Witten. Nach zwei schweren Jahren mit mehreren Lockdowns sieht Circus Antoni aus Witten Licht am Ende des Tunnels. Ein Besuch vorm Heimspiel ab Freitag.

Beim Wittener Circus Antoni geht es wieder los. Nach zwei Jahren pandemiebedingtem Leerlauf steht nun wieder eine Tournee an. Das Familienunternehmen hat eine schwere Zeit hinter sich.

Zehn Tage ein Heimspiel bei Ostermann in Witten

Noch ist es dunkel im Zelt, doch nicht mehr lang. Dann leuchten endlich wieder die Scheinwerfer, wenn es heißt „Manege frei!“. Bevor der Familien-Zirkus auf Tournee in die Nachbarstädte zieht, hat er ab diesem Freitag (1. April) zehn Tage lang ein Heimspiel. Und das ist kein April-Scherz.

Nach Scherzen war Chefin Ramona Tränkler in den letzten 24 Monaten ohnehin nicht oft zumute. Gleichzeitig erfüllt sie Dankbarkeit, wenn sie an die diese beiden Jahre zurückdenkt. „Ohne Hilfe wären wir nicht mehr hier“, sagt die 58-Jährige, die den Zirkus mit ihrer Familie in achter Generation betreibt. Rücklagen seien schon vor der Pandemie keine mehr da gewesen. Um so größer war die Verzweiflung, als gar nicht mehr an Vorstellungen zu denken war.

Ramona Tränkler ist froh, dass ihr Circus Antoni wieder auftreten kann.
Ramona Tränkler ist froh, dass ihr Circus Antoni wieder auftreten kann. © FUNKE Foto Services | Stephan Lucka

„Zum Glück haben so viele Menschen aus Witten mit Spenden geholfen – und natürlich die Familie Ostermann, die uns auf allen Wegen unterstützt hat“, sagt Ramona Tränkler. Seit anderthalb Jahren steht Circus Antoni nun schon auf dem Platz an der Fredi-Ostermann-Straße hinter dem Möbelhaus. Denn auch, wenn die Tränklers sich nach anderen Standorten in Witten umgeschaut haben, fündig geworden sind sie bisher nicht.

„Als Zirkus einen Platz zu finden, wird immer schwieriger, weil die Städte immer mehr bauen und freie Flächen rar sind“, sagt Tränkler. Für dieses Jahr ist aber alles in trockenen Tüchern. Die nächsten Gastspiele in Velbert-Neviges, Hattingen und Dortmund sind fest gebucht. Im Herbst geht es dann zurück zur Fredi-Ostermann-Straße zum Überwintern.

Die Zirkusfamilie hofft, dass sie bis mindestens November spielen kann. So viele Vorstellungen wie möglich lautet die Devise, denn jeder Euro zählt. Ob es eine Weihnachtsshow geben wird, weiß Ramona Tränkler noch nicht. „Wenn alles gut läuft, machen wir das“, sagt die ehemalige Trapez-Akrobatin. Nun erwartet die 23-köpfige Truppe aber erstmal gebannt die kommende Saison. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, damit bei der Premiere am Freitag (1.4.) alles klappt.

Noch viel zu tun vor der Premiere

Natürlich sind alle Nummern längst eingeübt. Trotzdem ist noch genug zu tun. Gerade läuft Josef Tränkler mit einer voll beladenen Schubkarre über das Gelände. Damit schlängelt er sich zwischen den Wagen und Koppeln für die Tiere zu einem großen Anhänger hindurch. „Wir sind im Frühjahr immer damit beschäftigt, alles wegzuräumen, was wir im Sommer nicht brauchen“, sagt der Mann, der alles erledigt, was anfällt. Sein Tätigkeitsfeld erstrecke sich „vom Straßenfeger bis zur Chefetage“.

Die Lamas sind natürlich auch dabei. Hier steht ein Tier vor dem Zirkuszelt an der Fredi-Ostermann-Straße in Witten.
Die Lamas sind natürlich auch dabei. Hier steht ein Tier vor dem Zirkuszelt an der Fredi-Ostermann-Straße in Witten. © FUNKE Foto Services | Stephan Lucka

Ulrike Wegmann, Schwägerin von Ramona Tränkler, kümmert sich darum, Requisiten wie Reifen und Hütchen für die Hundeshow zu ordnen, bei der sie assistiert. Justin Sander und Vater Ludwig Tränkler, die für die Pferdenummer verantwortlich sind, versorgen die Vierbeiner.

Clown Beppo hat als Letzter geprobt

Die meisten sind an diesem Tag noch unterwegs, um fleißig Werbeplakate aufzuhängen und Ermäßigungstickets zu verteilen. Nur die etwa 45 Tiere genießen noch die Ruhe vor dem Sturm. Ziegen und Pferde kauen gemächlich ihr Heu, die Lamas heben neugierig ihre Köpfe und gucken, was außerhalb ihrer Koppel so passiert. Auf dem großen, blauen Zirkuszelt wehen die Fahnen im Wind.

Ramona Tränkler schiebt den Vorhang am Eingang zur Seite. Eine schwarze Abfalltonne steht in der Mitte der Manege, daneben Wischmopp und Handfeger, denn Spaßmacher Beppo hat als Letztes geprobt. Wie ihre Künstler freut sich die Zirkuschefin auf das Publikum. Gleichzeitig macht sie sich Sorgen, wenn sie an die Zukunft denkt. „Alles wird teurer, die Leute müssen sparen und gönnen sich weniger.“

Die Hundeshow gehört zum festen Programm von Circus Antoni.
Die Hundeshow gehört zum festen Programm von Circus Antoni. © Circus Antoni

Doch Circus Antoni hat schon viele Herausforderungen in der Vergangenheit gemeistert. Und schlägt nicht gerade jetzt die Zeit der Clowns, um den Menschen eine Freude zu machen, wenn es sonst schon so wenig zum Lachen gibt?