Witten. Weil auf der Pferdebachstraße mehr Arbeiter im Einsatz sind, geht es gut voran. Ende 2021, acht Monate später als geplant, soll sie fertig sein.

Wer zurzeit durch die Baustelle der Pferdebachstraße in Witten fährt, staunt nicht schlecht: Die Straße nimmt Formen an. Man ahnt, wie breit die Verbindung von City und Universität demnächst werden wird. Denn: In den letzten drei Monaten kam die Baustelle mächtig voran, vier Bautrupps à 20 Mann arbeiten zeitgleich an verschiedenen Stellen. Mehr als die Hälfte des im Sommer 2017 gestarteten Bauprojekts ist bereits geschafft.

Auf Höhe der Leostraße wurden bereits Bordsteine gesetzt und die Abflussrinnen angelegt - der neue Fahrbahnrand entsteht. Anschließend werden nach und nach die Parkstreifen, Gehwege und die Fahrbahn auf der Straßenseite gebaut, an der das EvK liegt.

Zugleich sind vor dem alten Güterbahnhof die Bagger im Einsatz. Sie tragen die ehemalige Rampe ab. Diese Arbeiten sind Vorbereitungen für neue Versorgungsleitungen im Straßenrand von Westfalenstraße und Pferdebachstraße, die in Kürze verlegt werden. Anschließend wird ein neuer Kanal gebaut.

Der Güterbahnhof wird derweil stehenbleiben. Das Gebäude wurde für die aktuellen Arbeiten gesichert. Der Bereich davor wird später wieder aufgeschüttet, denn dort führt bald der Rheinische Esel entlang.

Bürger melden keine Beschwerden mehr

Hat das durch die Contra-Pandemie verlangsamte öffentliche Leben den Baufortschritt beschleunigt? Schließlich schleichen weit weniger Pkw durch die in Richtung Innenstadt geöffnete Pferdebachstraße. Der große Ärger über Umleitungen ist in der Krisenzeit verstummt. "Bei uns kommen keine Beschwerden mehr an", sagt Stadtbaurat Stefan Rommelfanger. Doch für das gesteigerte Tempo seien andere Dinge verantwortlich.

Ein Grund: Die Baufirma Depenbrock habe ihre Baukolonnen aufgestockt, vier Trupps à 20 Mann. Rommelfanger: "An sechs, sieben Stellen auf der ganzen Länge tut sich was." Sehr zufrieden ist der Stadtbaurat mit der Arbeit eines externen Büros, das mit Aufgaben der Bauherrenvertretung beauftragt wurde und das Tiefbauamt unterstützt.

Denn es hat sich gezeigt: Immer wieder stocken die Arbeiten. Zum Beispiel, weil die Bauarbeiter Leitungen im Boden finden, die so auf den Plänen nicht verzeichnet sind. "Dann braucht es eine schnelle Abstimmung, die entscheidet: Wo soll diese Leitung hin? Denn es sind viele formale Wege zu beachten."

Wirrwarr an Leitungen im Untergrund

Die Hauptarbeit bei der Verlegung und dem Neubau der Pferdebachstraße geschehe im Untergrund. Denn dort, in dem Wirrwarr an Leitungen liegen besonders viele Schwierigkeiten. So sieht man auch innerhalb der Baufelder viele mit Baken abgesperrte kleine Baulöcher. Vor dem medizinischen Zentrum erkennt man zum Beispiel einen tiefen Schacht, in dem mehrere Kanäle in verschiedenen Höhen aufeinandertreffen.

Eigentlich wollte die Stadt mit einer Bürgerversammlung im März über den weiteren Verlauf informieren, diese wurde wegen Corona aber abgesagt. Dabei gibt es vieles zu berichten, denn so flüssig wie es gerade läuft, wird es nicht weitergehen.

Im Sommer wird ein Teil der Straße voll gesperrt

Im Sommer muss eine riesige Ferngasleitung in Höhe des Rheinischen Esels erneuert werden. Das Unternehmen Open Grid Europe plant einen Austausch der Gasleitung auf 60 Metern zwischen Juli und September durch eine Fachfirma. Dabei müsse "erschütterungsfrei" gearbeitet werden und das bedeute: Der Straßenabschnitt wird für ein Vierteljahr komplett gesperrt. Wenn man von Richtung Uni aus in die Stadt fährt, führt eine Umleitung über die Westfalenstraße und die Dortmunder Straße. Das Boni Center und das Medizinische Zentrum sind über die Ardeystraße weiter erreichbar - die Pferdebachstraße ist dann eine Sackgasse. Vorab wird der Kanalbau in der Westfalenstraße vorangetrieben, schließlich wird sie zur Umleitungsstrecke.

Ende 2020 folge der nächste Meilenstein - die neue Brücke für den Rheinischen Esel. Die Arbeiten seien zurzeit ausgeschrieben. Dann kann es zu Einzelsperrungen kommen, etwa wenn die riesigen Brückenteile angeliefert werden.

Auch wenn die Bauarbeiten an der Pferdebachstraße zurzeit gut laufen - pünktlich fertig wird die Straße nicht. Ursprünglich sollte sie im März 2021 freigegeben werden. Aktuell sei man sechs bis acht Monate in Verzug, so der Stadtbaurat. Das heißt, die Straße wäre Ende 2021 fertig.

Info: Fahrbahnuntergrund wird jetzt gekalkt

Ein Grund für die Verzögerung ist der dreimonatige Baustopp zwischen der Leo- und der Westfalenstraße.
Dort hatte die Baufirma Depenbrock die Arbeiten im Sommer eingestellt, weil es eine Auseinandersetzung mit der Stadt über den richtigen Untergrund für den Aufbau einer neuen Fahrbahndecke gab. Depenbrock war der Ansicht, dass die zunächst von der Stadt gewünschte 30 Zentimeter dicke Schotterschicht keinen tragfähigen Untergrund darstelle. Ende Oktober schließlich gingen die Bauarbeiten weiter, weil die Stadt dem Vorschlag des Bauunternehmens aus Stemwede (Kreis Minden-Lübbecke) gefolgt war. Der Fahrbahnuntergrund wird jetzt gekalkt.

Tiefbauamts-Chef Jan Raatz: „Dieses Kalk-Zement-Gemisch verfestigt den Untergrund." Außerdem sorge eine rund 40 Zentimeter dicke Schotterschicht auf der Fahrbahn für den richtigen Frostschutz. „Darauf kommt dann der Asphalt", so Raatz. Im Gehweg-Bereich sei die Schotterschicht 30 Zentimeter hoch. Hierauf werden dann die 30 x 30 Zentimeter großen Gehwegplatten verlegt. Am Freitag (24.4.) lag die Schotterschicht an der Pferdebachstraße bereits bis zur Kita, kurz vor dem Abzweig zum Johannes-Busch-Weg.

Eine Fotostrecke zum Fortschritt der Arbeiten: waz.de/witten