Witten. Einen Bürgerwald wird es in Witten vorerst nicht geben, weil das Geld für Wiederaufforstung benötigt wird. Aber es gibt einen anderen Vorschlag.

Ein Bürgerwald wird in Witten vorerst nicht angepflanzt. Das stellte Kämmerer Matthias Kleinschmidt in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses klar. Eine Aufforstung solle es zwar geben. Dabei liege die Priorität aber ganz klar auf den bestehenden, stark geschädigten Waldgebieten in Witten.

Wittener Bürgerwald-Projekt wurde 2019 gekippt

Borkenkäfer und Krankheiten haben dem Wald schwer zugesetzt. Die älteren Fichtenbestände sind fast völlig abgestorben, viele Buchen geschädigt. Alles dafür verfügbare Geld will die Stadt daher nun in die Wiederaufforstung von gut 26 Hektar städtischem Forst stecken. Jährlich sind dafür 120.000 Euro – davon 40.000 aus Landeszuschüssen – bis 2024 eingeplant. Angesichts dieser Kosten müsse ein zusätzlicher Bürgerwald hinten anstehen. Die Planungen würden zur Zeit nicht weiter verfolgt, so Kleinschmidt. Erst müssten die aktuellen Herausforderungen gelöst sein.

Dabei war der Bürgerwald einst fast schon spruchreif. Vor über drei Jahren hat die Wittener Politik beschlossen, dass die Stadtverwaltung die Errichtung eines Bürgerwaldes prüfen sollte. 2019 wurde der Politik eine Vorlage präsentiert, dann aber wieder von der Stadt zurückgezogen, da die Umsetzung auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche in Vormholz strittig war. Das Projekt war gekippt. Nun wird auch die geforderte Neuauflage wieder auf unbestimmt Zeit verschoben.

Das Thema Bürgerwald ist in Witten vom Tisch – zumindest vorerst.
Das Thema Bürgerwald ist in Witten vom Tisch – zumindest vorerst. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Bäume für Bürger soll es dennoch geben. Der Kämmerer regte im Ausschuss die Anpflanzung von Bürgerobstbaumwiesen an. Voraussetzung wäre, dass die Unterhaltung – Pflege, Schnitt und Wässerung – im Wesentlichen mit bürgerschaftlichem Engagement erfolgt, etwa durch Vereine oder Naturschutzgruppen.

Verwaltung schlägt vier mögliche Standorte vor

Aber wo sollen die Obstbäume hin? Waldgebiete scheiden ebenso aus wie Nutzwiesen, stellt die Verwaltung klar. Sie hat vier mögliche Standorte ausgeguckt: eine Fläche an der Pferdebachstraße, schräg gegenüber der Einmündung Rebecca-Hanf-Straße, am Kötterweg in der Nähe der Jägerstraße in Annen, zwischen Schwalbenweg und A 44 sowie am Bommerfelder Ring, beginnend hinter der Neuen Mitte. Alle vier Gebiete seien bislang Wiesenflächen und gut erreichbar, auf zweien stünden bereits einige Obstbäume.

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Obwohl Grüne und CDU einen Bürgerwald gefordert hatten, zeigten sich beide Fraktionen mit dieser Planänderung einverstanden. „Wir können nachvollziehen, dass der Bürgerwald jetzt nicht erste Priorität hat“, sagte Birgit Legel-Wood von den Grünen. Obstwiesen seien eine gute Alternative. „Witten kann gar nicht genug Bäume bekommen.“ Allerdings dürfe der Bürgerwald nicht ganz vergessen werden.

Linke spricht von einem Placebo

Ganz und gar nicht zufrieden mit den Plänen zeigte sich die Linke. Schon der Bürgerwald sei nur ein Placebo gewesen, nachdem die Baumschutzsatzung abgeschwächt worden war, so Oliver Kalusch. „Und jetzt nimmt man uns den auch noch weg – das ist nicht akzeptabel“, schimpfte er. Die Vorlage zeige, dass Bäume keinen guten Stand in Witten hätten – und dass die Stadt ihre Aufgaben auf die Bevölkerung abwälzen wolle.

Dem widersprachen der Kämmerer und der Ausschussvorsitzende Uwe Rath energisch. Da werde nichts abgewälzt. „Die Kommune, das sind wir, darunter viele Bürgerinnen und Bürger, die sich engagieren wollen“, so SPD-Fraktionschef Rath. Mit seiner Ablehnung stand Kalusch schließlich allein. Der Antrag wurde mit einer Gegenstimme angenommen. Die Grünen wollen das Thema Bürgerwald Ende nächsten Jahres noch einmal auf die Tagesordnung bringen.