Witten. Auch in Witten und im Kreis sind die Menschen impfmüde. Der Kreis will mit einer Aktion gegensteuern. Am Freitag rollt ein Impfbus nach Witten.
Auch im EN-Kreis hat sich eine gewisse Impfmüdigkeit breit gemacht. Im Gegensatz zu den ersten Monaten der Impfkampagne, als die Menschen sich um die wenigen Termine gerissen hätten, sei nun sehr viel Impfstoff vorhanden, sagt EN-Krisenstabsleiter Michael Schäfer. „Aber überspitzt gesagt: Es kommt keiner.“ Dagegen helfen soll nun eine mobile Impfaktion. Am Freitag (16.7.) soll in Witten der Startschuss dazu fallen.
So will der Kreis mehr Menschen dort abholen, wo sie sich sowieso aufhalten – etwa an Busbahnhöfen, Einkaufszentren und Rathausplätzen. „Wir gehen aktiv zu den Menschen, warten nicht, dass sie kommen“, sagt Schäfer. Der genaue Ort ist noch nicht bekannt. Man befinde sich in letzten Abstimmungen, heißt es dazu vom Kreis. Eigentlich hätte es bereits am Mittwoch (14.7.) losgehen sollen, wegen des vorhergesagten starken Regens habe man sich aber dagegen entschieden.
Linienbus wird Impfbus in Witten
Fest steht aber: Ein Linienbus wird für die Aktion zum Impfbus umfunktioniert. In einem daneben aufgebauten Zelt werden die frisch Geimpften dann eine Viertel Stunde überwacht, bevor sie weiter durch die City schlendern können. „Wie das Angebot angenommen wird, wird sich zeigen. Aber wir sollten nichts unversucht lassen“, sagt der Leiter des Krisenstabes.
Denn obwohl es im Impfzentrum in Ennepetal mittlerweile möglich ist, sich ohne Termin impfen zu lassen, injiziert das Team dort „deutlich weniger Dosen als es könnte“, so Schäfer. Möglich wären bis zu 1000 Spritzen am Tag. Am Samstag (10.7.) waren es aber nur insgesamt 474 Impfungen, am Sonntag (11.7.) 322 und am Montag sogar nur 239 Erst- und Zweitimpfungen. Allein in der letzten Woche sind zudem laut Kreis bis zu 30 Prozent der gebuchten Termine geplatzt. Meist waren das Zweitimpfungen mit einem mRNA-Impfstoff nach einer Erstimpfung mit Astrazeneca.
Vollständig geimpft sind rund 56 Prozent der Menschen über 18 im EN-Kreis
Derzeit haben laut Kassenärztlicher Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) über 70 Prozent der über 18-jährigen Menschen im EN-Kreis ihre erste Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Vollständig geimpft sind etwa 56 Prozent. Doch blickt man auf die gesamte Bevölkerung, nicht nur auf die Volljährigen, sind im Kreis nur etwa 40 Prozent komplett geimpft. „Von der Herdenimmunität sind wir noch weit entfernt“ sagt Schäfer daher. Diese wird in etwa erreicht, wenn 80 von 100 Menschen immun gegen Sars-Cov-2 sind.
Besonders mit Blick auf die laufenden Sommerferien und die Ausbreitung der Delta-Variante bereitet das dem 61-Jährigen Sorge. Schon im letzten Sommer habe man einen starken Anstieg der Infektionen durch Reiserückkehrer beobachtet – auch ohne die deutlich ansteckendere Mutation. „Wir könnten wieder Probleme bekommen“, sagt Schäfer. Besonders, weil so viele junge Menschen noch nicht geimpft seien. Doch bislang fehlt eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission, um auch Jugendlichen zwischen zwölf und 16 Jahren immunisieren zu können.
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Um möglichst viele Menschen von den Vorteilen einer Impfung zu überzeugen, ist nun als weitere Baustein der lokalen Impfkampagne auch das Kommunale Integrationszentrum des Kreises mit an Bord. „Über dessen Netzwerke wollen wir jetzt auch diejenigen Menschen mit Migrationshintergrund erreichen, bei denen uns das bislang noch nicht so gelungen ist, wie wir uns das wünschen würden“, sagt Schäfer.
Delta-Variante bislang 14 Mal im Kreis nachgewiesen
Die Delta-Variante ist im EN-Kreis bislang 14 Mal nachgewiesen worden, davon fünf Mal in Witten. Es sei aber durchaus möglich, dass sie schon häufiger aufgetreten sei und lediglich nicht mehr nachgewiesen werden konnte, so der Kreis. Laut Krisenstabsleiter Michael Schäfer hat sie sich auch hier bereits durchgesetzt und macht deutlich mehr als die Hälfte aller Neuinfektionen aus.
Die Möglichkeit zur Impfung ohne Termin wird derzeit sehr verhalten angenommen: Am Samstag (10.7.) kamen 55 Menschen spontan nach Ennepetal, am Sonntag 79 und am Montag 60 ohne Termin. In dieser Woche ist die Zahl der Erstimpfungen auch extrem eingebrochen. Wurden am Montag vor einer Woche (5.7.) noch 400 Menschen erstgeimpft, waren es an diesem Montag (12.7.) nur noch 129.