Witten. Im Rahmen der IGA soll die Zeche Nachtigall attraktiver werden. Der Verein Arge will dem LWL aber kein Gebäude auf dem Ritz-Gelände überlassen.
Es ist ein Leuchtturm-Projekt: Im Rahmen der Internationalen Gartenbauausstellung (IGA) 2027 soll das Muttental für Besucher noch attraktiver werden. Der Landschaftsverband (LWL) plant für seine Zeche Nachtigall ein neues, repräsentatives Eingangsgebäude und möchte auch seine Ausstellungsfläche erweitern. Deshalb hat der LWL Interesse an einem Gebäude der früheren Eisengießerei Ritz, deren Gelände direkt ans Museumsgelände angrenzt. Der Verein Arge Muttenthalbahn winkt jedoch ab.
Die Arge ist bis 2059 Pächter des früheren Gießereigeländes, das der Recklinghäuser Immobilienfirma Casa Real gehört. Der Verein, der das Gruben- und Feldbahnmuseum Zeche Theresia und die Muttentalbahn betreibt, will auf dem einstigen Ritz-Gelände ein Deutsches Grubenbahn-Museum bauen. Hannsjörg Frank von der Arge Muttenthalbahn zeigt Verständnis für die Museumspläne des LWL. Diese solle der Landschaftsverband aber auf seinem eigenen Grundstück verwirklichen, sagte er auf Anfrage unserer Redaktion. Und fügte hinzu: „Wir werden als Pächter kein Gebäude abtreten.“ Dieses sehe auch der Eigentümer des Ritz-Geländes so.
Beauftragte Büros haben zwei Vorschläge zur Entwicklung der Museen im Muttental vorgelegt
Stadtbaurat Stefan Rommelfanger hatte im vergangenen Jahr erklärt, er bemühe sich um eine Lösung, die beiden Seiten gerecht werde. Das Essener Architekturbüro Böll sowie die Planergruppe Oberhausen wurden mit einer Rahmenplanung für die Museums-Projekte der Arge und des LWL beauftragt. Das Ergebnis, ein von der Stadt und dem LWL finanzierter Masterplan, stellte Rommelfanger jetzt im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klima vor. Die Planer haben nicht nur ein mögliches Konzept erarbeitet, sondern zwei Vorschläge zur Entwicklung der Museen vorgelegt.
Plan eins sieht vor, dass der ältere Teil der ehemaligen Ritz-Gießereihalle von 1906, der direkt an die Zeche Nachtigall grenzt, vom Landschaftsverband saniert und umgebaut wird. Eine Lösung, die der LWL favorisiert, wie Sprecher Markus Fischer gegenüber unserer Reaktion betonte. Die Halle solle für museumspädagogische Angebote und Ausstellungen genutzt werden. Die Planer schlagen außerdem vor, dass die Arge Muttenthalbahn den jüngeren Teil der Gießereihalle von 1968 für ihr geplantes Grubenbahnmuseum saniert.
Verein Arge in Witten möchte, dass die Zeche Nachtigall auf ihrem eigenen Gelände erweitert wird
Auch hier winkt Hannsjörg Frank ab: „So etwas wäre viel zu kostspielig.“ Die alte Gießereihalle müsse seiner Ansicht nach abgerissen werden. Der Verein plane weiterhin einen Neubau für sein Museum auf dem Ritz-Gelände. Den zweiten Vorschlag der Büros Böll und Planergruppe Oberhausen würde die Arge dagegen begrüßen. Dieser sieht vor, dass die Zeche Nachtigall alleine auf ihrem bisherigen Gelände erweitert wird.
Bei beiden im Ausschuss vorgestellten Plänen ist ein Neubau für das Besucherempfangsgebäude links neben der Ringofenanlage der Zeche Nachtigall vorgesehen. In den Neubau soll auch die Museums-Gastronomie einziehen. Stadtbaurat Stefan Rommelfanger betonte, dass das Gebäude in einer Sichtachse zur Nachtigallbrücke liegen werde. Am dortigen Ruhrufer, von dem aus früher Schiffe die Kohle aus dem Muttental bis nach Duisburg-Ruhrort transportierten, soll ebenfalls eine Ausstellungsfläche entstehen.
Ausschuss sprach sich dafür aus, den Museumsausbau weiter voranzutreiben
Oliver Kalusch von den Linken kritisierte im Ausschuss, dass es vor den vom Stadtbaurat vorgestellten Planungen eine Abstimmung mit dem Eigentümer des Ritz-Geländes hätte geben müssen. „Diese Abstimmung ist noch nicht erfolgt.“ Der frühere SPD-Ratsherr Klaus Wiegand, als Beirat für Denkmalpflege im Ausschuss, plädierte für einen Kompromiss zwischen Landschaftsverband und Arge. Angesichts der IGA wäre es wichtig, in der Sache weiterzukommen, betonte er. CDU-Ratsmitglied Tobias Grunwald sprach von einem der größten touristischen Maßnahmen in Witten in den vergangenen Jahren. „Unsere Fraktion begrüßt das sehr.“
Eisengießerei Ritz produzierte seit den 20er Jahren
Die Eisengießerei Heinrich Ritz wurde seit den 20er Jahren auf dem westlichen Teil des Geländes Zeche Nachtigall betrieben. Die Firma stellte Grauguss-Produkte für die Industrie und Bergwerke her. Bis in die 70er Jahre fertigte Ritz Gießereiprodukte für das Rheinstahlwerk in Annen und das Wittener Edelstahlwerk.In den 80er Jahren geriet das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten. Die Ritz-Kundschaft kam vorwiegend aus der Schwerindustrie, die in Probleme geraten war. 1990 wurde Ritz an die Dossmann GmbH verkauft. Der Wittener Historiker Klaus Wiegand: „Die Produktion wurde kurze Zeit später eingestellt.“
Mit einer Gegenstimme der Linken sprach sich der Ausschuss dafür aus, den Museumsausbau auf der Grundlage des von den beauftragten Büros vorgelegten Masterplans weiter voranzutreiben. Die Stadt wurde beauftragt, die Förderung der Maßnahme im Rahmen der IGA rechtzeitig zu beantragen.