Witten. Der Bürgerwald in Witten-Vormholz soll ausgerechnet auf einer Fläche entstehen, auf der Bauer Florian Wolff naturnahe Landwirtschaft betreibt.

In Vormholz soll ein Bürgerwald entstehen, in dem die Wittener Bäume pflanzen können – zum Beispiel in Erinnerung an eine Hochzeit oder eine Geburt. Im Ausschuss für Stadtentwicklung (ASU) wird am Donnerstag (12.9.) diese Vorlage der Verwaltung diskutiert, die auf eine Idee der Grünen zurückgeht. Zwei Vormholzer würden da gern ein Wörtchen mitreden: Landwirt Florian Wolff, dessen Familie die ausgesuchte Fläche seit Generationen zur Heugewinnung gepachtet hat, sowie der dort zuständige Jagdpächter Matthias Knittel.

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© funkegrafik nrw | Marc Büttner

Florian Wolff hat aus der Zeitung erfahren, dass er die Fläche an der Kellerstraße vor seiner Haustür vielleicht bald nicht mehr bewirtschaften kann. Die Nachricht haute ihn regelrecht um, denn er meint: Hier würde dann ein Paradies für Waldtiere mit einer Klimaschutz-Idee zerstört.

„Kämmen sich die Verantwortlichen denn morgens mit dem Hammer?“

Der 23-Jährige bemüht sich um eine naturnahe Landwirtschaft. Auf dem gut einen Hektar großen Gelände lässt er darum lediglich Gras für die Heuernte wachsen. Es sei eine der Flächen in Witten, auf der Rehe grasen und Füchse jagen, da sie geschützt liegt und genau an den Vormholzer Wald grenzt.

Bevor er diese Fläche mäht, lässt er extra einen Drohnenpiloten kommen. Das Fluggerät spürt Rehkitze im dichten Gras auf, damit diese nicht vom Mähtraktor erfasst werden. „In Brasilien rodet man den Wald, um Ackerland zu erhalten. Und in Witten soll eine landwirtschaftliche Fläche zerstört werden, um einen Wald neben dem Wald zu pflanzen“, fragt sich Bauer Florian Wolff. „Das ist die völlig falsche Stelle!“ Ein Bürgerwald mache in der Stadt Sinn, aber doch nicht in Vormholz. „Kämmen sich die Verantwortlichen denn morgens mit dem Hammer?“

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Auch der für Vormholz zuständige Jagdpächter Matthias Knittel wurde von der Bürgerwald-Idee völlig überrumpelt. Seine Meinung dazu? „Ich bin überhaupt nicht angetan. Das ist eine Fläche, auf die häufig Füchse draufgehen. Wie soll das mit der Bejagung denn künftig weiterlaufen?“ Für den jungen Landwirt Florian Wolff hätte es sogar wirtschaftliche Konsequenzen, wenn die Stadt ihm die Pachtfläche kündigen würde – wo soll er sonst das Heu für seine Rinder wachsen lassen? „Ich bin gerade erst dabei, den Hof aufzubauen. Das ist kein Massenbetrieb“, betont er.

Besser wieder aufforsten

Vor gut einem Jahr erhielt die Stadtverwaltung von der Politik den Auftrag, die Idee eines Bürgerwaldes zu prüfen. Die Verwaltung nahm mehrere Standorte in Augenschein und favorisiert das 12.500 m² große Gelände an der Kellerstraße, auch weil das Areal mit Auto oder Bus erreichbar sei. Knittel und Wolff kommen da schnell allerhand Alternativen in den Sinn: Besser sollte man durch Sturmschäden verwaiste Flächen in den Wäldern wiederaufforsten oder Industriebrachen in der Innenstadt begrünen.