Witten. Witten will fit werden für den Verkehr der Zukunft – und prüft seine Optionen für E-Mobilität. In jedem Stadtteil soll es Car-Sharing geben.
E-Autos sind auf den Straßen Wittens bislang noch ein eher seltener Anblick. Von den rund 60.000 Fahrzeugen, die hier gemeldet sind, fahren derzeit nur 500 rein elektrisch – hinzu kommen noch 477 Hybrid-Fahrzeuge, die also zusätzlich zum Akku noch einen Tank verbaut haben. Doch der Trend zeigt klar nach oben.
So rollten zum Jahreswechsel 2020/21 laut Kreis noch rund 150 E-Autos weniger durch die Ruhrstadt, nämlich 346. Ein Jahr zuvor waren es mit 160 E-Fahrzeugen nicht einmal halb so viele. „Der Anteil erhöht sich, wir müssen jetzt handeln“, sagt darum auch Petra Klein von der städtischen Koordinierungsstelle Stadterneuerung und Klimaschutz. Bis zum Jahr 2030 rechnet sie mit 10.000 E-Autos.
Büro erarbeitet Elektromobilitätskonzept für die Stadt Witten
Im Auftrag der Stadt erarbeitet derzeit ein Dortmunder Büro ein gesamtstädtisches Elektromobilitätskonzept, das analysieren soll, wie (und wo) die Stadt am besten den Umstieg auf elektronisch betriebene Fahrzeuge vorantreiben kann – und zwar nicht nur im Hinblick auf den städtischen Fuhrpark, sondern für alle Bürger. Das Ziel ist dabei klar: So viele E-Fahrzeuge wie möglich auf die Straße bringen – und gleichzeitig insgesamt die Zahl der Autos verringern. Etwa durch Car-Sharing.
Das Thema Elektromobilität könne aber nicht gesondert betrachtet werden, sagt Petra Klein. Vielmehr werde es bei vielen Maßnahmen nun immer mitgedacht. Etwa bei Straßenbauarbeiten oder auch beim neuen Bildungsquartier in Annen. Auch dort sollen Flächen für Ladestationen vorgehalten werden.
40 mögliche neue Standorte für Ladestationen werden geprüft
Rund 40 mögliche Standorte für künftige Ladestationen würden aktuell überprüft, so die Leiterin der Koordinierungsstelle. Dabei spielen baurechtliche Fragen eine Rolle, auch die Kapazität der bereits vorhandenen Leitungen. Die Standorte müssten aber auch der Nachfrage gerecht werden, sagt Klein. Damit sie von möglichst vielen Menschen genutzt werden. Das kann der Parkplatz eines Supermarktes sein oder eben die klassische Ladestation an der Straße. „Das ist ein Element der sozialen Teilhabe und muss zugänglich für jeden sein“, so Klein.
Weil sich auch mit der aktuellen Kaufprämie des Bundes, der bis 9000 Euro beim Erwerb eines reinen E-Autos zuschießt, nicht jeder ein Elektro-Auto leisten kann, setzt die Stadt bei ihrem Konzept aber auch auf das Carsharing, also auf Autos, die von jedem stunden- oder tageweise geliehen werden können. „Zeitnah“ soll in jedem Stadtteil ein entsprechendes Angebot auf die Beine gestellt werden, stellt Petra Klein in Aussicht. Drei Standorte davon sollen sehr kurzfristig benannt werden, seien aber noch nicht spruchreif. Die Umsetzung könne dann – je nachdem, wann Fördermittel fließen, irgendwann im nächsten Jahr starten.
Auch Wohnungsanbieter sollen mit ins Boot
Die Stadt ist auch Mitglied im Netzwerk „Wohnen und Mobilität“, das Wohnungsunternehmen, Kommunen und Dienstleister zusammenbringt und berät. Wohnungsgesellschaften könnten künftig an ihren Häusern Ladestationen anbringen, vielleicht sogar ein Auto zur gemeinsamen Benutzung, also Car-Sharing, für die Bewohner anbieten, sagt Petra Klein. „Gerade in der jüngeren Generation könnte das den Immobilienanbietern auch einen Marktvorteil verschaffen.“
Wo man ein E-Auto buchen kann
Die Dienstfahrzeuge der Stadt können über das Portal drive.de.mer.eco gebucht und ausgeliehen werden. Dazu muss man sich vorab registrieren. Das Angebot gibt es seit 2018 und wurde gemeinsam mit den Stadtwerken und Westenergie initiiert.
Ein Fahrzeug steht am Rathaus (Wideystr.), das andere am Technischen Rathaus an der Annenstraße. Im Herbst 2019 folgte die Erweiterung um zwei Standorte an der Universität Witten/Herdecke (Alfred-Herrhausen-Straße). Ausgeliehen können die Autos in der Regel ab 17 oder 18 Uhr, am Wochenende ganztags.
Aktuell betreiben die Stadtwerke 13 Ladesäulen im Stadtgebiet. Eine Übersicht über die Standorte findet man auf witten.stadtwerkedrive.de/laden-in-witten
Die Stadt selbst will eine Vorreiterrolle einnehmen. Zwei E-Autos, drei E-Transporter und ein paar E-Bikes gehören schon zum Fuhrpark. In den kommenden zwei Jahren sollen bis zu zehn weitere elektronisch angetriebene Fahrzeuge hinzu kommen. Und jedes Fahrzeug, das altersbedingt ausscheidet, soll nach Möglichkeit durch ein elektrisch betriebenes ersetzt werden.