Witten. Der Rat hat lang über den Wittener Vöckenberg diskutiert. Er will eine Ausweisung als Gewerbegebiet im Regionalplan verhindern. Aber kann er das?

Nach einer langen Debatte war sich eine Mehrheit im Rat einig: Der Vöckenberg darf nicht bebaut werden. Es war die große Stunde alter und neuer Klimaschützer.

Selbst wirtschaftsfreundliche Kommunalpolitiker wie Michael Hasenkamp („Stadtklima“) erteilten einer Ausweisung als Gewerbefläche im neuen Regionalplan Ruhr eine klare Absage. „Es dürfen keine hochwertigen Ackerböden zubetoniert werden.“ Da war er sich sogar mit Ulla Weiß von den Linken einig.

Sie vermisst eine Debatte, wie Unternehmen möglichst wenig Fläche verbrauchen, statt sich einen „Riesenparkplatz“ zu bauen. Weiß mahnte, auch andere Freiflächen nicht zu versiegeln, ob im Dorneywald in Stockum oder an der Dortmunder Straße. „Sonst ist es in zehn, 20 Jahren so heiß, dass wir alle nur noch im Keller leben können.“

CDU-Fraktionschef aus Witten: „Werkzeug nicht für zehn, 20 Jahre aus der Hand nehmen“

Der Vöckenberg in Witten-Stockum ist im überarbeiteten Regionalplan Ruhr derzeit noch als Gewerbefläche ausgewiesen.
Der Vöckenberg in Witten-Stockum ist im überarbeiteten Regionalplan Ruhr derzeit noch als Gewerbefläche ausgewiesen. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Unbeachtet blieben die Warnungen von CDU-Fraktionschef Volker Pompetzki, „sich nicht für zehn, 20 Jahre ein Werkzeug aus der Hand zu nehmen“. Gemeint war die Möglichkeit, den Vöckenberg zumindest optional als mögliche Gewerbefläche auszuweisen. „Als Tauschobjekt hat die Fläche im Zuge der interkommunalen Zusammenarbeit einen Wert. Das sollten wir nicht einfach verschenken“, sagte er unter dem Applaus seiner Parteifreunde.

Anders als vor drei Jahren, als es noch eine Mehrheit für den Vöckenberg als mögliches Gewerbegebiet gab, waren sich diesmal aber mit Ausnahme von Union und FDP fast alle Fraktionen einig: Der Klimawandel lässt es nicht mehr zu, dass sich dort eines Tages Firmen ansiedeln.

Grüner aus Witten: „Die Welt ist eine andere geworden“

„Die Welt ist seit dem Frühjahr 2019 eine andere geworden“, sagte Ralf Schulz von den Grünen. „Die vergangenen sieben Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen.“ Er erinnerte an die Jahrhundertflut, als auch Anwohner der Ruhr in Witten evakuiert wurden, niemand aber körperlich zu Schaden kam. Schulz: „Sorgen Sie dafür, dass es dabei bleibt.“ Es gelte, Frischluftschneisen und fruchtbare Ackerböden zu erhalten. Letztere dienten auch der regionalen Getreideversorgung, erinnerte Oliver Kalusch von den Linken an die Engpässe durch den Ukraine-Krieg.

„Wir müssen akzeptieren, dass die Erde endlich ist“, sagte Stefan Borggraefe, Fraktionschef der Piraten. Er „freute“ sich, dass sich die SPD einem Dringlichkeitsantrag pro Vöckenberg als Grünzug angeschlossen hatte, warnte aber gleichzeitig vor einer „Überhöhung“ der Debatte. Es gehe nur um eine Stellungnahme von Rat und Stadt. Entscheiden werde das Ruhr-Parlament. „Nur durch Druck auf ihre RVR-Fraktionen haben wir eine Chance, die Fläche dauerhaft als Grünfläche zu erhalten.“