Witten. Von der einstigen „Luxus“-Haltestelle in Witten ist nicht viel Luxus geblieben. Kaputte Scheiben und Graffitis. Wie der Bürgermeister reagiert.

Der Bürgermeister stand gerade zuhause am Herd, als abends das Telefon klingelte: Vandalismus an der Rathaus-Haltestelle. Wieder waren Scheiben zu Bruch gegangen, diesmal an dem Toilettenhäuschen. Lars König machte sich gleich auf den Weg. Er ist fassungslos, wie sich einige Zeitgenossen im öffentlichen Raum verhalten und was sie damit veranstalten.

Bürgermeister von Witten hat Schaden an Toilettenhäuschen fotografiert

Der Bürgermeister hat den Schaden an dem Toilettenhäuschen vor dem Rathaus in Witten dokumentiert.
Der Bürgermeister hat den Schaden an dem Toilettenhäuschen vor dem Rathaus in Witten dokumentiert. © Lars König

König hat den Schaden an dem WC-Gebäude per Handykamera dokumentiert. Eine der großen hellgrünen Scheiben wurde demoliert, das Pflaster auf dem Rathausplatz war nach der Tat von Splittern übersät. Was soll nur aus der Stadt werden, wenn hemmungslose Zerstörungswut immer wieder um sich greift, fragt sich der 50-Jährige. Konsequent will er mit Polizei, Ordnungsamt und auch Streetworkern, sprich Sozialarbeitern, gegen jede Form von Randale und Vandalismus vorgehen. Inzwischen sieht man nur noch nacktes weißes Styropor, dort, wo einst Glas das futuristische grüne Toilettenhäuschen schmückte.

Rathaus-Haltestelle kostete über eine halbe Million Euro

Immer wieder kommt es auch in den Wartezonen der Rathaus-Haltestelle zu Beschädigungen. Den Fahrgästen fallen die fehlenden Glaswände und Schmierereien kaum noch auf, so sehr haben sie sich an den Missstand schon gewöhnt. Es zieht durch sämtliche Ritzen, und das liegt nicht nur an dem wie ein Bumerang geschwungenen weißen Dach. Als „Luxus“-Haltestelle wurde die Bus-Station wegen Kosten von über einer halben Million Euro einst verspottet. Nun, Luxus sieht wohl anders aus.

Muss das denn sein, dass man alles kaputt macht“, sagt Mia Schulz (88), die an diesem Donnerstagmittag gerade auf ihren Bus nach Vormholz wartet. Geradezu „scheußlich“ sei es, wenn es regnet. „Dann kommt hier alles durch.“ Zugegeben: Das liegt dann nicht nur an den kaputten Scheiben, sondern auch dem Dach, das zwar futuristisch wirkt, aber als Schutz zu wünschen übrig lässt. Aber das ist eine andere Geschichte.

„Unmöglich“ - so kommentiert Marie-Luise Buchholz (66), die gerade auf ihre Mutter wartet, den erbärmlichen Zustand der Haltestelle. Inzwischen äußern die Fahrgäste sogar Verständnis dafür, wenn Reparaturen ausbleiben oder zumindest nicht zeitnah erfolgen. „Es kostet ja einen Haufen Geld“, sagt die 66-Jährige.

Zweifelsohne ein Hingucker: Die „Bumerang“-Haltestelle verdankt ihren Namen der Form des futuristisch wirkenden Daches.
Zweifelsohne ein Hingucker: Die „Bumerang“-Haltestelle verdankt ihren Namen der Form des futuristisch wirkenden Daches. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Gucken wir doch einmal genauer hin: Der obere Teil der Haltestelle (vom Rathaus aus gesehen) wirkt mit dem türkisgrünen Toilettenhäuschen noch ganz noch annehmbar, sieht man vom Styropor-Ersatz nach den jüngsten Vorfällen einmal ab. Dann kommt das erste Glas-Rondell.

Die Holzbank wirkt auch schon etwas angefault. Dort fehlen momentan zwei große Glaselemente. In einer Fuge liegen noch Splitter. Außerdem klaffen drei weitere Lücken. Hier fehlen die etwas schmalere Scheiben. Der Fahrplan hängt nur noch auf einer – früher ebenfalls mal gläsernen – braunen, völlig verschmierten Fläche.

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Im zweiten Glas-Rondell sieht es etwas besser aus. Dort vermisst man „nur“ drei der engeren, senkrechten Scheiben.

18-Jährige aus Witten: „Hier wurde doch jeden Samstag etwas zerstört“

„Hier wurde vor der Ausgangssperre doch jeden Samstag was zerstört“, sagt die 18-jährige Celine, die auf ihren Bus wartet und an jugendlichen Vandalismus glaubt. „Alkohol, Mutproben...“ sagt sie, nach möglichen Gründen für diese Form der Gewalt gefragt. „Ich glaube, das ist hier schon öfter repariert worden. Aber ich kann gut nachvollziehen, wenn man sagt, dass es keinen Sinn mehr macht“, sagt die junge Frau. Ein anderes Mädchen, das wir treffen, hat sogar schon einmal miterlebt, „als eine Scheibe eingetreten wurde“.

Ausbesserungen im „fünfstelligen“ Bereich

Die Stadt konnte die Höhe der aktuellen Schäden an der Rathaus-Haltestelle noch nicht beziffern. In der Vergangenheit erfolgten schon Ausbesserungen im „fünfstelligen“ Bereich.

Der Busstopp ist in Regie der Stadt, nicht der Bogestra.

Ein Bus nach dem nächsten stoppt, der 379er nach Bommern, der 320er Richtung Herbede. Dabei sei die Haltestelle einmal richtig schön gewesen, sagt Celine. Mit dieser Meinung steht sie nicht mal alleine da. Abends wird sie zeitweise in ein richtig schönes Licht getaucht. Man muss ja nicht alle Ecken der einstigen „Luxus“-Haltestelle ausleuchten.