Witten. Seit 30 Jahren kümmert sich der Verein „Arche Noah“ in Witten ums Wohl der Tiere. Einige Schützlinge sind unvergessen, andere immer noch in Not.
Wenn Iris Drögehorn nachmittags um drei Uhr das Büro betritt, klingelt das Telefon bereits Sturm. „Ja, der Hund ist noch da“, erklärt sie dem Anrufer und „Nein, er ist für eine Wohnung in der dritte Etage nicht geeignet.“ Wie oft sie diese Worte gesagt hat, kann die 75-Jährige längst nicht mehr zählen. Denn sie vermittelt die Tiere schon seit gut 30 Jahren. Im Dezember 1991 hat sie den Verein „Arche Noah – Tiere in Not“ gegründet – und ist seitdem immer die Vorsitzende gewesen.
Fünfmal die Woche hat die Arche am Nachmittag geöffnet, abends bis 18 Uhr. Iris Drögehorn ist aber selten vor acht wieder zu Hause. „Es gibt für mich immer noch was zu tun“, sagt sie und zeigt auf die Aktenordner. Woher sie die Kraft dafür nimmt? „Sie ist einfach tierschutzverrückt“, sagt Hundepfleger Carsten Verhoeven.
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Wittener Verein hat ein Netz von Pflegestellen aufgebaut
Doch damit ist Iris Drögehorn bei der Arche nicht allein. Aus den sieben Mitgliedern bei der Vereinsgründung sind inzwischen 165 geworden, einige davon engagieren sich aktiv. „Wir haben ein Netz von über 20 private Pflegestellen für Tiere in Witten und den umliegenden Städten“, sagt Drögehorn. Um das zu knüpfen, hat sie die Arche vor 30 Jahren ins Leben gerufen. „Denn zu Hause lernt man einen Hund oder eine Katze viel besser kennen als im Zwinger.“ Und das mache eine erfolgreiche Vermittlung dann viel einfacher.
Zehn Jahre nach der Gründung wurde der Verein vom Veterinäramt als „tierheimähnliche Einrichtung“ anerkannt. 2010 hat die Arche dann auch die Fundtierbetreuung für die Stadt Witten übernommen. Vorausgegangen war ein zwei Jahre lang schwelender Streit zwischen Stadt und Tierheim, weil der damalige Vorstand eine deutliche Erhöhung der Zuschüsse gefordert hatte. Schließlich kündigte die Stadt den Vertrag und übertrug die Aufgabe der Arche Noah. „Seitdem kommen die Fundtiere aus Witten zu uns“, sagt Iris Drögehorn. Das Tierheim übernimmt hingegen die aus Wetter, Herdecke, Sprockhövel, Breckerfeld und neuerdings auch Hattingen.
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Arche Noah arbeitet mit dem Dortmunder Tierheim zusammen
Beide Vereine – Arche wie Tierheim – haben ihre Räume seit 2011 auf dem Gelände an der Wetterstraße 77, arbeiten aber getrennt. Eine erfolgreiche Kooperation hat die Arche hingegen mit dem Tierheim in Dortmund. „Wir helfen uns gegenseitig bei den Hunden“, erklärt Fachmann Verhoeven. In einer so großen Anlage wie der in Wischlingen hätten alte Tiere – anders als in Witten – oft keine Chance auf Vermittlung. „Dafür haben die Dortmunder mehr Interessenten für schwierige Hunde.“
Doch die Arche kümmert sich nicht nur um Hunde. Auch Katzen, Vögel und Kaninchen warten dort auf ein neues Zuhause. „Wir hatten sogar schon ein Minischwein. Die Besitzer mussten irgendwann einsehen, dass ihr Schlafzimmer nicht der richtige Ort für das Tier war“, sagt die Vereinsvorsitzende. Das Schwein bekam eine neue Familie – so wie rund 6000 andere Tiere in den 30 Jahren. „Egal ob blinde Katze oder Hund mit drei Beinen, wir haben alle vermittelt“, betont sie stolz.
Vermittlung im ganzen Land
Die wenigsten Hunde, die bei der Arche Noah auf ein neues Zuhause warten, kommen aus Witten. Viele werden aus anderen Städten oder Ländern zur Arche gebracht – und dann auch in ganz Deutschland vermittelt.
Alle Tiere, die in der Vermittlung sind, sind auf der Homepage des Vereins zu finden: arche-noah-witten.de. Das Büro an der Wetterstraße 77 ist mo, di, do, fr von 15 bis 18 Uhr und sa von 10 bis 12 besetzt: 02302 28 40 996. Interessenten können sich aber außerhalb der Öffnungszeiten an die Arche wenden: 02302 39 03 77 und 02302 57 55 8.
Einige Schützlinge bleiben unvergessen
An einige ihrer Schützlinge können sich die Arche-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis heute erinnern. So wie an Zwergdackel Waldemar, der jahrelang in einer Villa in Essen gelebt hatte, ohne je nach draußen zu dürfen. Oder Dalmatinermischling Pepsi, der völlig verängstigt aus einer Tötungsstation kam. Carsten Verhoeven schwärmt: „Der ist dann nach ein paar Wochen so ein toller Hund geworden.“
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Nun wünscht sich der Hundepfleger, dass auch Border-Collie-Mischling Diaz bald seine Menschen findet. Der zweijährige Rüde ist schon seit zwölf Monaten bei der Arche und braucht Besitzer mit Hundeerfahrung. Und dann ist da auch noch der fröhliche Jack-Russell-Terrier, ein Fundtier, das nicht abgeholt worden ist. Iris Drögehorn bleibt zuversichtlich: „Bis jetzt haben wir noch für jeden ein neues Zuhause gefunden.“