Witten. Der Wittener Circus Antoni hat nun hinter Ostermann Quartier bezogen. Doch dort kann er nur bis Jahresende bleiben. Die Familie ist verzweifelt.
Es war bislang ein hartes Jahr für den Wittener Circus Antoni. Erst ließ die Corona-Pandemie alle geplanten Auftritte platzen und brachte den Familienbetrieb in große finanzielle Not. Nun wissen die Zirkusleute um Ramona Tränkler nicht, wo sie überwintern können. Denn das angestammte Winterquartier an der Brückstraße mussten sie Anfang der Woche verlassen – und ein neuer, dauerhafter Stellplatz ist bislang nicht in Sicht.
„Obdach“ gefunden hat die 23-köpfige Truppe seit Montag vorübergehend auf der Wiese hinter dem Möbelhaus Ostermann. Für diese Möglichkeit sei man sehr dankbar, das Angebot der Familie Ostermann sei „sehr großzügig“, betont Tränkler. Doch bleiben kann der kleine Zirkus mit seinen rund 20 Fahrzeugen, Wohnwagen und Tiertransportern hier nur bis Ende des Jahres. Dann muss er weiterziehen. „Wir sind total verzweifelt und wissen nicht, wie es weitergeht“, sagt die Zirkus-Chefin. „Das ist eine Katastrophe.“
Circus Antoni aus Witten musste Winterquartier nach 15 Jahren verlassen
Der Platz an der Brückstraße, auf dem die Tränklers in den vergangenen 15 Jahren den Winter verbracht haben, gehört der Firma Pilkington. Das Marien-Hospital hat diese Fläche nun angemietet. Dort sollen rund 100 Parkplätze für Mitarbeiter entstehen. Mit viel Mühe hatte Pilkington vorab für den Zirkus ein Ausweichquartier auf der anderen Seite der Brückstraße geschaffen. Doch kurz bevor die Tränklers Mitte August dorthin umziehen wollten, setzten starke Regenfällen das Gelände unter Wasser. „Zum Glück waren wir da noch nicht vollständig umgezogen, sonst wären wir jetzt obdachlos – und unsere Existenz ruiniert.“
Der Schotterplatz steht dem Zirkus theoretisch noch immer zur Verfügung. „Aber das Risiko einer weiteren Überschwemmung ist uns zu hoch“, sagt Ramona Tränkler. Wo es für sie und ihre Familie im neuen Jahr weitergeht, steht in den Sternen. „Aber Witten ist unser Zuhause“, betont die 57-Jährige. Deshalb wolle man hier auch auf keinen Fall weg. „Alle unsere jüngeren Familienmitglieder sind hier im Marien-Hospital geboren. Egal, wo wir gerade auf Tour waren, für die Entbindung sind wir nach Witten zurückgekommen.“ Seit über 40 Jahren ist die Zirkus-Familie in der Ruhrstadt ansässig und gemeldet.
Zirkus-Chefin hofft auf Hilfe aus der Bevölkerung
Auch einen Termin mit der Bürgermeisterin gab es schon. „Circus Antoni ist eine Institution in Witten. Natürlich unterstützen wir als Stadt die Suche nach einem neuen Quartier, damit der Zirkus uns hier noch lange erhalten bleiben kann“, sagt Sonja Leidemann. Doch die Stadt verfügt nur über wenige Freiflächen. „Wie es aussieht, gibt es keinen Platz für uns", sagt Tränkler. Darum setzt die frühere Trapez-Artistin ihre Hoffnungen nun auch auf Privatpersonen. „Vielleicht gibt es ja irgendwo einen ungenutzten Hof oder Parkplatz einer Firma ...“
Wichtig sei für das Winterquartier vor allem die Größe – in etwa so groß wie ein Sportplatz solle der Standort sein. Auch müsse eine Versorgung mit Strom und Wasser möglich sein. „Und die Tiere brauchen Auslauf, das ist mit das Wichtigste.“
Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.