Witten. Die Landsmannschaft der Russlanddeutschen in Witten ist gegen den Ukraine-Krieg. Aber kann sie darüber mit Menschen in der alten Heimat sprechen?

Die Landsmannschaft der Russlanddeutschen in Witten hat zum Ukraine-Krieg eine klare Haltung. „Die Verantwortung trägt Kreml-Chef Putin. Sein Krieg bringt unendliches Leid über das Land“, sagt die Vorsitzende Irina Ulrich.

Russlanddeutsche in Witten spenden für die Ukrainer

Rund 25 Familien gehören der Gruppe in der Ruhrstadt an. Die meisten haben selbst einst in Russland oder einem anderen Land der früheren Sowjetunion gelebt oder es waren ihre Eltern, die dann nach Deutschland gekommen sind. Alle stehen ohnehin ständig im Kontakt, seit dem Angriff noch häufiger.

„Wir sind für Frieden und wollen, dass dieser Krieg ganz schnell ein Ende findet“, sagt die Vorsitzende. Bei den Ukrainern handele es sich um ein Brudervolk, mit dem man in Eintracht zusammenleben wolle. Erst Ende vergangenen Jahres habe der Verein ein Kinderheim im ostukrainischen Uman mit Hilfsgütern unterstützt. In der zurückliegenden Woche haben „wir Medikamente, Lebensmittel und Hygieneartikel am Help Kiosk abgegeben“, sagt Irina Ulrich. Die Dachorganisation der Landsmannschaft hat in einem eindringlichen Appell dazu aufgerufen, die Menschen in der Ukraine jetzt nicht im Stich zu lassen.

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Der Ukraine-Krieg beherrscht die Gespräche untereinander

Irina Ulrich ist die Vorsitzende der Russlanddeutschen in Witten und organisiert Spenden für die Ukraine.
Irina Ulrich ist die Vorsitzende der Russlanddeutschen in Witten und organisiert Spenden für die Ukraine. © Ulrich

Die Vorsitzende selbst stammt aus Kasachstan. Sie zog in den 90er Jahren nach Deutschland und hat noch viele Freunde und Bekannte in Russland. Der Ukraine-Krieg beherrsche inzwischen nahezu alle Gespräche, sagt die 56-Jährige. Sie höre zwar in den Telefonaten durchaus Kritik an Putin, aber das sei nicht durchgehend der Fall. Es gebe auch Stimmen, die dem Westen die Schuld gäben oder ihn in der Verantwortung sähen.

Vor 72 Jahren gegründet

Die Landsmannschaft wurde 1950 gegründet versteht sich laut eigener Darstellung seit ihrer Gründung als Interessenvertretung, Hilfsorganisation und Kulturverein aller Russlanddeutschen in der ganzen Welt.

Es bestehen nach dem Stand von 2020 insgesamt 119 Orts- bzw. Kreisgruppen. Die Mitarbeiter der Landsmannschaft in den Bundes-, Landes und Ortsvorständen arbeiten grundsätzlich ehrenamtlich.

Geld erhält die der Landsmannschaft größtenteils aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden der Mitglieder.

Solche Meinungen müsse man allerdings einordnen, sagt Irina Ulrich. In Russland gebe es so gut wie keine freie Medien mehr und die Berichterstattung werde immer mehr zu einer Propaganda für den Kreml-Chef. „Die Menschen haben kaum unabhängige oder neutrale Informationen.“

Darüber hinaus hätten viele Russen regelrecht Angst, frei ihre Meinung zu äußern, weil sie fürchten, im Gefängnis zu landen. Es bestehe ferner die Sorge, dass so etwas wie Sippenhaft um sich greife und auch andere Familienmitglieder mit Strafen oder Haft zu rechnen hätten. Der Druck, der auf die Menschen ausgeübt werde, sei enorm. „Das zeigen auch die Bilder von Demos, bei denen reihenweise Protestierende verhaftet werden.

Bilder von Bombardements machen Vorsitzende in Witten wütend und ohnmächtig zugleich

Wenn sie Bilder von Bombardements auf ukrainische Städte sieht, steige Wut in ihr hoch, sagt Ulrich. Zugleich spüre sie eine große Ohnmacht. Man müsse Putin endlich aufhalten, damit das Blutvergießen aufhört.

Der Verein ruft weiterhin zu Spenden auf und steht in enger Verbindung mit dem Help Kiosk. Aus den eigenen Reihen haben sich Freiwillige gemeldet, um dort mit anzupacken. „Und wir haben Familien, die Waisenkinder aufnehmen wollen“, sagt die Vorsitzende. Kontakt: 02302/82880, Mail: ulrich06@mail.ru