Witten. Wegen Corona konnte die Muttenthalbahn lange nicht fahren. Nun zuckelt sie wieder regelmäßig über die Schienen. Doch etwas ist dabei nun anders.

Lange stand sie auf dem Abstellgleis, jetzt darf sie endlich wieder fahren: Die Muttenthalbahn ist am Sonntag angerollt. Viele Familien mit Kindern haben die Fahrt mit einem Ausflug in die Umgebung verbunden. Ein Highlight fiel bei der Tour allerdings weg: der Streckenabschnitt auf dem Gelände der Zeche Nachtigall.

Spende erbeten für die Zugfahrt: Der dreijährige Felix steckt ein paar Münzen in die Sparbüchse von Schaffner Herrmann Kassebaum. Mutter Cordula und Schwester Pia (6) schauen zu. Beim Tourstart des Museumszuges des Gruben- und Feldbahnmuseums Zeche Theresia mussten die Fahrgäste keine Tickets kaufen.
Spende erbeten für die Zugfahrt: Der dreijährige Felix steckt ein paar Münzen in die Sparbüchse von Schaffner Herrmann Kassebaum. Mutter Cordula und Schwester Pia (6) schauen zu. Beim Tourstart des Museumszuges des Gruben- und Feldbahnmuseums Zeche Theresia mussten die Fahrgäste keine Tickets kaufen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

„Gott sei Dank geht es wieder los“, sagt Lokführer Bastian Eberle von der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Muttenthalbahn. Mehr als eineinhalb Jahre lang durfte die Kleinbahn aufgrund der Corona-Pandemie nicht fahren. Die Arbeit habe ihm gefehlt: „Wir machen das ja alle, weil wir Spaß daran haben.“ Pünktlich um elf Uhr fährt er am Sonntag zum ersten Mal wieder am Bahnsteig vom Parkplatz Nachtigallstraße ein.

Café Theresia in Witten ist ebenfalls wieder geöffnet

Dort wartet bereits Familie Hofmann aus Herdecke. Vater Alexander ist gebürtiger Wittener und selbst als Kind zuletzt mit dem Museumszug des Gruben- und Feldbahnmuseums Zeche Theresia gefahren. Jetzt ist er mit seinen eigenen Nachwuchs Pia (6) und Felix (3) hier. „Ich habe den beiden heute Morgen Fotos gezeigt. Ich glaube, so schnell haben sie sich noch nie angezogen“, sagt er lachend. Sohn Felix ist ein großer Eisenbahn-Fan.

„Alle einsteigen!“, ruft Matthias Kleemeier von der Arge Muttenthalbahn. Er betätigt die Trillerpfeife, dann klettert er selbst auf den vorderen Wagen und die Bahn fährt los. Nächster Halt: Zeche Theresia. Das dortige Café ist ab jetzt ebenfalls wieder geöffnet, wenn die Bahn fährt. Dort gibt es Butterwaffeln, Schmalzstullen, Bockwürstchen und Getränke.

Fahrgäste müssen keine Tickets kaufen

Hermann Kassebaum, zweiter Vorsitzender der Arge Muttenthalbahn, geht mit einem Sparschwein an der haltenden Bahn entlang. Die Fahrgäste müssen derzeit keine Tickets kaufen, sondern werden nur um eine Spende gebeten. Der Grund: Die Bahn fährt nicht wie üblich bis auf das Gelände der Zeche Nachtigall. Kurz vor dem Tor des Zechengeländes ist Schluss, dann geht es wieder zurück. Schuld daran ist ein Streit zwischen dem Bahnbetreiber Arge Muttenthalbahn und der Zeche Nachtigall.

Familienausflug: Vater Abhishek, die Kinder Mohan (2) und Nandika (5) sowie Mutter Anna freuen sich auf die erste Fahrt mit der Muttenthalbahn.
Familienausflug: Vater Abhishek, die Kinder Mohan (2) und Nandika (5) sowie Mutter Anna freuen sich auf die erste Fahrt mit der Muttenthalbahn. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Wann die Muttenthalbahn fährt

Die Muttenthalbahn fährt ab jetzt an jedem ersten und dritten Sonntag im Monat. Sie startet von 11 bis 17 Uhr stündlich am Parkplatz Nachtigallstraße. Die Fahrt ab dort und wieder zurück dauert ungefähr eine dreiviertel Stunde. Während der Fahrt und auf dem Museumsgelände müssen medizinische Masken getragen werden. Die Fahr-Saison geht bis zum 17. Oktober.

„Für die Besucher ist das natürlich schade. Wenn sie die Zeche Nachtigall sehen möchten, müssen sie erst wieder in die andere Richtung fahren und dann zurücklaufen“, sagt Kassebaum. Den meisten Familien scheint das am Sonntag jedoch nicht viel auszumachen. „Es geht ja um die Fahrt an sich. Und wir laufen sowieso gerne mit unseren Kindern“, sagt Alexander Hofmann.

Bei der Fahrt können Familien Bergbaugeschichte und Natur erleben

Die Bahnfahrt ist auch für Familie Kaushish aus Witten das wichtigste Erlebnis. „Hier wurden früher die Kohlen transportiert“, erklärt Anna Kaushish ihrer Tochter Nandika (5), während die Bahn an den alten Wagen vorbeizuckelt. Neben dem Stück Bergbaugeschichte, das sie hier erleben können, ist auch die Natur zum Greifen nah. „Ahh, Brennnesseln“, sagt Anna Kaushish lachend und rückt ein Stück von der offenen Seite des Wagens weg.

Nach etwa 45 Minuten hält die Bahn wieder am Parkplatz Nachtigallstraße. Dort warten schon die nächsten Familien. „Schön war’s“, sagt Alexander Hofmann – und macht sich mit seiner Familie zu Fuß auf den Weg zurück Richtung Zeche Nachtigall.