Witten. . Der Essener Jan Raatz (46) führt jetzt das Amt der Stadt Witten mit 46 Mitarbeitern. Im Fünf-Jahres-Programm stehen 42 Baumaßnahmen.

Das Stadtamt 66 hat einen neuen Chef. Der Essener Jan Raatz (46) hat die Leitung des Tiefbauamtes von Ottmar Menzel übernommen, der aus Altersgründen ausgeschieden ist. Der Neue soll – und will – in Witten einiges bewegen.

Das Norddeutsche schlägt bei Raatz kaum noch durch. Er ist in Niedersachsen aufgewachsen und hat zwei Jahre bei der Marine gedient. Das Bauingenieur-Studium führte ihn nach Kaiserslautern. „Ich wollte in die Bauleitung gehen.“ Doch die 50.000-Einwohner-Stadt Waiblingen (bei Stuttgart), in der er anfing, machte ihn zum Allrounder. Neben dem Bau und der Unterhaltung von Straßen kümmerte er sich um Ampelprogramme, Busbeschleunigung und Radwegplanung.

Spuren am Bahnhof der Schalke-Arena hinterlassen

In den vergangenen 15 Jahren war Raatz als Verkehrsplaner bei der Stadt Gelsenkirchen tätig. Dort trägt das Solardach über dem Nahverkehrsbahnhof an der Schalke-Arena seine Handschrift. Neben dem Wunsch, Verantwortung als Amtsleiter zu übernehmen, habe ihn Wittens Größe gereizt – größer als Waiblingen, kleiner als Gelsenkirchen. „Ich glaube, dass man in einer Stadt dieser Größe noch mehr Möglichkeiten hat, eigene Vorstellungen und Ideen umzusetzen.“

Raatz habe sich in einem „hochkarätigen Bewerberfeld“ durchgesetzt, sagt Baurat Stefan Rommelfanger. Er bringe hervorragende fachliche Qualifikationen mit, könne aber kommunizieren, koordinieren und Personal führen. Und: „Er ist kein reiner Baustellen-Mensch, er hat auch die Planerbrille auf, das ist wichtig an dieser Schnittstelle.“

Als Amtsleiter ist der 46-Jährige seit 1. Oktober Vorgesetzter von 30 Ingenieuren und Verwaltungsmitarbeitern sowie von 16 Bauhof-Mitarbeitern. Er fühle sich herausgefordert, „das gute Personal zu motivieren“ und Lücken schnell zu schließen, so Raatz. Beim laufenden Generationenwechsel sei darauf zu achten, „dass wir Wissen behalten“.

Unterhaltung und Umbau-Projekte

Auf Wittens Straßen wartet viel Arbeit auf Raatz. Beim Thema Unterhaltung und Deckenerneuerung hinkt Witten chronisch hinterher. Mit 36 Millionen Euro wurde der Sanierungsstau 2008 beziffert. Statt nötiger 3,7 Mio. Euro stehen jährlich nur 1,4 Mio. Euro zur Verfügung. Parallel laufen die Neu- und Umbauprojekte mit hohem Fördermittelanteil. Im Fünf-Jahres-Programm stehen 42 Maßnahmen – wie Ausbau der Bochumer Straße (Beschleunigung Linie 310), Sprockhöveler Straße, untere Ruhrstraße, Alfred-Herrhausen-Straße (Uni) und Johannisstraße/Kornmarkt oder Deckensanierungen am Bommerfelder Ring, der Vormholzer Straße und Billerbeckstraße. Das Programm sei aber „nicht in Stein gemeißelt“, weiß Raatz. Manches verschiebt sich, wie der Ausbau des oberen Bebbelsdorfs, das man nicht gleichzeitig mit der Pferdebachstraße sperren wollte. Dafür müssen anderswo Pläne in der Schublade liegen, wenn unverhofft Fördermittel fließen.

Amtsleiter muss Kosten im Blick behalten

Das Tiefbauamt muss sich im Vorfeld um die saubere Planung kümmern und mit vielen Beteiligten abstimmen, u.a. ESW, Stadtwerken, Landesbetrieb, Bogestra, Bundesbahn, Polizei. Und natürlich mit den Baufirmen. Raatz bringt schnell auf den Punkt, was die Stadt Witten vor allem von ihm erwartet: „reibungslosen Bauablauf und die Kosten einhalten.“ Fast schon ein kleines Dilemma: Macht er seine Arbeit gut, kommt er nicht in die Schlagzeilen.

>> Zur Person: Jan Raatz

Jan Raatz (42) hat in Kaiserslautern Bauingenieurwesen studiert, Vertiefungsrichtung Verkehrswesen, Baubetrieb & Bauproduktion und Grundbau. Abschluss: Diplom.

Er ist verheiratet, Vater von vier Kindern (elf bis 18 Jahre) und lebt mit seiner Familie in Essen. „Ich habe das Ruhrgebiet lieben gelernt und finde die Region lebenswert“, sagt er. Hobbys: Laufen und Radfahren.