Wittens erster Bürgerwald – nicht zu verwechseln mit einem „Friedwald“ für Tote – nimmt Gestalt an. Die Stadt hat eine passende Fläche gefunden.
Witten. Im ohnehin schon waldreichen Vormholz soll Wittens erster Bürgerwald entstehen. Das jedenfalls schlägt die Verwaltung dem Umweltausschuss am 12. September vor, nachdem sie von ihm vor gut einem Jahr einen entsprechenden Prüfauftrag bekommen hatte. Was mit einem Antrag der Grünen begann, könnte damit womöglich schon bald Wirklichkeit werden, frühestens aber ab Herbst 2020.
Bei diesem Antrag wusste die Öko-Fraktion eine breite Mehrheit hinter sich, wenngleich seinerzeit Klimaschutz noch nicht in aller Munde und von „Fridays for Future“ in Witten noch keine Rede war. Die Grünen reagierten mit ihrer Bürgerwald-Idee nicht zuletzt auf die abgeschwächte Baumschutzsatzung und den Kahlschlag an der Pferdebachstraße vor deren Umbau. Neues Grün sollte her, am besten mit bürgerschaftlichem Engagement und gerne als Erinnerung an ein besonderes Lebensereignis wie Hochzeit oder Geburt. Sprich: Die Wittener sollen ihren eigenen Wald anlegen. Und Bäume kann es ja nie genug geben, geschweige denn im Zeitalter des Klimawandels.
Mehrere Standorte in Witten-Rüdinghausen und Witten-Herbede geprüft
Die Verwaltung hat mehrere Standorte geprüft, die in Frage kämen, ausschließlich bisher landwirtschaftlich genutzte Flächen in Rüdinghausen, Westherbede und Vormholz. Sie hält ein 12.500 m² großes Gelände „am südlichen Rand“ des Vormholzer Waldes für am besten geeignet.
Die derzeit noch an einen Bauern verpachtete Fläche schließt sich direkt an den vorhandenen Wald an – einer von mehreren Vorteilen, die die Stadt benennt. Ein weiterer: Man könne dort gut hinkommen, sei es mit dem eigenen Auto oder mit dem Bus. Es ist eine schöne Fläche, hoch oben, erreichbar zum Beispiel auch zu Fuß von der Ruine Hardenstein aus.
Die Stadt will ein gewisses „Waldklima“ schaffen, was aber nur ab einer gewissen Größe möglich sei. Eine nicht favorisierte Variante sieht die Pflanzung von „Hochstämmen“ vor. Rund 300 Bäume, die schon ein gewisses Alter und eine bestimmte Größe hätten, wären auf einem Hektar (10.000 m²) denkbar. Der Vorteil: Die Aufforstung an dieser Stelle würde nicht so lange dauern. Aber den Aufwand und die Kosten hielte die Verwaltung für viel zu groß. Je nach Baumart und Umfang wären 100 bis 300 Euro pro Exemplar fällig. Bei jeder, zudem sehr aufwändigen Pflanzaktion (großes Loch, Stützpfähle etc.) müsste die Stadt mit einem Radlader anrücken.
Die von der Stadt favorisierte Variante sieht Aufforstung mit Setzlingen vor
Deshalb wird Variante 2 mit Setzlingen, also Jungpflanzungen, bevorzugt. Hier könnte jeder spenden. Eine 120 bis 150 Zentimeter große Rotbuche etwa sei schon für unter zwei Euro zu haben. Die Pflanzungen ließen sich einfach vornehmen. Auch Schulklassen oder Kindergärten könnten zum Beispiel ins Boot geholt werden. Allerdings würde es einige Jahre dauern, bis ein „waldähnlicher Charakter“ entsteht, wie es in einer Ausschussvorlage heißt. Auf einer großen Tafel ließen sich die Spender verewigen.
„Mit geringen Mitteln könnten wir bei dieser Variante eine große Fläche aufforsten“, sagt Jörg Broll vom Betriebsamt. Je Hektar ließen sich rund 5000 Gehölze anlegen. Welche Baumarten in Frage kämen? „Ausgewählt werden sicherlich Arten, die mit den sich andeutenden Klimaveränderungen besser zurechtkommen“, sagt Broll. Die borkenkäfergeschädigte Fichte oder Kiefer wird es vermutlich nicht sein.
Ob es am Ende tatsächliche die von der Stadt vorgeschlagene Fläche in Vormholz sein wird, ist aber noch offen. Der Ausschuss tagt ja erst noch. Broll: „Wir sind für andere Ideen noch offen.“ Ein Motto hätte er schon für den neuen Forst: „Dein Baum, dein Wald.“