brot, da macht uns die Mehlknappheit Sorgen“, sagt Chefin Carmen Alvarez. Die frischen Fisch- und Fleischgerichte würden nach den Tagespreisen abgerechnet, sagt sie. „Und die sind sehr gestiegen.“

Im „Picasso“ bringen Carmen und Luis Alvarez vor allem viel frischen Fisch auf den Tisch. Abgerechnet wird nach Tagespreisen. (Archivbild)
Im „Picasso“ bringen Carmen und Luis Alvarez vor allem viel frischen Fisch auf den Tisch. Abgerechnet wird nach Tagespreisen. (Archivbild) © Funke Foto Services GmbH | Manfred Sander

Im „André’s 1726“ in Herbede geht man noch einen anderen Weg, um die Preissteigerungen bei gleichbleibender Qualität aufzufangen. Bei Chef André Vordenbäumen kosten die Beilagen jetzt extra. „Wie im Steakhaus“, erklärt er. Alles werde einzeln angeboten: Fleisch, Sauce, Pommes – und die kosten nun vier statt drei Euro. Fritten von der Speisekarte zu streichen, nennt der Gastronom albern. „Das ist alles Kalkulationssache.“ Aber rechnen müsse man eben schon. „Der 10-Liter-Kanister gutes Frittieröl kostet uns jetzt 60 statt 32 Euro.“

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Sein Tipp für alle, die täglich an der Fritteuse stehen: „Das Fett jeden Abend sieben und immer nur ein Produkt darin zubereiten, also nicht Pommes und Backfisch im Wechsel. Dann hält es länger.“