Witten. Alle Welt spricht über Elektroautos. Trotzdem sind sie selbst in großen Wittener Firmen noch die Ausnahme. Ein Problem ist für sie die Reichweite.

Die Mitarbeiter kommen ganz leise daher. Die Kreisverwaltung hat zwei neue BMW’s als Elektroautos angeschafft. Zuvor gehörten schon vier Wagen mit Hybrid-Antrieb und zwei E-Bikes zur Dienstfahrzeug-flotte. In Wittener Betrieben bleibt E-Mobilität derzeit eher noch die Ausnahme. Die Unternehmen tun sich vor allem mit den Kosten und der Reichweite der Akkus schwer.

Der Stahlhersteller Friedrich Lohmann, der sich gerne Umweltbewusstsein auf die Fahnen schreibt, hat bisher noch keine elektrischen Fahrzeuge. Bei Neuanschaffungen würde diese aber in Betracht gezogen, heißt es. Ein Ausschlusskriterium war bisher die vergleichsweise geringe Ladekapazität. Die Deutschen Edelstahlwerke (DEW) sehen darin ebenfalls ein Problem. „Wir beschäftigen uns mit dem Thema, allerdings eher im Hinblick auf Hybrid-Fahrzeuge. Da lässt sich die Reichweite einfach besser kalkulieren“, sagt Marion Göbels vom Bereich Kommunikation. Hybridautos haben sowohl einen Verbrennungsmotor als auch einen elektrischen Antrieb. „Als Dienstfahrzeuge sind Hybrid-Autos für manche Mitarbeiter interessant. Momentan planen wir jedoch noch keine konkreten Investitionen im Bereich Elektro-Mobilität“, sagt die DEW-Sprecherin.

Lieferzeiten von E-Autos betragen ein halbes bis ein Jahr

Beim Weltmarktführer, dem Spezialbaustoffhersteller Ardex, gibt es ein einziges Elektro-Auto unter den Dienstfahrzeugen. Etwas weiter ausgebaut ist die Elektromobilität zum Beispiel im Pflegebereich. Das „Mobile Pflegeteam“ hat gerade erst zwei elektrische Smarts und ein E-Bike für die ambulante Pflege bestellt. „Für uns als Pflegedienst macht das einfach Sinn“, sagt Inhaberin Andrea Taubitz. „Wir fahren nicht hunderte Kilometer am Stück, also können wir die Akkulaufzeit gut überblicken.“ Die Fahrzeuge lassen aber noch auf sich warten, da die Lieferzeiten von E-Autos ein halbes bis ganzes Jahr betragen können. In der Zwischenzeit soll eine eigene Ladesäule gebaut werden.

Auch der Pflegedienst „CareMed“ möchte für die ambulante Pflege umrüsten. Das wird jedoch nicht vor Ende 2020 passieren. Bis dahin gelte noch der aktuelle Leasing-Vertrag, sagt Geschäftsführer Stephan Heidemann. Die Lebenshilfe Witten hat seit rund zwei Jahren ein Auto mit Elektro-Antrieb und auch eine eigene Ladesäule. Geschäftsführer Dieter König bedauert, dass es nicht noch mehr E-Autos sind. „Wir konnten den elektrischen Fuhrpark bislang noch nicht erweitern, weil das doch eine sehr teure Anschaffung ist.“ .

Stadtverwaltung hat zwei elektrische Lastenfahrzeuge

Vorreiter in Sachen Elektromobilität sind die Stadtwerke. Sie haben 2013 das erste E-Auto angeschafft und ihren Fuhrpark seitdem auf elf E-Autos und einige Elektroroller erweitert.

Die Stadtverwaltung hat zwei elektrische Lastenfahrzeuge und mehrere Pedelecs für Dienstfahrten zur Verfügung. Außerdem hat sie Ende 2018 mit den Stadtwerken und Innogy zwei Renaults mit Elektroantrieb angeschafft. Außerhalb der regulären Dienstzeiten können sie von Wittener Bürgern im Rahmen eines Car-Sharing-Angebots ausgeliehen werden – vor allem Wochenende. Für eine Fahrt ins Blaue reicht’s allemal.