Ennepe-Ruhr-Kreis. Immer mehr Menschen lassen ihren gebuchten Impftermin in Ennepetal verfallen. Für das Impfzentrum bedeutet das viel Arbeit. Das sind die Gründe.
Die Zahl der Menschen, die ihren gebuchten Impftermin nicht wahrnehmen, wächst. „Montag waren es 50, am Dienstag schon 60 – und das allein in der Zeit von 8 bis 14 Uhr“, sagt Dr. Christian Füllers, der ärztliche Leiter des Impfzentrums in Ennepetal. Ähnliches berichten Betreiber von Impfzentren in Köln, Gelsenkirchen, Herne, Mülheim und zahlreichen anderen NRW-Städten.
Grund für die nicht genutzten Termin sei, dass viele lieber bei ihrem Hausarzt geimpft würden. „Die Ärzte rufen ihre Patienten kurzfristig an und sagen: Komm doch zu mir“, klagt Füllers. Das habe er nun schon mehrfach gehört – und es ärgert ihn. „Wir schießen uns doch gegenseitig ins Knie – dabei haben wir eigentlich das gleiche Ziel: Möglichst schnell die Menschen zu impfen.“
Zehn Anrufen nötig, um zwei Impfwillige zu finden
Dass Problem, wenn jemand kurzfristig abspringt: Eine Absage des Termins sei technisch im Buchungssystem nicht möglich. Die Mitarbeiter im Impfzentrum merken erst, dass die Impflinge nicht kommen, wenn das Wartezimmer leer ist – und müssen dann schnell reagieren. „Wir greifen zum Hörer und rufen Menschen mit der entsprechenden Priorisierung an“, erklärt Füllers. Das sei sehr aufwändig: Denn immer mehr Menschen auf den Listen, die von den Kommunen zur Verfügung gestellt werden, sind inzwischen geimpft. „Wir müssen sicher zehn Anrufe machen, um zwei Treffer zu landen – und telefonieren dafür manchmal bis zehn Uhr abends.“ Immerhin: Bislang sei es immer gelungen, den kompletten Impfstoff zu nutzen.
Dennoch wartet der ärztliche Leiter dringend auf Verbesserungen bei der Technik. „Das neue Buchungssystem ist bislang genau murksig wie das alte“, schimpft er. Nicht nur, dass keine Absagen möglich sind, es gibt noch mehr Punkte, die ihn stören. So kann eine Email-Adresse nur einmal verwendet werden, dann ist sie gesperrt. „Aber was ist, wenn ich damit einen Termin für Oma gebucht habe“, fragt Füllers. Zudem könnten die Mitarbeiter im Impfzentrum weder den Terminplan einsehen noch Umbuchungen vornehmen. „Wenn jemand einen wichtigen Grund hat, können wir die Impfung verschieben – aber der Termin bleibt im System bestehen. Das kann es doch nicht sein!“
Bürokratische Hürden beim Impfen seien zu hoch
Was Füllers vor allem stört: „Wir kämpfen mehr mit den Regularien als mit dem Impfen.“ Er gebe zu viele bürokratische Hürden. Welche würde er am liebsten sofort abbauen? „Die Priorisierung ist inzwischen so kleinteilig, dass sie praktisch unüberschaubar geworden ist. Dass sollte vereinfacht werden“, so der ärztliche Leiter. Dennoch freut er sich nicht ohne Wenn und Aber auf die von der Kanzlerin für Juni angekündigte völlige Aufhebung der Priorisierung. „Das darf bitte nicht dazu führen, dass Tausende in die Impfzentren stürzen.“ Es müsse klar sein: Nichts geht ohne Termin.
Ab Freitag gibt es die zweite Dosis
An der Angst vor einer Impfung mit Astrazeneca kann es übrigens nicht liegen, dass Termine nicht wahrgenommen werden. Im Impfzentrum wird derzeit praktisch nur noch mit dem Wirkstoff von Biontech geimpft.
Allerdings: Ab Donnerstag (29.4.) geht es auch mit Astrazeneca wieder los. Dann bekommen die ersten Geimpften ihre zweite Dosis.
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Immerhin: Eine erste Entlastung für den Telefon-Marathon der Impfzentren wurde gestern vom Land verkündet: NRW lässt jetzt „Überbuchungen“ bei den Impfterminen von zehn Prozent zu. Sollte die Überbuchung örtlich zu einem Mehrbedarf führen, dann könnten die Impfzentren eine ihnen zugeteilte Reserve an „Moderna“-Impfstoff nutzen, so eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums.